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Schreckensbleich

Schreckensbleich

Titel: Schreckensbleich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Urban Waite
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und gar preisgaben.
    »Na los«, drängte Grady. »Nehmen Sie eins. Das Gewicht ist ausbalanciert, so dass es sich anfühlt, als wär’s gar nichts, wenn Sie den ersten Schnitt machen. Manchmal muss man sich echt vorsehen. Es ist, als würde man Fisch mit einem Laserstrahl zerteilen.«
    Hunt blickte zu Grady hinauf, und die ganze Zeit sah Grady ihn einfach mit diesem dämlichen halben Lächeln an. Das Mädchen hinter ihnen bekundete mit einem lauten Ruf eine Entdeckung, doch die beiden Männer wandten den Blick nicht ab. »Wofür ist das hier?«, erkundigte sich Hunt und zog ein kleines Messer aus dem Koffer.
    Grady schielte auf das Messer hinunter. »Vorsicht«, mahnte er. »Zeugen.«
    Hunt sah ihn an.
    »Bloß ein kleiner Anfall von Monroe-Humor, das ist alles«, beschwichtigte Grady. »Das ist ein Ausbeinmesser. Das benutze ich meistens für kleine Schnibbeleien.« Er deutete auf seine eigene Schulter und zeigte Hunt, wo die Bänder und Sehnen verliefen.
    »Es heißt, Jacques Pépin kann ein Huhn in fünf Sekunden entbeinen. Wissen Sie, wer das ist?«
    »Was hat Ihre Schulter denn mit einem Huhn gemein?«
    »Mehr, als man erwarten würde.«
    Hunt blickte auf das Messer in seinen Fingern hinab.
    Grady streckte die Hand aus, und Hunt gab ihm das Messer zurück. »Bin gerade damit fertig geworden, so ein kleines asiatisches Ferkelchen auszunehmen«, sagte Grady mit demselben entstellten Kichern. »Ein hübsches kleines Ding. Halten Sie Ihre Messer scharf, dann schneiden sie durch so ziemlich alles.« Er lächelte, und der dünne, fast farblose Haarstrich über seiner Lippe legte sich flach an.
    Hunt hielt die Metallsäge hoch. »Das Ding ist ganz schön heftig«, meinte Grady. »Genau das, wofür Sie es halten. Das brauche ich hauptsächlich für größere Sachen, ganze Schweine, Lammkeulen. Um was Großes klein zu machen.« Er machte eine kleine Bewegung mit der Hand, malte sich die Schnitte aus. »Wenn’s sein müsste, würde ich das mit verbundenen Augen hinkriegen.«
    »Wirklich?
    »Wirklich.«
    »Ich würde mich ja gern länger unterhalten, aber …«
    »Sie müssen los«, kam Grady zum Schluss.
    »Ja.«
    »War mir wirklich ein Vergnügen«, versicherte Grady und streckte Hunt die Hand hin.
    Die Hand, die Hunt ergriff, war dicker, als er erwartet hatte, voller Muskeln und ein wenig pummelig. »Vielleicht kriegen Sie ja eines Tages Ihr Boot.«
    »Ja, vielleicht.«
    Grady stand da und sah zu, wie Hunt das Boot losmachte und es ein Stück ins Wasser hinausschob. Der Motor sprang an, und Hunt spürte, wie sich das Heck senkte. Der Bayliner löste sich vom Steg und wendete, hielt auf das Ende der Mole zu. Als Hunt sich umblickte, stand Grady immer noch da, mit seinem Messerkoffer in der Hand, und sah ihm nach.
    ***
    Grady fuhr einen alten viertürigen Nissan mit eckiger Karosserie, der auf einen anderen Namen zugelassen war. Er sah zu, wie Hunt ablegte und eine Wende zum offenen Meer hin machte.
    Dann ging er zurück zu seinem Auto und öffnete seinen Koffer. Unter dem Sitz hatte er eine AR-15 mit abnehmbaren Kolben und einem Stutzen, der für große Entfernungen ausgetauscht worden war. Die Waffe war mit ausgeklinktem Kolben ungefähr so lang wie die Metallsäge, etwa fünfundvierzig Zentimeter. Er verstaute sie in dem Koffer.
    Hunt mit den Messern hantieren zu sehen, hatte ihn erregt, genauso, wie manche Tiere mit ihrem Fressen spielen, bevor sie es verzehren. »Lassen Sie ihn die Übergabe durchziehen, und tun Sie es dann«, hatte der Anwalt am Telefon gesagt. Es war eine Schande, dass er so etwas wie ein Gewehr benutzen musste, um etwas so Simples zu bewerkstelligen.
    Er brauchte fünfzehn Sekunden, um das Vorhängeschloss am Tor des Jachtstegs zu knacken. Dann drückte er das Tor hinter sich zu und hängte das Schloss wieder ein. Den Koffer trug er bei sich, und als er ein dunkelblaues Boot mit zwei Volvo-Motoren fand, warf er ihn hinein und stieg an Bord.
    ***
    Vor zwölf Stunden hatte Eddie es Hunt folgendermaßen erklärt. »Wenn du abhaust, benutzen die Nora, um an dich ranzukommen. Wenn du Nora mitnimmst, benutzen sie mich.« Eddie lachte, als wäre irgendetwas daran komisch. An dem Ganzen war überhaupt nichts komisch, doch er konnte nichts gegen das nervöse Lachen tun. »Der Junge ist tot. Er ist erledigt, verdammt noch mal. Die haben ungefähr fünf Stunden gebraucht, um das zu arrangieren, nachdem er im Knast angekommen war. Der einzige Grund, warum du noch nicht tot bist, ist, dass du genug

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