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Schrei vor Glück: Zalando oder shoppen gehen war gestern (German Edition)

Schrei vor Glück: Zalando oder shoppen gehen war gestern (German Edition)

Titel: Schrei vor Glück: Zalando oder shoppen gehen war gestern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hagen Seidel
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die sie auf sich nehmen: »Man muss mal überlegen, was für eine sichere Position das in einem Markt gibt, wenn man so eine Lastwagenflotte hat«.
    Der LKW-Fahrer kassiert in Ländern wie Russland oder Nigeria bei der Auslieferung des Schuh- oder Klamottenpaketes gleich noch die Rechnung oder nimmt die Retouren wieder mit. »Cash is king.« In Afrika spendiert der Onlinehändler den Fahrern ein Frühstück, damit sie einigermaßen pünktlich zur Arbeit kommen. Und wenn mal einer durchbrennt mit dem Geld, sei das auch zu verschmerzen. Immerhin nehmen die Chefs ihren Fahrern das Geld aus Sicherheitsgründen in Russland zweimal und in Nigeria sogar dreimal pro Tag ab. Geht also alles irgendwie, man muss es nur machen.
    Grenzen scheint es für Samwer auf diesem Planeten nicht zu geben: »Und wenn in Nordkorea die Mauer fällt, machen wir da die Infrastruktur. Vielleicht auch noch Breitbandkabel. Dann kontrollieren wir auch noch den Traffic (im Internet). Dann kann keiner mehr woanders hingehen.«Diese Aussicht und Allmachtsfantasien von Anführern sind sie ja gewohnt in Nordkorea.
    Auch daheim in Deutschland kann es laut Samwer gar nicht anders sein, als dass der Onlinehandel die Kultur der klassischen Läden ablösen wird. »Was ist das Schrecklichste im Offlinehandel?«, fragt er und gibt gleich die Antwort mit dem Vorschlaghammer: »Die Verkäufer! 90 Prozent aller Verkäufer sind doch total schlimm.« Das Publikum ist begeistert von solchen Sätzen. Und was sind weitere Gründe dafür, dass einem die Lust auf den Einkauf in klassischen Geschäften abhanden kommen könnte? »Die haben nicht das Produkt, nicht die Auswahl, nicht die Farbe und nicht die Größe, die ich will.« Wenn Samwer aber in einem seiner Onlineshops »hundert Mal so viele Produkte habe, ist die Wahrscheinlichkeit ungleich höher, dass Sie bei mir kaufen. Weil ich mutmaßlich das habe, was Sie wollen. Das ist eine ganz einfache mathematische Formel. In der Innenstadt kann ich solche Auswahl nicht bieten, weil ich die Mieten dafür nicht zahlen könnte.«
    Auch den Laden-Vorteil des Sofort-mitnehmen-könnens der Ware will Samwer nur noch vorübergehend gelten lassen: »In zwei, drei oder vier Jahren ist überall same day delivery angesagt«, also die Lieferung eines Produktes noch am Tag der Bestellung. »In Sydney liefern wir heute schon in drei Stunden aus. Warum soll ich denn dann noch in die Stadt fahren? Das Reinfahren, das Parken, das dauert doch viel länger.« Amazon rücke bereits jetzt mit seinen Logistikzentren immer näher an die großen Ballungsräume heran – wegen des kommenden same day delivery. »Die Grenzen verschwinden. E-commerce wins. Crosschannel-Handel, oder wie heißt das? Das kann man vergessen«, behauptet Samwer – im Gegensatz zum Großteil der Branche, die im intelligent und für den Kunden bequem verlinkten Nebeneinander von Onlinestore und Ladengeschäft, also »Multichannel«, die Zukunft sieht. Aber Samwers betreiben ja keine Ladengeschäfte, mit denen man ihre Onlinestores verlinken könnte.
    Einige klassische Läden mit altmodischen Elementen wie Wänden, Türen, Regalen und Waren zum Anfassen immerhin lässt Samwer in seinem Zukunftsbild der Branche noch geöffnet: »Die absolut besten Offline-Handelsketten werden überleben, klar. Aber die ganzen anderen 80 Prozent …« – den Satz spricht Samwer nicht zu Ende – doch faktisch spricht er mehr als drei von vier Läden die Überlebensfähigkeit ab. Im Handel wechsele halt mit jedem Evolutionsschub die Führung, und das sieht er als seine Chance: Wer den Markt in der ersten Entwicklungsstufe dominiert habe, hätte die Führung in der zweiten Stufe an jemand anderen abgeben müssen. Und die Marktführer dieser zweiten Stufe seien in der dritten allenfalls noch Mitläufer gewesen. Den Alleskönner über Evolutionsstufen hinweg habe es noch nie gegeben. »Genau so, wie der größte Radio-Unternehmer nicht auch der größte TV-Unternehmer geworden ist und (Zeitungszar) Rupert Murdoch nicht auch der größte Internet-Unternehmer geworden ist. Otto, der mit Mail Order (Katalogversand) so viel Geld verdient hat, war nicht zuvor schon der größte Supermarktbetreiber.« Also kann Otto nach der Samwer-Theorie wohl auch keine ernst zu nehmende Konkurrenz für Zalando sein.
    Und dann muss sogar Gott in der Argumentationskette für die These herhalten, dass jetzt das Zeitalter der Rocket Internet-Firmen beginnt. »Wir glauben, Gott ist am Ende relativ fair: Er gibt nicht

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