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Schreckensbleich

Schreckensbleich

Titel: Schreckensbleich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Urban Waite
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Traum, kamen ihm, als er da am Küchentisch saß; wie umgeblätterte Seiten eines Bilderbuchs flitzten sie vor ihm vorbei. Seine Hand bog sich um eine Pistole, die nicht mehr da war.
    Als Thu wieder in die Küche kam, hielt sie eine Flasche Dulcolax in der Hand. Sie stand in der Tür und schaute zum Tisch hinüber. Roy hatte die Pistole in der Hand. »Ich hab doch gesagt, er braucht mehr als ein Abführmittel«, brummte er.
    ***
    Der Hubschrauber kreiste einmal und landete dann auf der Straße, ungefähr hundert Meter von der ersten Reihe Feuerwehrautos entfernt. Drake öffnete die Tür und kletterte auf die Straße hinunter. Mit einer Hand hielt er seinen Hut fest und spürte, wie der Wind versuchte, ihn sich zu schnappen. Es war kurz nach zwei Uhr morgens; der Rauch stieg sechzig Meter hoch in die Luft, und das Feuer beleuchtete das Ganze von unten. »Eine Tankstelle«, sagte Driscoll. Sie gingen von dem Hubschrauber fort, die Straße hinauf. Der Erste, der ihnen begegnete, war ein Streifenpolizist mit einem Funkgerät in der Hand. Sie schlossen sich ihm an, und Driscoll zeigte dem Mann im Gehen seine Dienstmarke.
    »Da oben ist es so heiß, dass die Straße schmilzt«, berichtete der Polizist.
    »Da kann man wohl nichts anderes machen, als die Tanks ausbrennen lassen.«
    »Das Wasser scheint das Feuer gar nicht zu berühren, es verdunstet einfach, noch bevor es überhaupt an die Flammen rankommt.«
    Als sie neben den Löschwagen anhielten, spürte Drake auf einmal die Hitze. Er konnte sehen, wie die Thermik über der Straße waberte, wie die Luftsäule emporstieg und die Hitze wie eine Wasserströmung in der Luft schimmerte. »Was sagt Ihnen, dass das hier unser Mann ist?«
    »Gar nichts«, erwiderte Driscoll. »Ich hab mir gedacht, das muss jemand gewesen sein, der echt sauer war, und dann hab ich gedacht, das ist bestimmt unser Mann.«
    »Sie glauben, er war das?«
    »Die Küstenwache hat gesagt, sie waren hinter ein paar Booten her. Eins haben sie eine halbe Stunde lang gejagt, und es ist hier in der Nähe auf den Strand gelaufen. Hat gegen alle möglichen internationalen Gesetze verstoßen. Entweder ist das unser Mann, oder es ist jemand, der unseren Mann kennt.«
    »Der hat gewusst, was er tat«, meinte der Polizist. »Hat die ganze Straße ordentlich mit Benzin überschwemmt und das Ganze dann angezündet. Die von der Küstenwache haben gesagt, vor der Explosion gab’s ’ne Verzögerung von ungefähr fünf Sekunden. Wumm, die Straße geht in Flammen auf. Wumm, wumm, die beiden Zapfsäulen gehen hoch, und dann, ungefähr fünf Minuten später, fliegt der Propangastank im Servicegebäude in die Luft.«
    »Mein Gott«, sagte Drake.
    Driscoll ging zum Straßenrand und bückte sich ins Gras hinunter. Überall um sie herum schien das Marschland in Flammen zu stehen; der Feuerschein von der Tankstelle legte sich über alles. Das Licht in der Luft hätte auch Tageslicht sein können. Als Driscoll sich wieder aufrichtete, hielt er eine Getränkeflasche in der Hand; der blaue Plastikverschluss war über die durchsichtige grüne Flasche geschmolzen.
    ***
    Nora lag auf dem Motelbett. Die Fahrt von der Stadt hier herauf, über die Berge in den östlichen Teil von Washington State, hatte etwas mehr als drei Stunden gedauert. Sie waren in den frühen Morgenstunden angekommen und hatten den Motelbesitzer in dem kleinen Büro aus dem Schlaf gerissen. Eddie war vor einer Stunde nach nebenan in sein Zimmer gegangen, und sie war froh, dass er weg war. Sie legte die Hände vors Gesicht, sperrte das trübe Licht vom Nachttisch aus. Hunt war nicht tot – das musste sie sich immer wieder vorsagen. Sie wusste nicht, wie oft sie versucht hatte, ihn anzurufen. Vergeblich.
    Draußen standen die Pferde im Anhänger. Im Augenblick konnte sie nichts mit ihnen machen, sie konnte sie nur ausruhen lassen und dafür sorgen, dass sie für sich blieben. Sie hatte den Anhänger auf dem Kiesplatz hinter dem Motel geparkt, wo das Gras zu wuchern begann. Der Fluss war ganz in der Nähe. Von ihrem Badezimmerfenster aus konnte sie den Anhänger auf dem Kiesplatz sehen, und die Senke des Flusses dahinter. Brombeeren wuchsen am Rand des Platzes, ganz nahe am Wasser. Irgendjemand hatte einen Weg dorthin angelegt, und wenn der Grund des Flusses sandig war, würde sie die Pferde wohl tränken können, würde sie aus dem Anhänger holen und am Fluss entlangführen können, bis sie eine Stelle fand, wo sie sich die Beine vertreten konnten. Nora dachte

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