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Schrei der Nachtigall

Schrei der Nachtigall

Titel: Schrei der Nachtigall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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Personen in Frage. Nur, wer außer Liane und Thomas Wrotzeck und Köhler gehört noch dazu?
    Er hoffte inständig, dass Andrea ihm sehr bald das endgültige Ergebnis der Obduktion mitteilte. Doch wenn es sich nicht um einen Unfall gehandelt hatte, wie wollte er beweisen, dass es Mord war? Oder war es wirklich nur ein Unfall mit tragischem Ende? Sosehr er sich auch anstrengte, er drehte sich im Kreis und würde die Antwort, die schließlich am Ende all seiner Fragen stand, vielleicht nie finden. Oder doch? Er fuhr langsam, denn er hatte Zeit. Er erwog, einen Abstecher zu seinen Eltern zu machen, verwarf diesen Gedanken jedoch wieder, obwohl er sie seit Sonntag nicht gesehen hatte, denn es würde vermutlich doch zu viel Zeit kosten. Brandt überlegte, wem er zuerst seine Aufwartung machen sollte, Pfarrer Lehnert oder diesem Caffarelli, und entschied sich für Caffarelli. Er hatte sich mit Lehnert für halb elf verabredet und noch genügend Zeit für ein erstes Gespräch. Doch wo wohnte Caffarelli? Er rief von unterwegs im Präsidium an und bat Nicole Eberl, ihm die Adresse und Telefonnummer herauszusuchen.
    »Wie schreibt der sich denn?«, fragte sie.
    »Wahrscheinlich mit ’nem großen C, zwei f und zwei l. Wird ja nicht so viele davon in Bruchköbel geben«, antworteteer leicht gereizt, denn er war zum ersten Mal seit langem richtig ungeduldig und wartete sehnsüchtig auf den Anruf von Andrea, um endlich mit seinen Ermittlungen beginnen zu können.
    »Bleibst du dran, oder soll ich dich gleich zurückrufen?« Nicole schien die Gereiztheit nicht mitbekommen zu haben oder sie ignorierte sie einfach, was wohl eher zutraf, war Nicole Eberl doch der ruhende Pol in der Abteilung und durch nichts so schnell aus der Fassung zu bringen.
    »Ich bleib dran.«
    Und nach einer Minute: »Hier, Matteo Caffarelli, Hauptstraße …«
    »Telefon?«
    Eberl gab ihm die Nummer durch und fügte, bevor Brandt das Gespräch beendete, noch rasch hinzu, dass Caffarelli Uhrmacher sei.
    »Danke. Ich melde mich irgendwann nachher, ich weiß nicht, wie lange das alles dauern wird.«
    »Willst du das allein machen?«
    »Erst mal. Außerdem habt ihr doch genug mit den Albanern zu tun.« Er legte auf und musste innerlich grinsen. Natürlich wäre Nicole gerne in die direkten Ermittlungen einbezogen worden, aber er arbeitete lieber allein. Die Erfahrung hatte ihn gelehrt, dass die Leute vor allem auf dem Land wesentlich offener und gesprächsbereiter waren, wenn nur ein Polizist kam, als wenn gleich zwei Beamte vor der Tür standen (auch wenn die Landbevölkerung an sich eher verschlossen war). Wenn es jedoch hart und brenzlig oder gar gefährlich wurde, musste er einen zweitenoder sogar noch einen dritten Mann hinzuziehen, aber in diesem Fall befürchtete er nicht, in eine auch nur annähernd gefährliche Situation zu geraten.
    Er gab die Straße in sein Navigationssystem ein und wurde problemlos zu der angegebenen Adresse geführt. Um neun Uhr fünfundzwanzig stellte er seinen Alfa etwa zwanzig Meter vor dem schmucken Fachwerkhaus ab, das aussah, als wäre es vor nicht allzu langer Zeit renoviert worden. Er stieg aus und ging auf das Haus zu, in dem jener ominöse Mann wohnte, von dem selbst die Ärztin gestern mit fast glänzenden Augen berichtet hatte.
    Brandt stand für einen Moment vor einem kleinen unscheinbaren Geschäft, in dessen Auslagen sich ein paar Uhren und etwas Schmuck befanden. Über der Tür war ein Schild, auf dem in großen Lettern »Uhrmacher u. Juwelier« stand und darunter viel kleiner der Name »M. Caffarelli«.
    Brandt wollte gerade den Laden betreten, als er das Schild an der Tür bemerkte.
Achtung! Bis auf weiteres gelten folgende geänderte Öffnungszeiten: Mo.–Fr. 10–17 Uhr, Mi. u. Sa. 10–13 Uhr. Ich bitte um Ihr Verständnis
.
    Na ja, dachte er, ich nehme an, er wohnt hier auch. Er trat ein paar Schritte zurück, sah, dass über dem Laden die Fenster geöffnet waren und auf einer Fensterbank Betten auslüfteten. Er ging um das Haus herum und fand den Eingang und eine Klingel, drückte darauf, und nur wenig später steckte eine Frau den Kopf aus dem Fenster und sagte nicht unfreundlich: »Ja, bitte?«
    »Frau Caffarelli?«
    »Ja.«
    »Mein Name ist Brandt. Ich würde gerne mit Ihrem Mann sprechen. Ist er da?«
    »Das Geschäft wird erst in einer halben Stunde geöffnet …«
    »Es geht um nichts Geschäftliches, ich komme von der Kripo Offenbach. Hier, mein Ausweis und meine Dienstmarke.«
    »Moment,

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