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Schrei in der Nacht

Titel: Schrei in der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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eine Quetschung war. Der Leichenbeschauer hat gesagt, sie sei wahrscheinlich vor dem Tod des Babys entstanden.
    Aber Mark hat behauptet, er habe ein bißchen zu hart zugepackt, als er versuchte, das Baby wiederzubeleben.«
    Blitzartig zog das Bild, wie Mark die winzige Gestalt hielt, an ihrem inneren Auge vorbei.
    Erich stand jetzt neben ihr und hatte die Lippen dicht an ihrem Ohr. »Mark weiß es. Du weißt es. Ich weiß es.
    Das Baby ist verletzt worden, Jenny.«
    »Was soll das heißen?«
    »Nichts, Liebling. Ich möchte dich nur warnen. Wir wissen beide, wie zart seine Haut war. Wie er in jener letzten Nacht mit den Fäusten nach oben fuhr.
    Wahrscheinlich hat er sich selbst verletzt. Aber Mark hat gelogen. Er ist genau wie sein Vater. Alle wußten, was Luke für Caroline empfand. Selbst wenn er jetzt herkommt, setzt er sich immer in den Ohrensessel, damit er ihr Bild sehen kann. Er wollte Caroline an jenem letzten Tag zum Flughafen bringen. Sie brauchte nur mit dem Finger zu schnippen, und er war da. Und nun denkt Mark, er könne mit dir das gleiche machen. Da hat er sich verrechnet. Ich habe Lars Ivanson angerufen, den Tierarzt aus Hennepin Grove. Er kümmert sich von nun an um die Tiere. Mark Garrett wird diese Farm nie wieder betreten.«
    »Erich, das kann doch nicht dein Ernst sein.«
    »O doch. Ich weiß, daß du es nicht so gemeint hast, aber du hast ihn noch ermutigt, Jenny. Ich habe es selbst gesehen. Wie oft hat er dich im Krankenhaus besucht?«
    »Zweimal. Das erstemal hat er mir gesagt, daß der Kleine wieder beigesetzt worden ist. Das zweitemal wollte er mir Obst bringen, das Luke aus Florida für mich geschickt hatte. Erich, verstehst du denn nicht? Du legst zu viel in die einfachsten, die harmlosesten Dinge hinein.
    Wo soll das noch enden?«
    Sie wartete nicht auf eine Antwort. Sie verließ das Zimmer und trat durch die Westtür auf die Veranda. Die Sonne versank gerade hinter dem Wald. Der Abendwind ließ Carolines Schaukel hin und her schwingen. Kein Wunder, daß Caroline so oft hier draußen gesessen hatte.
    Sie hatte es nicht mehr im Haus ausgehalten.
    Am Abend kam Erich kurz nach ihr ins Schlafzimmer.
    Sie lag stocksteif da, um ihn nicht zu berühren, auch nicht versehentlich. Aber er drehte sich einfach auf die Seite und schlief ein. Sie fühlte, wie ihr Körper vor Erleichterung schlaff wurde.
    Sie würde also Mark nicht wiedersehen. Wenn er aus Florida zurückkam, dann war sie schon in New Jersey.
    Hatte Erich recht? Hatte sie Mark unbewußt irgendwelche Signale gesandt? Oder waren er und Emily einfach zu dem Schluß gekommen, daß sie nicht zueinander paßten, und las Erich mit seinem krankhaften Mißtrauen mehr in die Sache hinein, als sie an sich hatte?
    Dieses eine Mal hat Erich vielleicht recht, dachte sie.
    Am nächsten Morgen schrieb sie verschiedene Kleinigkeiten auf, die sie für die Reise brauchte. Sie rechnete damit, daß Erich Schwierigkeiten mit dem Auto machen würde, aber er war wider Erwarten sofort einverstanden, daß sie es benutzte. »Aber laß die Mädchen bei Elsa«, sagte er nur.
    Nachdem er zur Hütte gegangen war, machte sie im Branchenteil des Telefonbuchs einen Kreis um eine Anzeige, die mit ›Höchstpreise für Ihr Gold‹ warb. Das Geschäft war in einem Einkaufszentrum im übernächsten Ort. Sie rief an und beschrieb Nanas Medaillon. Ja, sie seien unter Umständen interessiert. Gleich danach rief sie Fran an. Sie war nicht zu Haus, aber der Anrufbeantworter war eingeschaltet. Sie hinterließ eine Nachricht: »Wir sind am Siebten oder Achten in New York. Ruf bitte nicht hier an.«
    Während die Kinder ihren Mittagsschlaf hielten, fuhr sie zu dem Schmuckgeschäft.
    Man bot ihr achthundert Dollar für das Medaillon. Es war nicht genug, aber sie hatte keine andere Wahl.
    Mit der Kreditkarte, die Erich ihr gegeben hatte, kaufte sie Make-up und Unterwäsche und eine Strumpfhose. Sie vergaß nicht, ihm alles zu zeigen.
    Am dritten Februar war ihr erster Hochzeitstag. »Warum feiern wir nicht in Houston, Liebling?« fragte Erich. »Ich geb’ dir dann dort dein Geschenk.«
    »Ja gern.« Ihre schauspielerischen Fähigkeiten reichten gerade noch für die Farce, daß diese Ehe gefeiert werden sollte. Aber, o Gott, bald, bald war sie beendet. Die Vorfreude brachte einen Glanz in ihre Augen wie seit Monaten nicht mehr. Tina und Beth reagierten gleich darauf. Sie waren in letzter Zeit so in sich gekehrt gewesen. Als sie nun mit ihnen schwatzte, strahlten sie auf einmal

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