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Schreckensbleich

Schreckensbleich

Titel: Schreckensbleich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Urban Waite
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tun?«
    Hunt las ihm die Adresse vor. »Die habe ich aus Thus Tasche, hab mir gedacht, da wollte sie hin, da sollte sie schließlich landen. Mit mir oder ohne mich, in vierundzwanzig Stunden wird das Heroin da sein.«
    »Was ist mit Ihnen?«
    Hunt lachte, seine Stimme war angespannt, überschlug sich. »Ich werde tot sein.« Er legte auf, und Drake blieb mit dem Hörer in der Hand zurück. Den Stift, den er sich gegriffen hatte, noch in den Fingern, schrieb er die Adresse auf ein Stück Papier, stand da und starrte sie an.
    ***
    Von ihrem Versteck ganz hinten in der Dunkelheit unter der Treppe aus hatte Nora mit angesehen, wie Grady die Treppe heruntergepoltert war, angeschossen, sein Knöchel knickte unter ihm weg, bis er in einem blutigen Durcheinander auf dem Kellerboden landete. Sie hatte gedacht, er sei tot. Das laute Getöse der Waffen über ihr; das Haus erbebte, als die Kugeln das Holz splittern ließen, sich durch den Putz gruben und tief in Decken und Wänden stecken blieben. Das Geräusch zu Boden prasselnder Scherben oben im Erdgeschoss, Schritte auf der Veranda und dann auf dem Holzboden im Haus, das Knirschen von Glassplittern unter schweren Füßen. Grady stöhnte halb benommen. Wie ein wandelnder Toter, der sich aus dem Grab erhebt, taumelte er auf die Tür zu; das Hemd klebte ihm an der Haut.
    Er stolperte vorwärts, Füßescharren auf Zement, Schmutzknirschen und das Platschen des Blutes, das aus seiner Wunde tropfte. Er zerrte den Leichnam von der Tür weg, packte seinen Messerkoffer und verschwand durch die Kellertür nach draußen.
    Nora saß da und beobachtete die offene Tür. Draußen der Regen, viel zu langes, grünes Gras, ein Gartenzaun, grau von Alter und Fäulnis. Noch mehr Schüsse, das spröde Kreischen von Metall auf Metall und das Aufheulen eines Automotors. Dann nichts mehr.
    Er hatte sie vergessen.
    Schritte über ihr. Die Tür oben an der Treppe ging auf, Küchenlicht fiel auf den Toten vor ihr, ein menschlicher Schatten oben auf der Treppe, dicht gefolgt von einem zweiten.
    ***
    Driscoll fuhr, und die beiden Männer saßen auf dem Rückweg nach Seattle schweigend im Streifenwagen. Drake hatte nichts von dem Gespräch mit Hunt gesagt. Er hatte seit zehn Jahren nicht mehr mit seinem Vater gesprochen, seit er ins Gefängnis gekommen war nicht mehr.
    Es hatte sich seltsam angefühlt, mit Hunt zu reden. Beinahe so, als hätte er eine Tür geöffnet und wäre mitten in ein Leben vor zehn Jahren getreten. Irgendetwas war an Hunts Stimme gewesen, etwas, das ihm sagte, dass alles bald zu Ende sein würde, und Drake wusste nicht, was er damit anfangen sollte.
    Der Sheriff hatte sich per Funk gemeldet, um mitzuteilen, dass sie den Wagen auf dem Parkplatz bei dem Kaffeekiosk überprüft hätten und dass nichts dabei herausgekommen sei. Eine Sackgasse, der Wagen war unter einem falschen Namen zugelassen, allerdings hatten sie am Türgriff einen Teilabdruck gefunden und ihn an den Bezirksstaatsanwalt gefaxt, vielleicht würde das ja etwas bringen. Noch hätte er nichts von denen gehört.
    »Wir können da nachhaken, wenn wir nach Seattle zurückkommen«, meinte Driscoll.
    »Lassen Sie’s mich wissen, wenn wir irgendwas mit diesem Wagen machen sollen«, sagte der Sheriff.
    »Beschlagnahmen Sie ihn.«
    »Mit welcher Begründung?«
    »Was Ihnen gerade so in den Sinn kommt, Straßenreinigung, Feuerwehrzufahrt, widerrechtlich abgestelltes Fahrzeug – lassen Sie sich was einfallen.«
    »Das kriege ich hin.«
    »Was anderes haben wir nicht.« Driscoll schaltete das Funkgerät aus.
    Dreißig Meter lange Zementplatten zogen mit hundertdreißig Stundenkilometern unter ihrem Wagen dahin; das Pochen war wie ein Herzschlag unter den Rädern.
    »Ich habe was«, verkündete Drake. Er wühlte die Adresse aus der Tasche und reichte sie Driscoll.
    »Was ist das?«
    »Da wird das Heroin landen.«
    Driscoll blickte von der Adresse zu Drake; eine Mischung aus Schock und Unglauben malte sich auf sein Gesicht. »Wo haben Sie das her?«
    »Hunt hat sie mir gegeben.«
    »Hunt?«
    »Er hat im Krankenhaus angerufen und sich nach dem Mädchen erkundigt«, sagte Drake. »Das Schwesternzimmer war nicht besetzt, also bin ich einfach rangegangen. Ich wusste ja nicht, dass er es ist.«
    »Er hat einfach so angerufen.« Driscoll hielt die Adresse vor sich über das Lenkrad. »Und Sie sind rangegangen?«
    »Hab ich doch gesagt.«
    »Sie haben das hier von Hunt?«
    »Sie können mir glauben oder nicht, aber da wird das Heroin

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