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Schrei in der Nacht

Schrei in der Nacht

Titel: Schrei in der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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Starten an. Fallon ließ
die Handbremse frei und fuhr langsam an.
    Noch immer wartete er darauf, daß man hinter ihm herrufen
    würde. Er fürchtete die Alarmschreie, aber alles blieb
ruhig. So bog er in den großen Zufahrtsweg ein und näherte
sich dem Haupttor. Dort standen zwei Polizeiposten mit
Maschinenpistolen an den Hüften. Fallon verlangsamte seine Fahrt,
aber einer der Posten hob einen Arm und winkte ihn vorbei. Er bog in
die Hauptstraße ein und fuhr ruhig davon.
    Im Zentrum von Castlemore, in einer der Hauptstraßen, ließ er
    den Lastwagen stehen. Es waren kaum drei oder vier Minuten
vergangen, seit er das Krankenhaus verlassen hatte. Noch immer rieselte
der Regen vom Himmel herunter – die Luft war kalt und rauh.
Fallon fröstelte, schlug den Kragen seines Jacketts hoch und ging
dann entschlossen durch die verschiedenen Seitenstraßen.
Merkwürdigerweise verspürte er keinen triumphierenden Jubel.
Er war nur müde, sehr müde, und fühlte sich etwas wirr
im Kopf. Mit Philip Stuart empfand er sogar so etwas wie Mitleid. Er
hatte diesem wohl einen ziemlich üblen Streich gespielt. Freunde
sollte einander derartiges nicht antun.
      Er schwankte plötzlich, stolperte auf einen
Laternenpfahl zu und hielt sich verzweifelt daran fest. Was für
einen Unsinn hatte er da gedacht? Was war überhaupt mit ihm los?
Er schaute zu der Laterne über ihm auf, und deren Licht schien
plötzlich dunkler zu werden. Fallon schloß die Augen,
öffnete sie wieder, dem Mast und ging weiter. Er durfte jetzt auf
der Straße nicht schlappmachen. Das wäre doch zu dumm.
      Plötzlich, ohne zu wissen wie, fand er sich auf
dem bewußten Platz und schritt auf die Mauer zu. Die Lampen rings
umher begannen ihm vor den Augen zu tanzen, und als er vor dem Tor in
der Mauer stand, war es ihm, als ob sich dieses höbe und senke. Er
stieß es auf und torkelte wie ein Betrunkener den Gartenweg
entlang.
      Der Nachhall der Türglocke verklang in der Nacht;
er zog wieder und wieder am Klingelzug und begann dann unvermittelt zu
lachen. Er wußte, daß dies unsinnig war, aber er konnte den
Anfall nicht bezwingen. Er lehnte an der Tür, lachte hysterisch,
und als sich die Tür öffnete, fiel er ins Haus hinein.
    Und dann war er in Sicherheit. Ihre Arme
waren um ihn geschlungen, und er ruhte sicher und warm. Irgendwo in der
Nähe konnte er Murphys helle, aufgeregte Stimme hören. Aber
ihm vor Augen stand nur das Gesicht von Anne Murray. Weich und
zärtlich und voller Zuneigung war es. Er versuchte sie
anzulächeln, doch da begann ihr Gesicht in die Dunkelheit
zurückzusinken, immer weiter und weiter fort, bis es
schließlich wieder verschwand und er allein war.
    7

    Aus einem bodenlosen, dunklen Schacht tauchte er wieder empor ans
Licht. Eine Zeitlang war alles, was er sah, noch verzerrt und gefleckt,
und die Wände des Raums kamen auf ihn zu und entfernten sich
wieder. Rasch schloß er die Augen und öffnete sie dann
wieder. Irgend etwas in der Nähe bewegte sich, und dann beugte
sich Johnny Murphy über ihn. »Gott sei Dank!«
stieß der Junge hervor und rannte aus dem Zimmer.
      Fallon starrte zur Decke empor und suchte sich zu
sammeln. Er fühlte sich ruhig und etwas erholt, aber völlig
kraftlos. Nach einer Weile wurde er sich eines dumpfen Schmerzes in der
Seite bewußt. Er suchte eine andere Lage einzunehmen, um diesen
Schmerz zu lindern, und schloß wieder die Augen. Mit einem leisen
Geräusch ging die Tür auf, und er hörte das Rauschen
eines Kleides. Als er aufschaute, war Anne über ihn gebeugt.
Schwach versuchte er zu lächeln. »Das schwarze Schaf ist
wieder da«, brachte er leise hervor.
      Sie lächelte warm, setzte sich auf die Kante des
Bettes und nahm seine Hand. »Ich war noch niemals im Leben so
froh, jemanden wiederzusehen. Wie fühlen Sie sich?«
      Wieder grinste er schwach. »Ich lebe noch; aber das ist auch alles. Wie lange bin ich schon hier?«
      »Fast zwölf Stunden. Sie verloren gleich nach Ihrer Ankunft das Bewußtsein.«
    In diesem Augenblick öffnete sich
wieder die Tür, und Murphy, der vorsichtig ein Tablett
balancierte, trat ein. Sein Gesicht wurde von einem verzückten
Grinsen verzerrt. Während das Mädchen ein zweites Kissen
hinter Fallons Rücken steckte, sprudelte der Bursche los:
»Hab' ich es nicht gesagt, Mr. Fallon, daß Sie ein Genie
sind? Das ganze Land spricht nur von Ihnen!«
      Fallon schaute fragend mit gerunzelter Stirn auf das
Mädchen. »Das stimmt schon«, bestätigte sie

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