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Schrei in der Nacht

Schrei in der Nacht

Titel: Schrei in der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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Bergen
verändert alle fünf Minuten sein Aussehen, nur um einen zu
unterhalten!«
      »Warum sind Sie eigentlich weggegangen, wenn Sie
dort so glücklich waren?« fragte sie kopfschüttelnd.
      »Das möchte ich auch wissen. Ich war etwas
einsam, das kann ich Ihnen ja eingestehen, und ich habe mehr getrunken,
als gut für mich war; aber dann war da auch noch etwas anderes.
Eine Art von Geistesverwirrung.« Er kniff die Augen zusammen und
starrte in sich gekehrt zurück in die Vergangenheit.
Schließlich stand er auf und sagte abrupt: »Murphy hatte
den richtigen Gedanken. Wir sollten zu Bett gehen.«
      Sie nickte zustimmend. Auf ihrem Gesicht lag ein
seltsamer Ausdruck, aber sie antwortete nicht. Er löschte das
Licht, und sie gingen zusammen die Treppe hoch. Als sie an Annes
Tür kamen, blieben beide stehen, und Anne sagte lächelnd:
»Also gute Nacht.« Eine plötzliche Gefühlsregung
schnürte ihr die Kehle zu. Er wollte etwas erwidern, aber bevor er
dazu kam, legte sie ihm einen Arm um den Hals und zog seinen Kopf
herunter. Ihre leicht geöffneten Lippen berührten seinen Mund
und löschten dessen Strenge aus; doch als er nach ihr greifen
wollte, hatte sie die Tür bereits geöffnet und war
hineingeschlüpft. Eine lange Zeit stand er vor ihrem
verschlossenen Zimmer; dann drehte er sich um und ging innerlich
aufgewühlt in sein eigenes Zimmer.
    Er schlief sehr fest in dieser Nacht, und
das verwunderte ihn angesichts der vielen Stunden Schlaf, die er in den
vorangegangenen Tagen gehabt hatte. Er schloß daraus, daß
seine Wunde ihn doch mehr Kräfte gekostet hatte, als er zuerst
geglaubt hatte. Er war erwacht, als Murphy gegen halb acht Uhr morgens
mit einer Tasse Tee hereinkam. Der Junge lächelte und sagte
entschuldigend: »Es ist schon Tag, Mr. Fallon, und immer noch
schlechtes Wetter. Ich glaube nicht, daß es jemals wieder
aufhört zu regnen.«
      Fallon schlürfte dankbar den Tee, gab dann die
Tasse zurück und wollte aus dem Bett kriechen, als ihm
plötzlich ein Gedanke durch den Kopf zuckte. »Mein
Gott«, entfuhr es ihm. »Ich habe ja gar keine Kleidung! Ich
vergaß, sie zu reinigen.«
      Murphy schüttelte grinsend den Kopf. »Das
ist alles erledigt; sie hat bereits daran gedacht. Gestern nachmittag,
als Sie schliefen, ist Miß Murray einkaufen gegangen. Schauen Sie
dort in den Schrank, da finden Sie ein Hemd und eine Hose! Und Ihr
Jackett ist auch noch da – Sie hatten es zurückgelassen, als
Sie so unerwartet davonliefen.«
      Er verließ wieder den Raum, und Fallon ging
hinüber in das Badezimmer, um sich zu waschen und zu rasieren.
Noch immer schmerzte ihn seine Seite, und sein Arm fühlte sich
merkwürdig taub an. Er wirbelte ihn einige Male herum, um die
Blutzirkulation anzuregen, und zog sich dann an. Als er das Jackett
anlegte, fand er die Pistole an ihrem üblichen Platz. Er zog sie
heraus und wog sie in der Hand. Sie erfüllte ihn mit einer
merkwürdiger Genugtuung, aber er fragte sich, was wohl geschehen
wäre, wenn er sie an jenem Morgen bei sich gehabt hätte, als
er Stuart warnte. Mit grimmigem Lächeln dachte er, daß er
dann wohl schon tot wäre. Schließlich steckte er die Waffe
zurück in die Halfter und stieg die Treppe hinunter. Das
Frühstück war bereits fertig. Er zog den Duft des gebratenen
Specks ein und meinte anerkennend: »Das riecht sehr
appetitlich.«
      Anne wandte sich zu ihm um und begrüßte ihn. »Wie fühlen Sie sich heute morgen?«
      Er schmunzelte. »Nicht schlecht. Noch etwas
steif, aber es sieht so aus, als ob ich es überstehen
werde.«
      Anne setzte ihnen Teller vor, und sie begannen zu
essen. Als sie fertig waren, fragte Fallon: »Wann werden die
Packer hier sein?«
    »Um zehn«, antwortete sie und begann den Tisch
    abzuräumen. Danach ging sie hinaus in den Flur und kam mit
ihrem Regenmantel zurück. »Ich muß für eine
Stunde weggehen«, erklärte sie.
    Fallon schaute überrascht auf. »Ist das wichtig?«
      Sie nickte. »Ich besuche Jane, die Frau von
Philip Stuart. Falls er mich nämlich anrufen sollte und
feststellt, daß ich weggefahren bin, ohne eine Nachricht zu
hinterlassen, würde er das seltsam finden und mich vielleicht zu
verdächtigen beginnen.«
      Zustimmend nickte Fallon. »Ja, das stimmt.
Bleiben Sie nur nicht zu lange. Wenn Sie zu spät kämen,
wäre alles verdorben. Bringen Sie auch bitte eine Zeitung
mit«, rief er ihr noch nach, als sie aus der Tür ging.
      Gegen halb zehn kehrte sie wieder zurück. Fallon
und

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