Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schrei der Nachtigall

Schrei der Nachtigall

Titel: Schrei der Nachtigall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
Vom Netzwerk:
meine Ermittlungen wichtig sein könnte. Denken Sie dran, ich weiß eine Menge über Sie. Und versuchen Sie nicht mich zu linken, das hat noch keiner geschafft. Jetzt dürfen Sie zu Ihrer lieben Frau gehen. Richten Sie ihr einen schönen Gruß von mir aus, vielleicht unterhalte ich mich ja auch noch mit ihr.«
    »Warum drohen Sie mir? Was habe ich Ihnen getan?«, fragte Müller mit zittriger Stimme.
    Brandt stellte sich direkt vor Müller und sagte leise und doch deutlich vernehmbar: »Ich drohe Ihnen nicht, ich habe nur das dumpfe Gefühl, dass Sie mir längst nicht alles gesagt haben. Aber Sie haben ja meine Karte. Schönen Abend noch. Ach, da fällt mir doch noch was ein – ich brauche die Namen der Frauen, mit denen Sie und Wrotzeck am häufigsten verkehrt haben, in den bestimmten Etablissements, meine ich.«
    »Was wollen Sie von denen?«
    »Das Gleiche, was ich von Ihnen will – die Wahrheit. Vielleicht bekomme ich die ja von den entsprechenden Damen. Manche von ihnen können richtige Quasselstrippen sein, wenn’s darauf ankommt.«
    Müller gab ihm die Namen von fünf Frauen und in welchen Clubs sie arbeiteten. Brandt notierte sie und nickte. »Übrigens, Wrotzeck hat Sie in der Hand gehabt. Ich frage mich nur, womit. Na ja, ich denke, Sie werden’s mir schon noch verraten. Wiedersehen.«
    Müller begleitete Brandt zur Tür, schloss auf und gleich wieder zu und lehnte sich von innen dagegen. Er schnaufte wie ein Walross. Dieser Tag war zu viel für ihn gewesen.Ohne dass er es bemerkte, stand plötzlich seine Frau vor ihm. Ihr eisiger Blick verhieß nichts Gutes. Sie musste entweder von oben oder durch die Hintertür gekommen sein.
    »Wer war das?«, fragte sie mit harter Stimme, eine Stimme, die ihm durch Mark und Bein ging.
    »Jemand von der Polizei«, antwortete er nur, drehte sich um und wollte wieder in die Praxis gehen.
    »Und weiter?« Sie stand vor ihm in ihrer typischen Haltung und vor allem mit diesem Ausdruck in den Augen, der längst nichts Liebevolles mehr hatte, im Gegensatz zu früher, als er ihr nicht lange genug in die Augen sehen konnte. Aber sie hatte sich verändert, er fühlte sich von ihr ein ums andere Mal gedemütigt und wie ein kleines Kind behandelt. Manchmal hätte er am liebsten seine Sachen gepackt und wäre abgehauen, aber im tiefsten Innern war er ein Feigling, der den Schwanz einzog, wenn sie wieder einmal ihre Schimpfkanonaden auf ihn abfeuerte. Er wehrte sich nicht, weil er verbal keine Chance gegen sie hatte.
    »Was, und weiter? Nichts. Er wollte nur was über Kurt von mir wissen.«
    »Aha, über Kurt. Du solltest übrigens nicht immer das Fenster offen lassen, wenn du Besuch hast, von dem ich nichts wissen darf.«
    »Was meinst du damit?«, fragte Müller, ohne sich umzudrehen, da er ihrem Blick ohnehin nicht standgehalten hätte.
    »Ich habe seit sieben draußen auf der Bank gesessen und genäht. Und ich habe alles gehört, was er dich gefragt hat und was du geantwortet hast. Es war höchst aufschlussreich. Hast du eine Erklärung?«, fragte sie scharf.
    »Was für eine Erklärung willst du haben?« Er drehte sich nun doch um. Er wusste, er hatte verloren, doch er wollte nicht schon wieder vor ihr zu Kreuze kriechen.
    »Ich habe immer gesagt, dass Kurt ein schlechter Umgang für dich ist. Und dann hat er dich auch noch dazu gebracht, zu den Huren zu gehen, und was noch viel schlimmer ist, kriminelle Geschäfte zu machen! Was denkst du dir eigentlich dabei?! …«
    »Halt’s Maul, halt endlich dein verdammtes Maul!«, schrie er sie an, wie er es in all den Jahren zuvor nie gewagt hätte, denn sie war stark, manchmal erbarmungslos. »Ich kann es nicht mehr hören, wie du mich behandelst …«
    »Wie ich dich behandle?! Frag dich lieber mal, wie du mich und die Kinder behandelst. Seit Jahren führen wir doch schon keine Ehe mehr. Ist es da ein Wunder, wenn ich innerlich abstumpfe?!«
    »Und ich hab die Schnauze bis oben hin voll! Alles, wofür ich doch gut bin, ist, dass genügend Kohle rangeschafft wird, damit du alle paar Monate ein paar neue Möbel oder andern Scheißkram anschleppst, den keine Sau braucht. Was anderes hat dich doch nie interessiert. Und die Kinder hast du auch auf deine Seite gezogen.« Er machte ein verächtliches Gesicht und fuhr fort: »Na los, geh hin und erzähl ihnen, was für einen verdammten Hurenbock sie zum Vater haben. Was ist, was stehst du da so blöd rum, mach schon.«
    »Und ich habe dich geliebt«, sagte sie und spuckte vor ihm auf den

Weitere Kostenlose Bücher