Schrei in Flammen
trugen in hohem Maße zur Finanzierung der Devils bei. Die Schwarzgeldlöhne für die jungen Studenten, die Schlange für einen Job standen, machten es einfach, Einkünfte aus dem Drogenhandel in die Firma einfließen zu lassen und auf dem Papier ganz harmlos aussehen zu lassen. Es wäre fast eine Schande, das nicht zu nutzen.
»Super, Mann! Ich bin dir übrigens sehr zu Dank verpflichtet. Die Idee mit der Druckmaschine war genial.«
Nico hatte auf einen Rat von Hector, der wiederum die Idee von Jim übernommen hatte, eine kleine Druckerei gegründet. Einer der Anwärter der Devils war als Geschäftsführer der Druckerei eingesetzt worden. Über diese Firma konnten sie beim Verkauf alter Maschinen überfakturieren, sich von der Mehrwertsteuerpflicht befreien und die Firma Konkurs gehen lassen.
»Wir haben eine Rechnung über acht Millionen für die alte Druckmaschine geschickt, die wir von einem Bruder in Århus gekauft haben«, fuhr Nico fort. »Die Maschine hat in diesem Jahrtausend noch kein einziges Blatt Papier gedruckt und war höchstens ein paar hunderttausend wert, aber gerade haben wir zwei Millionen vom Finanzamt zurückgekriegt. Wenn das kein Grund zum Feiern ist!«
»Wenn das so ist. Skål.«
»Skål. Und, wann kommen die Frauen?«
Hector ging nach drinnen zu Jesper und den beiden Jungen.
»Und, amüsieren Sie sich?«, sagte Hector jovial zu Jesper.
Jesper nickte und nahm einen großen Schluck von seinem Bier.
Da drehte der DJ plötzlich die Lautstärke hoch, und ein paar Scheinwerfer wurden auf die Bühne gerichtet. Zwei Frauen, eine schwarz, die andere weiß, traten auf und begannen mit einer verführerischen Stripshow. Der Saal füllte sich schnell mit Männern, die mit anfeuernden Rufen kamen. Jesper Egelund war überrascht. Er hatte noch nie eine Stripshow gesehen und immer gedacht, so etwas wäre billig und peinlich und dass er es abstoßend finden würde. Aber die beiden da oben … Für einen Augenblick vergaß er ganz, dass er als Journalist hier war. Irgendwann riss er sich dann aber wieder zusammen und richtete diskret seine Aufmerksamkeit in die Menschen im Saal.
Sein Blick fiel auf eine attraktive blonde Frau, die mit einem Drink in der Hand etwas im Hintergrund stand. Sie sah ziemlich betrunken aus. Er ging zu ihr.
»Hallo«, sagte er.
Sie sah ihn mit verschwommenem Blick an. Der tiefe Ausschnitt ihrer Bluse betonte ihre Brüste. »Hallohallo.«
Er reichte ihr die Hand. »Ich heiße Jesper.«
»Louise.«
»Kennst du viele Leute hier?«
Sie schüttelte den Kopf. »Bloß den da«, näselte sie und zeigte auf Hector, der etwa zehn Meter von ihnen entfernt stand und die Mädchen auf der Bühne mit lauten Pfiffen anfeuerte.
»Aha?« Die Antwort überraschte ihn etwas. »Und woher kennst du ihn?«
»Er hat mich eingeladen.« Sie beugte sich etwas vor. »Er hat gerade ein Auto von meinem miesepetrigen, lächerlichen Idioten von Chef gekauft.«
»Miesepetrige, lächerliche Chefs sind die reinste Pest.«
»Verdammt, da sagst du was Wahres! Skål!« Mit diesen Worten stieß Louise so energisch mit Jesper an, dass der Inhalt ihrer Gläser über ihre Hände schwappte. Louise kicherte, als Jesper nach hinten sprang, um kein Bier auf seine Hose zu bekommen.
»O je, tut mir leid, ich bin wohl ein bisschen angetrunken«, sagte sie.
»Ja, du scheinst einiges intus zu haben«, räumte Jesper ein.
Sie lachten beide.
»Und, was für ein Auto hat er gekauft?«, fragte Jesper wie nebenbei.
»Einen neuen Audi.«
»Sieh an«, sagte Jesper und nickte nachdenklich. »Wo arbeitest du noch gleich?«
Lars Sønderstrøm hatte eben die formelle Genehmigung erhalten, Jim Hellberg abzuhören, die er am Vortag beantragt hatte. Es war 14.36 Uhr am Sonntagnachmittag.
»Melde heftige Schießerei in der Rantzausgade, alle Einsatzkräfte in die Rantzausgade. Schießerei mit bisher zwei Verletzten.«
Lars flog von seinem Stuhl auf. Seit dem Attentat hatten sie versucht, sich einen Überblick zu verschaffen, wer in dem ausgetüftelten Netzwerk kleinerer Banden hinter wem her war, doch jetzt war es wieder einer Bande gelungen zuzuschlagen, ohne dass dies über einen der Überwachungskanäle aufgeschnappt worden war.
Dieser verfluchte Krieg.
*
Simone bog vom Åboulevard ab und wollte durch die Rantzausgade zur Lundtoftegade fahren, wo sie mit Camillo und den anderen verabredet war. Aber als sie ein Stück die Rantzausgade runtergefahren war, sah sie das blinkende Blaulicht von Krankenwagen und
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