Schrei in der Nacht
würde ich ihn sofort wegwerfen!«
Fröhlich lachte er über seinen eigenen Scherz, und auch
Fallon mußte lächeln. Unterdessen waren sie hinaus auf die
Straße gelangt und standen auf der rechten Seite des
Möbelwagens.
Vorsichtig schaute Fallon sich um. »Es ist niemand zu sehen.
Das ist sehr gut.« Die Männer hatten schon die
Ladeklappe eingehakt, und Fallon fuhr fort: »Laß die Klappe
wieder herunter; dann können wir bequem und leicht hineinklettern,
und selbst wenn jemand aus dem Fenster schaut, wird ihm nichts
auffallen.«
Murphy nickte; sie ließen die Ladeklappe
herunter, kletterten in den Wagen und zogen sie dann wieder hoch. Annes
Möbel hatten den Wagen nur zur Hälfte gefüllt und waren
im Hintergrund aufgestapelt; die Männer hatten zum Schluß
Säcke sorgfältig darübergebreitet. Murphy grub sich
mitten hinein in das aufgestapelte Mobiliar und stieß dann einen
kleinen Triumphschrei aus. »Kommen Sie hierher, Mr. Fallon.
Sicherer könnten wir nicht sein als hier.«
Fallon kroch zwischen den Beinen des Tisches hindurch,
und Murphy hob einen Sackzipfel auf, der einen kleinen Winkel, eine Art
Höhle, zwischen einem Kleiderschrank und der Wagenwand verdeckte.
Der Junge zog noch ein paar Säcke herbei, und Fallon nickte
zufrieden. »Das ist das Richtige. Wenn wir uns den
Straßenkontrollen nähern, werden wir uns mit den Säcken
zudecken.«
Sie setzten sich zunächst auf die Säcke
nieder und warteten. Nach etwa zehn Minuten hörten sie die Stimmen
der beiden Packer, die an den Wagen herankamen und in den
Führerstand kletterten. Einen Augenblick später sprang der
Motor an. Fallon kroch aus dem Versteck heraus und spähte
über das Ladebrett. Während sie über den Platz
rumpelten, bog eine grüne Limousine aus der Einfahrt neben dem
Haus und setzte sich hinter sie. Zufrieden schmunzelte Fallon und kroch
zurück unter den Tisch. »Sie hat sich an uns
gehängt«, meinte er dabei. »Von nun an können wir
nur noch die Daumen drehen und hoffen, daß alles klappt.«
Etwa fünf oder sechs Minuten lang
fuhr der Wagen mit gleichmäßiger Geschwindigkeit durch den
Verkehr, dann begann er das Tempo zu verlangsamen und kroch nur noch
vorwärts. Fallon und der Junge lagen zusammengerollt in dem
winzigen Versteck und hatten die Säcke über sich gezogen.
Schließlich hielt der Wagen ganz an.
Fallon hielt dabei das Ohr an die Wagenwand
gepreßt und hörte schließlich eine Stimme den Fahrer
fragen, woher er komme. Die Antwort war nicht zu verstehen, doch dann
erklangen Schritte, die rund um den Wagen zur hinteren Ladeklappe
gingen. Jemand schwang sich auf den Wagen und schaute über die
Klappe, dann sprang er polternd wieder auf die Straße. Die
Schritte kehrten zum Führerstand zurück, und eine Sekunde
später setzte sich der Wagen wieder in Bewegung. Einige Minuten
lang lagen jedoch Murphy und Fallon noch unter den Säcken, bis der
Junge sie schließlich beiseite schob und leise flüsterte:
»Wir sind durch, Mr. Fallon! Wir haben die Polypen an der Nase
herumgeführt!«
Fallon grinste und hob warnend die Hand. »Ja, wir sind durch, aber bleib um Gottes willen leise.«
Sie krochen unter dem Tisch hervor, und
Fallon steckte sich mit einem Seufzer der Erleichterung eine Zigarette
an. Er fühlte sich wunderbar. Es sah wirklich so aus, als ob sie
es geschafft hätten. Er kroch zur rechten Wagenwand und schaute
wieder über den Rand der Ladeklappe. Mit gleichmäßiger
Geschwindigkeit fuhren sie durch den Regen. Die Straße war von
Dornhecken gesäumt, und die Landschaft lag grün und
üppig unter einem leichten Dunstschleier. Es war ein schönes
Bild, und Fallon vermißte nur eines – Anne Murray in ihrer
grünen Limousine.
8
Murphy kroch wieder einmal mißmutig zur Ladeklappe und
schaute zurück auf die Straße. Es herrschte kein starker
Verkehr; nur gelegentlich überholte sie ein schneller Wagen, aber
von der grünen Limousine war nichts zu sehen. Der Junge sah auf
die Uhr. Sie waren nun seit länger als einer Stunde
unterwegs… Er wandte sich an Fallon, der, mit dem Rücken an
die Wand gelehnt, auf einem Sack saß, und meinte: »Nichts
von ihr zu sehen, Mr. Fallon. Was sollen wir nur machen?«
Achselzuckend erwiderte Fallon: »Was können
wir schon machen?« Dann lachte er über den
niedergeschlagenen Ausdruck des Jungen und fuhr fort: »Ich hatte
euch doch gewarnt, daß so etwas eintreten könnte. Wer
weiß, was sich ereignet hat. Vielleicht ist sie falsch
eingebogen, oder
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