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Schreckensbleich

Schreckensbleich

Titel: Schreckensbleich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Urban Waite
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Weg finden werden.«
    ***
    Am frühen Abend ging Sheri ans Telefon und reichte Drake nach einem raschen Gruß den Hörer über den Tisch. Sie spielten Scrabble und tranken Rotwein aus den Wassergläsern aus dem Badezimmer. »Ja«, meldete sich Drake. Er hörte einen Moment lang zu, dann erhob er sich aus seinem Sessel und schrieb eine Adresse auf.
    Als sie in dem Restaurant ankamen, ging ihnen auf, dass sie nicht passend angezogen waren. Und sofort wollte Drake ins Taxi zurück und wegfahren. Agent Driscoll saß da, und als sie auf ihn zukamen, stand er auf und begrüßte sie. Er hielt seine Krawatte fest, als er sich vorbeugte, um ihnen die Hand zu geben. »Heute ohne Hut?«
    »Ja, ich hatte keine Lust mehr, das Ding zu tragen. Jeder wollte wissen, wann das Rodeo losgeht.«
    »Witzig. Allerdings überrascht mich das nicht. Sie wären genau der Richtige dafür.«
    »Das ist ein sehr schönes Restaurant«, stellte Sheri fest.
    »Lassen Sie sich bloß nicht täuschen«, erwiderte Driscoll. »Geht alles aufs Spesenkonto.«
    Drake riss den schlechten Witz: »Verbrechen zahlt sich also doch aus.« Und sofort tat es ihm leid, dass er das gesagt hatte. Er kam sich vor wie ein Idiot. Aber Sheri lachte, um nett zu sein, und Driscoll lächelte, obwohl Drake den Eindruck hatte, dass er diesen Spruch schon ein paar Mal gehört hatte.
    Nachdem sie Platz genommen hatten, fragte Driscoll nach der Zeitung. »Ich habe mir eine aus der Lobby mitgenommen«, antwortete Drake.
    »Erste Seite vom Lokalteil. Gar nicht so schlecht, wie?«
    »Ich hab’s nicht gelesen«, erwiderte Drake.
    »Warum denn nicht? Man wird doch nicht jeden Tag zum Helden.«
    »Steht das so da drin?«
    Driscoll wandte sich an Sheri. »Wie fühlt es sich an, mit so einem Mann verheiratet zu sein?«
    »Traumhaft«, antwortete Sheri.
    »Kann ich mir vorstellen.« Der Agent wandte sich wieder Drake zu. »Sie haben die Story nicht gelesen?«
    »Davon gab’s jede Menge, als mein Vater ins Gefängnis gekommen ist. Hat mir gereicht.«
    »Sheri«, meinte Driscoll, »Sie haben den Artikel doch bestimmt gelesen?«
    »Ich hab mal kurz draufgeschaut.«
    »Und?«
    »Ich will nur wissen, ob mein Mann sich wegen irgendetwas Sorgen machen muss«, sagte Sheri.
    »Nein«, versicherte Drake. »Überhaupt nicht.«
    Sie bestellten, und als das Essen kam, gab Driscoll die Neuigkeit von dem Jungen zum Besten.
    »Das ist ja furchtbar«, stieß Sheri hervor.
    »In der Zelle? Während die Wachen davorstanden?«
    »Anscheinend hat es niemand gesehen.«
    »Als ich das letzte Mal nachgeschaut habe, waren zehn Mann in dieser Zelle.«
    »Jetzt sind es neun«, bemerkte Driscoll trocken. »Keiner von ihnen sagt, er hätte was gesehen oder gehört. Neun Mann in einer sechzehn Quadratmeter großen Zelle.«
    »Wie konnte das passieren?«, fragte Sheri.
    »Überhaupt nicht, es sei denn, der Junge hatte einen Herzinfarkt.«
    »Und, hatte er einen?«
    »Nein, es sei denn, sein Herz ist hochgesprungen, hat ihm den rechten Arm gebrochen, ihm das Gesicht zertrümmert und ihm dann das Genick gebrochen.«
    »Lassen Sie’s gut sein.« Drake sah Sheri an.
    Driscoll lachte kurz auf.
    »Sollten wir uns deswegen Sorgen machen?«, wollte Drake wissen.
    Driscoll kaute weiter, und als er fertig war, meinte er: »Der Einzige, der sich Sorgen machen muss, ist der zweite Mann. Unser Fall ist zum Teufel. Wir haben an die zweihundert Kilo Koks und niemanden, den wir deswegen anklagen können. Ich würde sagen, wenn er nicht erschossen, erstochen, ertränkt oder sonst wie eliminiert worden ist, dann passiert das bald. Auf jeden Fall ist es leichter, ihn umzubringen, als jemanden wie Sie.«
    »Wieso sagen Sie das?«
    »Sie sind ein Deputy. In manchen Staaten bedeutet das automatisch die Todesstrafe.«
    »Nicht in diesem hier«, gab Drake zu bedenken.
    »Hören Sie, es gibt hier nichts, weswegen man sich Sorgen zu machen braucht.«
    Sheri sah Drake besorgt an.
    »Ich versuche nur, mich zu verabschieden«, sagte Driscoll. »Stilvoll.« Er hob sein Besteck und vollführte einen kleinen Salut vor dem ganzen Saal.
    »Wegen diesem zweiten Mann bin ich heute losgefahren und habe mir ein paar Reitställe angesehen. Kann nicht behaupten, dass ich viel gefunden habe.«
    Die Gabel auf halbem Weg zum Mund, hielt Driscoll mitten in der Bewegung inne. »Sind Sie jetzt Detektiv?«
    »Nein. Aber ich kann nicht rumsitzen und nichts zu tun haben.«
    Driscoll bedachte Drake mit einem eigentümlichen kleinen Lächeln, das so ziemlich alles

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