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Schrei der Nachtigall

Schrei der Nachtigall

Titel: Schrei der Nachtigall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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du’s so genau wissen willst, ich fühle mich wohl in seiner Nähe, wir haben gemeinsame Interessen, und ich steh irgendwie auf Familie. Wie sieht’s denn eigentlich bei dir beziehungsmäßig aus? Ist da endlich mal was in Sicht?«
    Elviras Mundwinkel zuckten, sie schüttelte den Kopf. »Wer will schon was mit einer Staatsanwältin zu tun haben? Na ja, ich kann damit leben.«
    »Kannst du nicht, sonst würdest du nicht so eine Trauermiene aufsetzen. He, du siehst klasse aus, du könntest an jedem Finger zehn Männer haben.«
    »Und wieso krieg ich dann keinen ab?«
    »Lass einfach nicht immer die toughe Frau raushängen,die sich mit allen Mitteln in der Männerwelt behaupten muss. Die meisten Männer mögen nun mal keine Frauen, die immer das letzte Wort haben wollen.«
    »Ich nehme den Fisch mit Kartoffeln und Gemüse.«
    »Jetzt weichst du aus. Ganz ehrlich, Elvira, ich beneide dich manchmal um dein Aussehen. Ich glaube, wenn Peter jetzt hier wäre und dich sehen könnte, der würde Stielaugen kriegen. Und ich könnte mir vorstellen, dass dir viele Männer hinterherschauen und so richtig schmutzige Gedanken haben«, sagte Andrea grinsend. »Aber so was lässt du ja nicht an dich ran. Ich hoffe, du bist jetzt nicht sauer … Ich nehme ein schnödes Steak mit Kartoffeln, Gemüse und Salat.«
    Elvira entgegnete leicht pikiert: »Warum sollte ich sauer sein? Du magst ja in dem einen oder andern Punkt recht haben, aber ich glaube, ich bin beziehungsunfähig.«
    »Hast du denn überhaupt keine Bedürfnisse? Ich meine, solche Bedürfnisse?«
    Elvira verzog den Mund zu einem gequälten Lächeln und antwortete leise: »Natürlich hab ich auch Bedürfnisse. Und wenn niemand da ist, muss man sich eben selbst behelfen.« Sie kniff die Lippen zusammen und sah Andrea verschämt an.
    »Aber das ist doch nicht dasselbe wie mit einem Mann.«
    »Kannst du mir einen backen? Außerdem komm ich ganz gut allein zurecht. Und jetzt lass uns bitte das Thema wechseln und vor allem die Bestellung aufgeben, sonst werde ich noch sentimental und fange womöglich vor allen Leuten zu heulen an.«
    Sie blieben bis weit nach dreiundzwanzig Uhr, unterhieltensich angeregt, nur das Thema Peter Brandt war tabu. Als sie sich verabschiedeten, wurde Andrea vor der Tür von Elvira umarmt. »Ich wünschte, wir würden öfter was gemeinsam unternehmen. Das war ein richtig schöner Abend.«
    »Wir könnten ja mal auf die Piste gehen. Abtanzen wie früher. Peter ist für so was nicht unbedingt zu begeistern. Aber ich hätte mal so richtig Lust dazu. Wie sieht’s aus?«
    »Gerne, auch wenn ich nicht gerade eine begnadete Tänzerin bin, wie du weißt. Lass uns in den nächsten Tagen telefonieren.«
    Andrea sah ihr nach, bis sie mit ihrem neuen BMW Cabrio außer Sichtweite war. Sie ging die wenigen Meter bis zu ihrer Wohnung zu Fuß. Sie genoss die frische Nachtluft, der Himmel war von dichten Wolken überzogen, die vielleicht Regen mit sich führten. Und Andrea dachte an Brandt. Einerseits war sie glücklich, jemanden wie ihn zu haben, andererseits fragte sie sich, ob ihre Beziehung wirklich von Dauer sein würde. Wie betonte er doch immer – ich bin immerhin dreizehn Jahre älter. Stimmt, dachte sie, du bist dreizehn Jahre älter. Aber warum sollte das nicht gutgehen?

Samstag, 0.45 Uhr
    Elvira Klein war noch eine ganze Weile ziellos durch die Gegend gefahren. Schließlich parkte sie in der Tiefgarage des Hochhauses in der Innenstadt, in dem sie seit einem halben Jahr eine Eigentumswohnung besaß,und fuhr mit dem Aufzug nach oben. Sie verriegelte die Tür, stellte sich ans Fenster und schaute auf das tief unter ihr liegende nächtliche Frankfurt. Dieser Abend war eine wohltuende Abwechslung gewesen, sie hatte nicht allein vor dem Fernseher sitzen oder Akten wälzen müssen, die sie mit nach Hause gebracht hatte, weil ihr sonst die Decke auf den Kopf gefallen wäre.
    Andrea hat recht, dachte sie, ich bin vielleicht zu verbissen. Aber wie kann ich das ändern? Und ich hab ja auch nichts gegen Brandt, der ist sogar ganz in Ordnung. Und wäre er nicht so viel kleiner, wer weiß, vielleicht hätte ich ihn … Du spinnst, du blöde Kuh! Ich habe keine Lust mehr, allein zu leben, aber wo finde ich einen Mann, der mich einfach so nimmt, wie ich bin? Frankfurt, die Stadt der Singles, und ich bin eine davon. Und außer Andrea habe ich keine wirklichen Freunde, nur Bekannte, und natürlich meine Eltern. Was mach ich bloß falsch?
    Sie ging ins Wohnzimmer, ließ sich

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