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Schrei in der Nacht

Schrei in der Nacht

Titel: Schrei in der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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zusammengebundener Decken
angefüllt. Irgendein Mensch schien nicht anwesend zu sein. So ging
er behutsam zur Tür und öffnete sie.
    Er sah vor sich einen langen,
weißgescheuerten Korridor, den er rasch entlangzugehen begann. An
jedem Raum, an dem er vorbeikam, blieb er dabei sichernd stehen. Am
Ende des Ganges hörte er Stimmen aus einem Raum dringen, und als
er vorsichtig durch die angelehnte Tür spähte, erblickte er
zwei Männer in Overalls, die, auf ihre Schaufeln gelehnt, vor
mächtigen Kesseln standen und über einen Witz lachten.
Unbemerkt ging Fallon weiter und bog in einen kleineren Korridor ein,
von dem nur zwei Türen abgingen. Vorsichtig öffnete er die
erste und sah einen Waschraum vor sich. Hinter der zweiten Tür
befand sich eine Art Aufenthaltsraum, in dem ein Tisch, zwei Bänke
und an der Wand mehrere zerbeulte Blechschränkchen standen. Diese
interessierten Fallon; er trat rasch hinzu und öffnete sie. Der
erste enthielt nur einige unwichtige Kleinigkeiten des
persönlichen Bedarfs. Im zweiten fand er ein Paar abgelaufener,
nägelbeschlagener Arbeitsschuhe und ein altes, schäbiges
Jackett. Beides nahm er schnell an sich. Als er sich umdrehte, fiel
sein Blick auf einen Arbeitsanzug, der hinter der Tür an einem
Haken hing. Es war das Werk von Sekunden, diesen Anzug über seinen
Schlafanzug zu ziehen. Dann setzte er sich, schlüpfte in die
Schuhe, erhob sich wieder und wollte eben seinen Arm in den
Jackettärmel schieben, als sich die Tür öffnete und ein
Mann eintrat.
      Es war einer von den beiden Männern, die Fallon
im Kesselraum gesehen hatte. Vor Überraschung blieb ihm
zunächst der Mund offenstehen; doch dann trat plötzlich Zorn
in seine Augen, als er das Jackett entdeckte, das Fallon anzog, und er
rief: »He, das ist mein Jackett!« Dabei ballte er drohend
die Fäuste. „Was, zum Teufel, machen Sie eigentlich
hier?«
      Fallon dachte nicht daran, seine Zeit mit Streiten zu
vergeuden. Er war auch zu schwach, um ehrlich zu kämpfen. Hinter
ihm lehnte ein alter, zerbrochener Stuhl an der Wand. Er riß ihn
hoch und schmetterte ihn dem unglücklichen Eindringling über
Kopf und Schultern. Mit einem schmerzlichen Aufstöhnen sank der
Mann auf die Knie. Er versuchte jedoch wieder hochzukommen und streckte
die Arme nach Fallon aus, der an ihm vorbei zur Tür ging. Die
Finger des Mannes krallten sich in sein Jackett, da drehte sich Fallon
noch einmal um und stieß ihn in den Magen. Der Mann kippte nach
hinten über und krümmte sich auf dem Fußboden; sein
Gesicht lief langsam purpurrot an.
      Fallon lief schnell den Korridor wieder zurück,
doch als er an der Tür des Kesselraumes vorbeikam, prallte er mit
dem anderen Mann zusammen, der, durch den Lärm des Kampfes
angezogen, heraustrat. Fallon schrie leise auf, so stark war der
Schmerz, der die obere Hälfte seines Körpers durchflutete.
Der Mann packte ihn mit seinen riesigen, verarbeiteten Pranken, doch
Fallon stieß ihm das Knie hart in den Unterleib, und der andere
sackte auf den Boden wie ein geplatzter Luftballon. Fallon
kümmerte sich nicht um ihn, sondern rannte weiter und stieg rasch
die Treppe am Ende des Korridors empor.
    Noch immer wühlte der Schmerz in ihm
wie ein lebendiges, eingeschlossenes Wesen, doch er unterdrückte
ihn entschlossen. Als er an eine Tür kam, öffnete er sie und
trat ruhig hindurch. Wieder war er in einem engen Gang, der in eine
kleine Halle einmündete. In dieser Halle stand ein Glasschalter,
und darin saßen zwei Polizisten und tranken Tee. Die
gläserne Eingangstür stand weit offen; davor konnte Fallon
eine Laderampe erkennen, und an diese Rampe war ein großer
Lastwagen herangefahren. Das rückwärtige Brett war
heruntergeklappt, und im Laderaum waren verschiedene Körbe
gestapelt. Mit den gleichen Körben war auch der Gang
angefüllt, und Fallon packte kurzentschlossen einen davon am Griff
und zerrte ihn zum Eingang der Halle hin. Er schwitzte dabei vor
Furcht, und sein Herz schlug ihm zum Halse heraus. Als er an dem
Glasschalter vorbeiging, schaute er nicht auf. Jede Sekunde erwartete
er einen Anruf, aber nichts erfolgte. Ungehindert konnte er den Korb in
den Lastwagen ziehen. Dort stand er einen Augenblick und
überlegte, doch dann war sein Entschluß gefaßt. Er
trat wieder zurück auf die Rampe, hob die rückwärtige
Ladeklappe hoch und hakte sie ein. Dann sprang er von der Rampe
herunter, ging am Wagen entlang und kletterte in die Führerkabine.
Der Motor sprang schon nach dem ersten

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