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Schrei vor Glück: Zalando oder shoppen gehen war gestern (German Edition)

Schrei vor Glück: Zalando oder shoppen gehen war gestern (German Edition)

Titel: Schrei vor Glück: Zalando oder shoppen gehen war gestern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hagen Seidel
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häufig auf Messen, Kongressen, Empfängen oder Firmen-Partys. Und sie halten dann mit ihrer Einschätzung des anderen auch nicht unbedingt hinter dem Berg – jedenfalls dann nicht, wenn man ihnen Anonymität zusichert.
    Bei den Zalando-Geschäftsführern jedoch funktionieren diese Mechanismen nicht. Sie sind tatsächlich so etwas wie die geheimnisvollen Unbekannten, die den Markt umpflügen, von denen man aber nicht viel weiß. Mag das bei anderen Absicht oder eine Masche sein, bei Gentz, Schneider und Ritter ist es das sicher nicht. Sie sind einfach so. Sie treiben sich nicht, wie andere Führungskräfte der Webwirtschat, auf Workshops und schon gar nicht auf Empfängen von Industrie- und Handelskammern oder Handelsverbänden herum. Stattdessen meiden sie Branchengremien so weit es geht. In Talkshows sucht man sie erst recht vergebens. Und wenn mal einer der drei einen klassischen Empfang besucht, langweilt er sich schnell und geht bald wieder, weil ihn ohnehin kaum jemand kennt. Oder die Anzugträger aus der alten Ökonomie nur ratlos gucken und tuscheln, über diesen Gast, der ja so seltsam leger angezogen ist. Dann bleiben sie lieber weg und nutzen die Zeit, um arbeiten. Mama und Papa dürften stolz auf so viel Fleiß und Fokussierung sein! Und Oliver Samwer als kreative Ober-Ameise auch.
    Die drei Ober-Zalandos und die anderen Führungskräfte im Alter um die 30 Jahre setzen die Prioritäten knallhart auf Wachstum und Sicherung des Unternehmens. Das hat Priorität und danach kommt erst einmal lange nichts. Das habe ich auch vor und während der Recherchen für dieses Buch mehrfach erlebt: Es dauerte zunächst Wochen, brauchte mehrere Gespräche, Mails und anderes, bis die drei ihre Zusage gaben, für Gespräche zur Verfügung zu stehen. Immer wieder war der Termin für die Entscheidung verschoben worden, weil es immer irgendwo brannte im Unternehmen: Entscheidungen zur Logistik, nie konkretisierte Probleme im Ablauf, die Tatsache, dass sie im Februar 2013 erstmals ihre Bilanz bekannt geben wollten und die Präsentation vorbereiten mussten. Dann folgte der Amazon-Skandal in der Logistik – und die Zalando-Chefs investierten viel Energie, um den Sturm nicht auch auf ihr Unternehmen übergreifen zu lassen.
    Wie wahrscheinlich alle Unternehmer, jedenfalls die, die ihre Eitelkeit einigermaßen unter Kontrolle haben, fragten sie sich: Bringt mir so ein Buch etwas? Stehlen mir die Gespräche Zeit? Oder ist es sinnvoll für ein öffentlichkeitswirksames Unternehmen wie Zalando, die Tür nach draußen noch weiter zu öffnen? Von der strikten Funkstille der allerersten Jahre ist Zalando ja bereits abgegangen. Inzwischen gibt es tatsächlich Pressetermine mit den Geschäftsführern. Die alte Aldi-Strategie »Wir sagen nichts« kann für ein junges Unternehmen im transparenten Internet nicht funktionieren, das wird ihnen klar geworden sein. Sollten sie also mitmachen? Auch auf die Gefahr hin, dass ihnen nicht alles passt, was später im Buch stehen wird?
    Die Gespräche mit den Chefs und den Mitarbeitern fanden fast immer unter vier Augen statt, da war kein Pressesprecher dabei. Allerdings war die Vereinbarung, dass die Gesprächspartner ihr »o.k.« zu den Zitaten geben sollten, bevor die veröffentlicht werden. Eine Forderung stellten die Geschäftsführer allerdings für die Gespräche: Bitte nichts, was irgendwie nach Homestory oder Personenkult aussieht! Persönliches zu Gentz, Schneider und Ritter nur dann, wenn es für das Verständnis des Unternehmens Zalando notwendig ist.
    So ist es in nahezu allen Unternehmen, in denen die Samwer-Brüder engagiert sind: Die Chefs meiden das Rampenlicht und wollen nicht im Vordergrund stehen; wenn sie sich auch nicht verstecken und verschanzen wie andere Handelsbosse, etwa die von Aldi, Lidl oder ehemals Schlecker.
    Würden die Verantwortungsträger von Zalando mal im Fernsehen auftreten, wären viele Zuschauer wahrscheinlich enttäuscht. Denn sie wirken viel unaufgeregter, als man es sich das von Managern vorstellt, deren Unternehmen schrill mit kreischenden Mädchen und Postboten wirbt. Zurückhaltend und freundlich sind sie zumeist, ohne Ich-erkläre-euch-jetzt-mal-die-Welt-Attitüde, aber mit unerschütterlichem Selbstbewusstsein. Mit teils schon bewundernswerter Gelassenheit erklären sie beispielsweise zum tausendsten Mal, warum ihrer Meinung nach weder die hohe Retourenquote noch die immer noch fehlenden Gewinne stichhaltige Gründe für die These der Kritiker sind, dass

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