Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schrei in der Nacht

Schrei in der Nacht

Titel: Schrei in der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
Vom Netzwerk:
doch in gleichgültigem Ton
heraus.
    Rogan setzte sich auf die Kante des
Bettes und versuchte ein Gespräch: »Wenn ich es mir
überlege, habe ich keine Lust, in dieser Stadt für ein paar
Tage herumzulungern. Aber hier lebt ein Kerl, mit dem ich noch eine
Rechnung zu begleichen habe, bevor ich verschwinde.«
      Fallon, der sich gerade sein Bett in der Ecke zu bauen
begann, hielt einen Moment inne: »Wer sollte das sein?«
    Rogan legte sich hin und zog die Decke bis zum Kinn hoch.
      »Der verdammte Kriminalinspektor«,
antwortete er wütend. »Stuart heißt er. Als er im
letzten Jahr hier anfing, vertrieb er mich aus jedem sicheren Loch, das
ich fand. Er war es auch, der mich vor drei Tagen hochgehen
ließ.« Als er fortfuhr, war tödliche Kälte in
seiner Stimme: »Den Kriminalinspektor Stuart werde ich, bevor ich
hier abhaue, noch umlegen.«
      Fallon gab keine Antwort. Er drehte das Licht aus,
wickelte sich in die Decken und legte sich auf seine Lagerstatt in der
Ecke. Er hatte Rogan satt. Was für Burschen hatten sie jetzt in
der Organisation, fragte er sich. Doch dann lächelte er resigniert
und stellte fest, daß sich die Art der Burschen vielleicht nicht
geändert hatte. Nur er selber, Martin Fallon, war anders geworden.
Es stand für ihn fest, daß er, was auch immer geschehen
möge, Rogan im Auge behalten müsse. Aber plötzlich kam
ihm ein Gedanke, und er griff nach seiner Jacke. Die Pistolenhalfter an
seiner Schulter war genau unter der linken Achselhöhle
angenäht. Er nahm die Pistole heraus und steckte sie unter seine
Decke, in die Nähe seiner rechten Hand.
    Dann machte er sich aus seiner Jacke ein Kopfkissen, legte
    sich zurück und wartete auf den Schlaf. Noch einmal zog an
ihm der Abend dieses Tages vorbei, in immer engeren Kreisen, gleich
einem Filmstreifen, dessen Szenen falsch zusammengeklebt waren. Ihn
erstaunte dabei nur, daß von all den Ereignissen die Begegnung
mit Anne Murray ihm noch am klarsten vor Augen stand. Wieder
lächelte er und schüttelte den Kopf. Eines war sicher. Wenn
sie am Morgen die Zeitung lesen würde, wüßte sie
bestimmt, was er getan hatte. Er fühlte sich ruhig und zufrieden
und hatte vor nichts Furcht. Jetzt aber genug von dem Tag, dachte er.
Warten wir ab, was morgen geschieht. Er legte den Kopf auf die Seite
und schlief ruhig wie ein Kind sofort ein.

    4

    Fallons Schlaf war leicht, und als er erwachte und auf seine Uhr
sah, war es kurz nach fünf. Er war kalt und steif, und seine
Glieder schmerzten von dem harten Steinfußboden. Im Dunkeln
liegend lauschte er auf den Regen und auf den Wind, der über den
Friedhof heulte. Nach einer Weile überfiel ihn erneut der Schlaf.
      Plötzlich spürte er, wie er angestoßen
wurde, öffnete die Augen und begann auch schon nach der Pistole zu
suchen. Es war aber nur Johnny Murphy, der neben ihm hockte. Die Decke,
die vor dem Eisengitter gehangen hatte, war herabgerutscht, und graues
Licht fiel in den Raum. »Regnet es immer noch?« fragte
Fallon leise.
      Der Junge nickte. »Es hat die ganze Nacht nicht
aufgehört.« Er hielt ihm eine große Thermosflasche
hin. »Nehmen Sie einen Schluck hieraus, Mr. Fallon. Das wird
Ihnen verdammt guttun.«
      Fallon schlürfte etwas von der heißen
Flüssigkeit. Es war Kaffee, stark und gut. Er setzte sich auf und
lehnte sich gegen die Wand. »Was macht unser Freund?«
fragte er.
      Murphy brummte verächtlich. »Er
schläft noch. Ich kann diesen Mann nicht leiden, Mr. Fallon. Der
Blick in seinen Augen bringt mich hoch.«
      Fallon lächelte leicht. »Ich kann nicht
behaupten, daß ich dir das übelnehme.« Er sah auf
seine Uhr. Es war kurz nach acht. »Du bist ja sehr früh da,
was gibt es Neues?« erkundigte er sich.
    Murphy zog eine Zeitung hervor und
antwortete kopfschüttelnd: »Es sieht nicht gut aus, Mr.
Fallon, leider. Sie sind hinter Ihnen her. Es steht noch nicht alles in
der Zeitung, dazu war die Zeit zu kurz, aber ich hörte um sieben
die Nachrichten im Radio. Sie sind erkannt worden.«
      Fallon fluchte. »Himmel, ich habe den verdammten
Polypen vergessen, der mich im Gang anrempelte. Er hatte mich
wiedererkannt, und ich sperrte ihn in die Toilette! Was haben sie in
den Nachrichten gesagt?«
      »Sie sprachen fast nur von Ihnen, gaben eine
volle Beschreibung ab, erwähnten Ihre Narbe und sagten, daß
Sie jetzt einen Bart trügen.«
      Fallon lachte. »Na gut, das ist das erste, wovon
ich mich also trennen muß. Schade. Ich war sehr stolz auf

Weitere Kostenlose Bücher