Schrei in der Nacht
müssen.«
Murphy grinste und zog eine Landkarte hervor.
»Wir haben einen sehr guten Plan, Mr. Fallon, und er stammt von
Anne von Miß Murray – selbst, das heißt, ich habe
etwas dabei geholfen!«
Fallon zog die Augenbrauen hoch. »Ihr scheint euch schon sehr gut zu verstehen!« bemerkte er kühl.
Murphy wurde knallrot und entfaltete hastig eine
Karte. »Unsere Idee beruht auf einer Maßnahme, die für
morgen hier vorgesehen ist. Miß Murray hat letzte Woche einige
Möbel an einen Händler aus Stramore verkauft. Sie sind schon
alle im Vorderzimmer aufgestapelt. Morgen wird nun der Händler mit
seinem Möbelwagen kommen und sie abholen.«
Fallons Interesse war schon bei den ersten Worten
geweckt worden. »Sprich weiter!« drängte er und beugte
sich vor.
Murphy grinste. »Jetzt kommt der wichtigste Teil
des Planes, nämlich unser Weg aus der Stadt heraus. Es wimmelt
hier noch überall von Polypen. Demnächst werden sie
wahrscheinlich Haus um Haus durchkämmen. Stuart muß
überzeugt sein, daß Sie sich noch in der Stadt befinden.
Wenn nun morgen der Möbelhändler seinen Wagen beladen hat,
wird zu gegebener Zeit Miß Murray ihn in die Küche bitten
und ihm Tee anbieten. Solche Leute lehnen niemals ab; man weiß
schon, was die mögen. Sie, Mr. Fallon, und ich, wir können
uns während dieser Zeit zwischen den Möbeln im Wagen
verstecken!«
Ein kurzes Schweigen trat ein, und der Junge schaute
gespannt auf Fallons Gesicht. Schließlich nickte dieser und
entgegnete: »Na schön. Also angenommen, es klappt alles, und
wir gelangen durch die Straßensperren. Wie dann weiter?«
Eifrig erklärte der Junge:
»Jetzt, an diesem Punkt, tritt Miß Murray in Erscheinung.
Sie hat einen Wagen gemietet, der draußen in der Garage steht,
und sie wird ohne Schwierigkeiten durch die Kontrollen kommen. Morgen
wird sie dem Möbelwagen folgen, und bei der ersten Gelegenheit
springen wir heraus und werden von Miß Murray aufgelesen. Wir
können dann versuchen, bei Donegall über die Grenze zu
kommen.«
Diesmal folgte ein längeres Schweigen. Fallon
beugte sich vor und studierte eifrig die Karte. Schließlich
brummte er vor sich hin: »Tatsächlich, ein ganz guter Plan.
Nicht schlecht, soweit ich sehe.«
Anne stellte eine Tasse Tee vor ihn und vergoß
dabei etwas auf die Untertasse. Unwillig fragte sie: »Na,
großer Meister, was gibt es noch auszusetzen?«
Abwehrend hob er die Hand. »Verstehen Sie mich
doch nicht falsch. Der Plan ist schon sehr gut, aber er muß noch
einmal durchdacht werden, das ist alles.« Er nippte etwas Tee und
lehnte sich zurück. »Was geschieht zum Beispiel, wenn Sie
irgendeine Panne haben? Wir können nicht gut unseren Fahrer
bitten, anzuhalten, und wir dürfen auch keinen Zwang anwenden,
weil das Stuart wieder auf unsere Spur führen würde.«
Sie schnaubte. »Schön. Ich gebe zu, eine
Panne kann passieren, aber sie ist doch sehr unwahrscheinlich.«
Er nickte aufreizend langsam. »Zugestanden. Aber
glauben Sie mir, gerade das Unwahrscheinliche kommt einem immer in die
Quere. Man muß alle Möglichkeiten, alle Zufälle in
Betracht ziehen. Bis Stramore sind es nur vierzig Meilen. Was passiert,
wenn der Fahrer nicht anhält? Bedenken Sie doch: Murphy und ich,
wir können nicht bei starkem Verkehr vom Wagen springen, auch wenn
er gerade mal langsam fährt – wir würden uns doch
verdächtig machen!«
Auf dem Gesicht des Jungen erschien ein
niedergeschlagener Ausdruck, und Anne sagte zögernd: »Ja,
ich muß zugeben, da ist etwas dran.«
Fallon lächelte und schlug Murphy auf die
Schulter. »Aber deshalb nicht den Mut verlieren! Ich habe doch
gesagt, man muß nur noch einmal etwas genauer alles
durchdenken.« Dann lehnte er sich wieder über die Landkarte
und studierte sie erneut. »Richtig, jetzt habe ich es. Wir werden
eurem Plan folgen, soweit er sich durchführen läßt.
Wenn aber irgend etwas eintritt, was Murphy und mich davon abhält,
zwischen Castlemore und Stramore vom Wagen zu springen, werden wir
ruhig oben sitzenbleiben und einfach die beste Gelegenheit
abwarten.« An den Jungen gewandt, fragte er: »Hast du eine
sichere Adresse in Stramore? Irgendeine Vertrauensperson, die uns auch
bei Tageslicht aufnimmt und wo wir, falls nötig, die Nacht
verbringen könnten?«
Murphy dachte angestrengt nach, und plötzlich
leuchtete sein Gesicht auf. »Natürlich, da lebt doch Conroy.
Ich habe oft Nachrichten von ihm übernommen
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