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Schrei in der Nacht

Schrei in der Nacht

Titel: Schrei in der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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in das
Gepäcknetz. Dasselbe wiederholte er in seinem eigenen Abteil, wo
der dicke Mann noch immer friedlich in seiner Ecke schlummerte. Dann
ging Fallon am letzten Abteil vorbei und stellte fest, daß die
zurückgebliebenen drei Kriminalbeamten noch immer Karten spielten.
In diesem Augenblick hörte er hinter sich eine Frauenstimme
schrill und durchdringend schreien, und ein Mann rief laut:
»Feuer! Feuer!«
      Fallon zögerte nicht eine Sekunde. Er
öffnete die Verbindungstür und stieß eine neue Bombe in
den Eingang zum nächsten Wagen. Dann öffnete er die
Außentür und kletterte hinaus auf das Trittbrett. Der Zug
begann seine Fahrt zu verlangsamen.
    Der Regen schlug Fallon ins Gesicht, und
der Wind drückte ihn gegen den Zug. Fallon hielt sich krampfhaft
am Griff fest und stieß die Abteiltür mit aller Kraft wieder
zu. Dann richtete er sich auf, griff nach einer Ecke des Wagendaches
und kletterte so am Wagen entlang, bis er das letzte Abteil sehen
konnte. Zwei der Kriminalbeamten waren verschwunden und hatten Rogan
mit dem dritten allein zurückgelassen, an den er mit seinen
Handfesseln geschlossen war. Die Rufe und Schreie wurden lauter und
schriller, als der Zug schlingernd und schwankend zum Halten kam. Der
Kriminalbeamte wandte sich zu Rogan; sein Gesicht war schreckensbleich,
denn durch die Tür drang Rauch in das Abteil. Er schrie irgend
etwas, das Fallon nicht verstehen konnte; dann zog er einen
Schlüssel heraus und löste die Fessel von seiner linken Hand.
Er ließ sie um Rogans freie Hand wieder zuschnappen und fesselte
so dessen Arme aneinander; als dann eine neue Wolke schwarzen Rauches
in das Abteil drang, stürzte er zum Fenster.
      Im gleichen Augenblick stand der Zug still, und Fallon
kletterte rasch zur Wagentür zurück und sprang dort auf den
Boden. Er duckte sich tief, als das Abteilfenster heruntergedreht wurde
und der Kriminalbeamte und Rogan sich keuchend hinauslehnten, um die
frische Luft in ihre Lungen einzuziehen. Fallon machte plötzlich
einen Satz und packte den Kriminalbeamten bei seinen
Mantelaufschlägen. Der Mann war starr vor Überraschung. Sein
Körper kippte über das Fensterbrett und fiel schwer zu Boden.
Er stöhnte und versuchte sich aufzurichten, aber Fallon versetzte
ihm einen harten Schlag ins Genick. Dann bückte er sich und
durchsuchte die Taschen des Kriminalbeamten. Seine tastenden Hände
fanden die Schlüssel für die Handfesseln, er richtete sich
auf und rief drängend: »Herrgott, Rogan, worauf wartest
du?«
      Rogan war erst zur Hälfte aus dem Fenster heraus,
und Fallon griff ungeduldig nach ihm und zog ihn herunter. Rogan
taumelte auf die Füße. »Ich hab' noch meine Schuhe
gesucht«, fluchte er, »die Bastarde haben sie mir
ausgezogen.«
      »Zur Hölle mit deinen Schuhen«,
knurrte Fallon. »Machen wir, daß wir wegkommen.« Er
stieß Rogan vorwärts, und sie begannen am Bahndamm
zurück und auf den Wald zuzulaufen. Fallon brach dabei die
Zünder der restlichen beiden Rauchbomben ab, die er noch in der
Manteltasche gehabt hatte, und schleuderte die Bomben hinter sich. Es
dauerte nur wenige Sekunden, bis der Rauch hinter ihnen aufquoll und
die Sicht auf die Lichter des Zuges nahm.
    Beide rannten ohne ein Wort zu sprechen;
ihre Luft brauchten sie für den Lauf. Fallon bahnte den Weg und
stürzte durch das Unterholz wie ein Tier, ohne anzuhalten, die
Arme vor das Gesicht gepreßt, um vor den peitschenden Zweigen
geschützt zu sein. Er stieß dann auf den Weg, der durch den
Wald führte, und hielt rasch an. Rogan fiel beinahe über ihn
und fluchte; da hörten sie aus dem Dunkel eine Stimme fragen:
»Sind Sie es, Mr. Fallon?«
      Fallon trat vor und stieß auf Johnny Murphy.
»Gott sei Dank«, rief er, »laß deinen Motor an,
und dann weg von hier!« Dann riß er die rechte
Wagentür des Austin auf und stieß Rogan als ersten hinein.
Der Motor heulte auf, der Wagen fuhr schnell ein Stück
rückwärts und bog dann in die Hauptstraße ein. Wenige
Sekunden später rasten sie durch die Nacht auf Castlemore zu.
      Fallon holte eine Packung Zigaretten heraus und
steckte sich mit zitternden Händen eine davon an. Dann lehnte er
sich im Wagen zurück und seufzte zufrieden. »Gott sei Dank,
das wäre geschafft.«
      Murphy lachte aufgeregt. »Sagte ich nicht,
daß Sie ein Genie sind, Mr. Fallon? Ich wußte genau,
daß Sie ihn aus dem Zug holen.«
      Fallon lachte, aber in seiner Stimme schwang ein
Zittern nach. »Es war alles so lächerlich einfach.

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