Schrei vor Glück: Zalando oder shoppen gehen war gestern
Unternehmenskultur. Klassische
Handelsunternehmen, die aus dem stationären Geschäft kommen und traditionellen
Denkmustern verhaftet sind, können hier nicht mithalten.« Bisher sei es nur in
sehr wenigen Fällen gelungen, die neue Kultur der digitalen Welt erfolgreich in
ein klassisches, in den »brick & mortar«-Unternehmen zu verpflanzen.
»Deshalb ist es absolut empfehlenswert, den jungen Onlinern ihre Freiräume zu
lassen. Die größte Herausforderung für Unternehmen ist jedoch, die
organisatorische Integration der relevanten Vertriebskanäle – Online und
offline – voranzutreiben und sicherzustellen, dass dies auch kulturell unter
einem Dach vereinbart werden kann«, betont Hiemeyer.
Und wie sieht es mit der Außenwirkung der Zalando-Mitarbeiter
aus? Es macht fast schon skeptisch, wenn man von beinahe allen
Gesprächspartnern, die mit Zalando Geschäfte machen, hört, dass dessen
Mitarbeiter sehr »nett«, »extrem professionell«, »gut« oder »an der Sache
orientiert« sind. Kann man mit Freundlichkeit und Fairness tatsächlich so
schnell und so stark wachsen?
»Ich höre nichts Negatives«, sagt der Chef einer großen, auch
über Zalando vertriebenen Modemarke, der sich auf Bitten des Autors in seinem
Unternehmen dazu umgehört hat. »Es gibt eine hochprofessionelle Zusammenarbeit.
Die Zalando-Leute sind rational und legen keinen Größenwahn an den Tag.
Selbstverständlich haben sie sehr klare Vorstellungen vom passenden Sortiment
und von den Preisen, die sie dafür zu zahlen bereit sind. Aber das ist alles
noch im grünen Bereich.« Ähnliches ist auch anderswo zu hören:
»Wenn sie etwas von einem wollen, können sie sogar sehr nett
sein«, sagt ein Geschäftspartner, ohne das näher auszuführen.
Das alles überrascht in einer Branche, in der fürchterliche
Geschichten insbesondere über das Verhalten und Benehmen von Einkäufern der
großen Handelsketten kursieren. Verbürgt sind Preisverhandlungen etwa bei
Lebensmittel-Discountern, bei denen Brüllereien, Einschüchterungen und
Psychoterror an der Tagesordnung sind – mit dem Ziel, den Hersteller zur
Senkung seiner Preise zu zwingen. Gern wird auch gedroht, die Produkte ab
sofort nicht mehr zu verkaufen, was für den Hersteller die Existenz gefährden
kann, wenn der Händler einer seiner größten Kunden ist.
Gibt es dagegen bei Zalando nur nette Leute? Die
Geschäftsführer und Personalverantwortlichen schauen sehr überrascht, wenn man
sie fragt, ob es bei ihnen eine Art Benimm- oder Freundlichkeitserlass gibt.
»Nicht dass ich wüsste«, lacht Rubin Ritter – und der müsste es eigentlich
wissen. Er sagt stattdessen etwas von »langfristigen Lieferantenbeziehungen«,
die man aufbauen wolle. »Ich glaube, wir leben das vor. Ein Beispiel: Manchmal
ist David Schneider bei den Einkaufsgesprächen mit dabei. Und er lebt
selbstverständlich vor, dass es auch ohne Trickserei und Brüllen geht. Wenn das
auf der Geschäftsführerebene so läuft, überträgt sich das natürlich auf die
gesamte Organisation und prägt vielleicht ein bisschen die Kultur bei Zalando«,
sagt Ritter. Nach ein paar Sekunden der Überlegung ergänzt er: »Wahrscheinlich
stellen sich bei uns auch solche Leute gar nicht vor, die übermäßigen Druck
benutzen. Wir schauen generell bei neuen Mitarbeitern weniger darauf, was sie
vorher gemacht haben, sondern mehr auf das Potenzial, das wir in ihnen
zukünftig sehen.«
Trotz aller Freundlichkeit: »Ich muss als Hersteller wissen,
mit wem ich mich da einlasse«, sagt die Mitarbeiterin einer kleineren
Modemarke, die mit Zalando zusammenarbeitet: »Das sind ausgebuffte Jungs und
Mädels, die sehr genau wissen, was gut ist für ihr Unternehmen.«
Jobs bei Zalando: Sandra Schaarschmidt
Die Frau, die Uni-Absolventen zu Zalando-Mitarbeiter
machen soll
30, Interne Kommunikation/Personalwesen
Eigentlich ist Sandra Schaarschmidt so eine Art
Kulturbotschafterin bei Zalando. Und ein wenig Eventmanagerin auch noch.
Offiziell lautet ihr Titel »Senior Manager Internal Communications«. Danach ist
sie also eine Frau, die in der internen Kommunikation etwas zu sagen hat. Doch
das trifft es nur zum Teil. Denn ihre Abteilung ist dem Personalressort
angegliedert – es geht also um mehr als um Inhalte für das Intranet oder einen
Mitarbeiter-Newsletter.
»Wir wollen nicht nur die Kunden, sondern auch die
Mitarbeiter für Zalando begeistern.« Wenn Sandra Schaarschmidt das sagt, klingt
es ein wenig nach Hochglanzprospekt. Es ist aber
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