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Schrei der Nachtigall

Schrei der Nachtigall

Titel: Schrei der Nachtigall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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weder unser Sohn Luca noch Thomas. Wenn Luca es erfährt, wird für ihn eine Welt zusammenbrechen, denn er ist schon seit langem in sie verliebt und denkt wohl, jetzt, wo Johannes nicht mehr lebt, habe er vielleicht eine Chance bei ihr. Ich werde es ihm sagen müssen, auch wenn es mir das Herz bricht.«
    »Das heißt, Sie hatten eine Affäre mit Frau Wrotzeck. Wann und wie lange?«
    »Ich war ganz neu in Bruchköbel. Sie kam in mein Geschäft,um eine Uhr reparieren zu lassen, weil sie sich keine neue leisten konnte. Ihr Mann hat sie finanziell sehr kurz gehalten, und sie hat mich gefragt, was diese Reparatur kosten würde … Ich habe sofort gespürt, wie traurig und einsam diese Frau war. Wir haben uns ein bisschen unterhalten, sie kam jedes Mal vorbei, wenn sie einkaufen ging, und irgendwann ist es passiert. Sie wurde schwanger, Allegra wurde geboren, aber wir haben unsere heimliche Beziehung nicht fortgeführt. Ich habe kurz darauf Anna kennengelernt, wir haben geheiratet, und dann wurde Luca geboren.«
    »Wie haben Sie erfahren, dass Allegra Ihre Tochter ist?«
    »Liane hat es mir gesagt. Allegra und ich, wir sind uns so ähnlich, ich hätte es auch so gemerkt. Was glauben Sie, wie oft Allegra zu mir ins Geschäft kam! Als wüsste sie, dass ich ihr Vater bin. Aber sie weiß es nicht, es kann jedoch sein, dass sie es spürt.«
    »Und Wrotzeck, wusste er davon?«
    Caffarelli schüttelte entschieden den Kopf. »Nein, natürlich nicht. Egal, wie seine Tochter ausgesehen hätte, ob blond oder rothaarig oder schwarz, er hätte nicht gemerkt, wenn es nicht seine Tochter gewesen wäre. Wissen Sie, hätte er davon gewusst, er hätte erst seine Frau, dann Allegra und anschließend mich umgebracht. Er hat nie lange gefackelt, er hat erst zugeschlagen und dann etwas gesagt. Einmal hat er Allegra im Krankenhaus besucht, als ich auch dort war. Er hat mich angeschrien, was ich andauernd bei ihr will, er habe erfahren, dass ich jeden Tag zu ihr gehe. Ich habe ihm dasselbe geantwortet wie Ihnen vorgestern.Damit hat er sich zufrieden gegeben, und danach habe ich ihn auch nicht mehr gesehen. Er konnte es nicht gewusst haben.«
    Brandt lehnte sich zurück und schlug die Beine übereinander. Er hatte mit allem gerechnet, aber nicht damit, dass Caffarelli so offen ihm gegenüber war.
    »Sie denken jetzt vielleicht, ich hätte Herrn Wrotzeck getötet. Aber das habe ich nicht. Ich war an jenem Abend hier zu Hause, das können sowohl meine Frau als auch Luca bestätigen …«
    Brandt winkte ab und unterbrach Caffarelli: »Nein, nein, ich würde Sie nie verdächtigen. Da ist etwas ganz anderes vorgefallen, ich weiß nur noch nicht genau, was. Sie haben mir sehr geholfen und …«
    »Was hat es mit den Unfällen von Inge und Johannes zu tun?«, fragte Anna Caffarelli noch einmal.
    »Ich gehe davon aus, dass Wrotzeck diese Unfälle verursacht hat. Ich meine damit, bewusst verursacht, und dass darin der Schlüssel für seinen Tod zu finden ist. Ich frage mich nur, wie hat er es gemacht und wer hat ihn … Getötet kann man nicht sagen, es war eher ein Unglück. Haben Sie eine Idee?«
    Caffarelli nahm einen Schluck aus seiner Tasse, der Tee war inzwischen abgekühlt. Er sagte nichts.
    »Sie wissen mehr als ich, stimmt’s?«, hakte Brandt nach, der an Caffarellis Gesicht erkannte, dass er ihm eigentlich noch etwas mitteilen wollte, sich jedoch zurückhielt, aus welchen Gründen auch immer.
    »Nein. Aber fragen Sie doch Allegra, wenn Sie morgen ins Krankenhaus gehen. Sie haben es ihr versprochen.«
    »Meinen Sie denn, Sie kann sich erinnern, was sich vor vier Monaten zugetragen hat?«, fragte Brandt.
    »Sie kann sich erinnern. Ich weiß das, denn ich bin ihr Vater. Ich habe sie all die Jahre über beobachtet, ich habe sie nie aus den Augen gelassen. Manchmal wünschte ich, ich hätte mehr für sie tun können. Jede Chorprobe war ein Genuss, aber gleichzeitig auch eine Folter, weil ich sie nie in den Arm nehmen durfte. Doch nach dem Unfall wollte ich ihr zeigen, dass ich an ihrer Seite bin und es immer war. Hätte ich gemerkt, dass sie zu Hause zugrunde geht, ich hätte etwas unternommen, um sie dort rauszuholen, glauben Sie mir.« Und nach einer kurzen Pause: »Herr Brandt, es tut mir leid, dass ich Ihnen nicht von Anfang an reinen Wein eingeschenkt habe, aber ich bin froh, dass das endlich raus ist. Wie gesagt, fragen Sie Allegra, was sich an jenem Abend zugetragen hat.«
    »Das werde ich tun. Und wann erzählen Sie Ihrem Sohn, dass er eine

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