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Schreckensbleich

Schreckensbleich

Titel: Schreckensbleich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Urban Waite
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dann trat sie zur Seite und ließ ihn durch. Ein Mann saß am Tisch, massig und unrasiert; schwarze Stoppeln zeigten sich auf seiner dunklen Haut. Drake nahm den Hut ab und strich sich das schüttere Haar glatt. Die Frau bot ihm einen Stuhl an. Er lehnte ab, beugte sich über dem Tisch und streckte dem Mann die Hand hin. »Bobby Drake, Sir.«
    »Freut mich, Bobby«, erwiderte der Mann, nannte jedoch seinen Namen nicht.
    »Es dauert wirklich nur einen Moment«, versicherte Drake. »Ich wüsste gern ein bisschen über Pferde und so.«
    »Sie sehen aus, als wüssten Sie schon das eine oder andere«, bemerkte die Frau. Sie betrachtete seinen Hut.
    »Ach, das«, meinte Drake. »Der gehört bloß zum Kostüm.«
    »Mein Mann trägt manchmal auch so einen, aber auf dieser Seite der Berge sieht man die nicht so oft.«
    Drake sah den Mann am Tisch an. Er schien nicht gerade der Cowboyhut-Typ zu sein, oder überhaupt ein Huttyp, mit dem schwarzen, nach hinten geklatschten Haar und Gesichtszügen, die durchaus mexikanisch sein konnten, aber eigentlich auch alles mögliche andere.
    »Ich heiße Nora«, sagte die Frau.
    »Bobby.«
    »Was wollen Sie denn wissen, Bobby?«
    »Auf der Rennbahn haben sie gesagt, Sie halten jetzt schon seit fast zwanzig Jahren Pferde.«
    »Das stimmt.«
    »Da kriegen Sie es bestimmt mit ’ner Menge verschiedener Leute zu tun.«
    »Mit allen möglichen.«
    »Ich wüsste wirklich gern, wie man reiten lernt.« Das Bild des Mannes, der ohne Sattel in den dichten Wald preschte, stieg in ihm auf, der Puls des Tieres. »Ich meine, so richtig reiten, wie im Film.«
    Nora lachte und sah weg, und als sie ihm das Gesicht wieder zuwandte, waren ihre Augenwinkel feucht. »Wie alt sind Sie?«, wollte sie wissen.
    »Dreißig.«
    »Haben Sie schon mal auf einem Pferd gesessen?«
    »Meine Familie hatte früher ein paar, aber jetzt nicht mehr. In letzter Zeit ein einziges Mal.«
    »Ich zeige Ihnen mal was.« Sie ging mit ihm zur Hintertür hinaus und zur Reitbahn. »Das da nennt man eine Tripplebar, und das da ist ein Oxer. Wir unterrichten nicht, aber ich kann Ihnen eine Telefonnummer geben, da können Sie anrufen und Reitstunden nehmen. Sie wohnen hier in der Gegend, nicht wahr?«
    »Oben im Norden, aber ich habe hier unten ein paar Tage geschäftlich zu tun. Glauben Sie, die können mich kurzfristig in ihren Plan quetschen?«
    »Sie sehen nicht gerade aus, als hätten Sie ein Problem damit, sich irgendwo reinzuquetschen.« Nora lachte. »Warten Sie hier, ich hole die Telefonnummer.«
    Drake sah ihr nach. Der Mexikaner stand in der Hintertür und schaute zu ihnen heraus, und als sie die Stufen hinaufstieg, folgte er ihr. Drake ging zum Stall hinüber und hielt den Pferden die Hand hin; er zählte sechs Pferde für zehn Boxen. Zwei von den sechs standen ein Stück weiter auf der Weide.
    Als Nora zurückkam, meinte er: »Sieht aus, als hätten Sie Platz für mich, wenn’s mir ernst wird.«
    Nora lächelte schwach. »Bisschen dünn diesen Monat.«
    »Das tut mir leid.« Drake verzog vor Verlegenheit das Gesicht. Er hätte es besser wissen müssen.
    »Machen Sie sich deswegen keine Gedanken, Bobby. Ich weiß, Sie haben nur gefragt.«
    Drake schaute zu den beiden Pferden auf dem Auslauf hinüber, und als er sich wieder Nora zuwandte, sagte er: »Sie scheinen echt nett zu sein. Bestimmt geht’s bald wieder aufwärts. Ist meistens so. Jedenfalls, ich bin Ihnen wirklich dankbar für Ihre Hilfe.«
    »War mir ein Vergnügen«, antwortete Nora. »Wissen Sie, es ist komisch. Ich habe gedacht, Sie wären jemand ganz anderes.«
    »Ich hoffe, ich habe Sie nicht enttäuscht.«
    »Überhaupt nicht. Hatten Sie als Kind auch so etwas?«
    »Nein, so etwas nicht, nur ein kleines Stück freies Gelände und eine zum Stall umgebaute Garage. Nichts Besonderes.«
    »Wir hatten immer vor, Kinder zu bekommen, aber daraus ist nichts geworden. Wir dachten, für Kinder wäre das hier ganz toll.«
    »Ich wünschte, ich hätte als Kind gewusst, dass es das hier gibt. Ich wäre jedes Wochenende hier unten gewesen.«
    »Das ist nett von Ihnen. Haben Sie welche?«
    »Nicht, dass ich wüsste.«
    »Das sagt mein Mann auch immer. Ich kriege jedes Mal einen kleinen Herzinfarkt.«
    »Ehemänner machen so was eben.«
    »Stimmt.«
    Darauf antwortete Drake nicht, und dann, nachdem ein Augenblick vergangen war, sagte er: »Vielen Dank, Nora. Ich rufe da an und sehe mal, was sich machen lässt.«
    »Die kriegen bestimmt etwas für Sie hin.«
    Drake ging um das

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