Schrei Aus Der Ferne
Blüte um. Will vermutete, dass er sie im Fall eines frühen Frostes in einen Wintergarten oder dergleichen bringen wollte, hatte aber keine Ahnung, um was für eine Pflanze es sich handelte.
Als Catriona Henderson an die Haustür kam, nachdem er geläutet hatte, trug sie eine schwarz-weiß gestreifte Schürze, hatte das Haar mit einem bunten Tuch zurückgebunden und Spuren von Mehl an Händen und Armen.
Nicht uninteressant, wie einige Leute so leben, dachte Will.
Nachdem sie sich nach Ruth erkundigt und gefragt hatte, ob es Neuigkeiten von Beatrice gebe, führte sie Will in einen langen Raum mit gläserner Front, der auf den Garten sah.
»Lyle«, rief Catriona, während sie eines der Fenster öffnete, »der Detective Inspector ist hier.«
»Sie müssen mich entschuldigen«, sagte sie zu Will. »Aber wenn ich jetzt nicht zurückgehe, gibt es eine kleine Katastrophe in der Küche.«
Lyle Henderson zog seine Stiefel an der Tür aus und tappte in dicken Socken zur Hausbar an der Seitenwand.
»Ist zwar noch vor Sonnenuntergang, aber all diese Gartenarbeit macht durstig.« Er hielt eine Flasche Gin in dieHöhe. »Im Kühlschrank ist Bier, wenn Sie das lieber mögen.«
»Nichts von beidem, vielen Dank.«
»Hat Catriona Ihnen Kaffee oder Tee angeboten?«
»Sie hat, aber ich möchte nichts, danke.«
Henderson goss eine großzügige Menge Gin in ein hohes Glas, fügte einen Spritzer Tonic und eine Limettenscheibe hinzu, dann zwei Eiswürfel aus einem Vakuumbehälter, der vor Kurzem aufgefüllt worden war.
»Nun«, sagte er und ließ sich auf einem von zwei gleichen Korbsesseln mit gepolsterten Auflagen nieder. »Es geht natürlich um die arme Beatrice. Wie kann ich helfen?«
»Nur mit ein paar Hintergrundinformationen. Der Vollständigkeit halber.«
»Legen Sie los.«
»Offenbar kennen Sie die Lawsons gut.«
»Recht gut. Ruth besser als Andrew, um die Wahrheit zu sagen. Sie und Catriona haben sich angefreundet, als sie aus London hierhergezogen ist. Nach dieser schrecklichen Geschichte von früher. Sie war gerade geschieden worden und machte einen neuen Anfang. Catriona hat ihr geholfen, aus sich herauszugehen und über die Vergangenheit hinwegzukommen. Jedenfalls hat sie das versucht.«
Die Eiswürfel klirrten, als er sein Glas hob. Durch das Fenster konnte Will sehen, wie der junge Gärtner kurz mit der Arbeit aufhörte und an seinem iPod herumfummelte. Nur noch ein kleines Stück Hecke wartete darauf, geschnitten zu werden.
»Mit Andrew verstehen Sie sich nicht so gut?«
»Doch. Ein guter Kerl, unser Andrew. Wir haben die beiden schließlich miteinander bekannt gemacht. Nein, es geht eher darum, wie gut man jemanden zu kennen glaubt, wie viel Zeit man miteinander verbringt. Bei ihm gibt esimmer etwas – ich will nicht sagen, tief im Inneren, das ist ein Klischee, aber Sie verstehen schon, was ich meine –, etwas, ich weiß nicht, das verborgen bleibt.« Er trank von seinem Gin Tonic. »Das lässt ihn unheimlich klingen, oder? Aber das habe ich überhaupt nicht gemeint. Ich wollte eigentlich nur sagen, dass er seine Gefühle für sich behält, das ist alles.« Er lachte. »Nicht wie ich. Wenn ich sauer oder in Hochstimmung bin, kriegt das jeder im Umkreis von einer halben Meile mit.«
Er grinste Will über den Rand seines Glases hinweg an.
»Aber Sie sind gerne mit ihnen zusammen? Als Familie?«, fragte Will. »Sie verbringen Zeit miteinander und so weiter?«
»Oh ja.«
»Mit Beatrice auch?«
»Natürlich.«
»Und Sie kommen gut mit ihr aus?«
»Mit Beatrice? Ja, sie ist ein echter Schatz. Hat natürlich ihren eigenen Kopf. Das hat ihre Mutter schon oft zur Verzweiflung gebracht. Wenn sie etwas auf keinen Fall tun will, sieht man förmlich, wie sie sich auf die Hinterbeine stellt, und dann fliegen die Funken.«
»Es gab Streit?«
»Manchmal sind sie wie Hund und Katze. Dauert aber nie lange. Eine halbe Stunde später, und Beatrice ist wieder zuckersüß.«
»Wie geht Andrew damit um, wenn seine Tochter solche Launen hat?«
»Meistens überlässt er es Ruth. Hält sich raus. Meiner Meinung nach reicht ihm völlig, was er jeden Tag in der Schule erlebt. Wenn er eingreift, ist es immer etwas heftig. Vorschriften, Regeln und so weiter. Schulmeister bleibt eben Schulmeister. Ich habe es da leichter. Wenn sie bockigist, mache ich einfach Spaß und versuche, sie dadurch abzulenken. Ich schneide blöde Gesichter und bringe sie zum Lachen. Wenn wir auf dem Boot sind, tue ich so, als wollte ich
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