Schrei vor Glück: Zalando oder shoppen gehen war gestern
sind solche Themen.
Bei der Vorstellung der eigenen Nobel-Marke Emeza kamen 140 Mitarbeiter, das
war bisher der Rekord.
Ob da wirklich offen diskutiert wird? »Ja, wird es. Ganz
sicher. Als die drei Geschäftsführer in der Speakers Corner waren, hatten wir
uns das auch gefragt. Aber dann war das Gespräch ganz anders als erwartet, die
Mitarbeiter haben kein Blatt vor den Mund genommen. So stellen wir uns die
Zalando-Kultur vor.«
Und Vorschläge zur Verbesserung der Arbeitsabläufe seien
weiterhin hoch willkommen. »Das geht weit über das übliche betriebliche
Vorschlagswesen in anderen Unternehmen hinaus.« Zur Bezahlkultur indes äußert
sie sich nicht. Ein Extra allerdings gibt es bei Zalando, das kein anderer
Start-up der deutschen Hauptstadt in dieser Art bieten kann: 40 Prozent
Mitarbeiter-Rabatt auf alle Waren aus dem Shop!
Die kritische Stelle des Systems: Die Logistik
David Schröder steht auf einer dieser Metallbrücken hoch über
dem riesigen Raum und blickt über das neue Herzstück der Zalando-Logistik. In
dieser Halle könnte man gleichzeitig mehrere Fußballspiele nebeneinander
austragen, so groß ist sie. Und es ist nur eine von sechs Hallen in diesem 75
000- Quadratmeter-Komplex. Da verlieren sich die Mitarbeiter fast ein wenig,
die an Packtischen, mit Wägelchen und an den Förderbändern, deren Enden
allenfalls zu erahnen sind, hin und her wieseln, weiß-orangefarbene
Zalando-Päckchen neben sich, über sich, vor sich, hinter sich. Zu Tausenden.
Und noch hat das Logistikzentrum im thüringischen Erfurt gar nicht seine
endgültige Ausbaustufe erreicht. »Sobald die Technik komplett läuft«, sagt
Geschäftsführer der MyBrands Zalando eLogistics GmbH mit hörbarem Stolz
in der Stimme, »bringt uns das eine Verbesserung der Liefergeschwindigkeit von
einem Tag in Deutschland. Wenn die Kunden bis 19 oder 20 Uhr bestellen, können
wir 90 Prozent von ihnen am nächsten Tag beliefern.« Schröder ist auch einer
dieser jungen, gar nicht Wilden, dieser sachlich-freundlichen Analytiker, die
an der WHU studiert haben und jetzt bei Zalando das ganz große Rad im
europäischen Einzelhandel drehen wollen.
Ohne Schröders gigantische Paketmaschinen jedoch würde das
alles nichts werden. Denn Logistik, dieses Handwerk im Hintergrund, das der
Kunde fast nur in Gestalt des DHL-Mannes zu Gesicht bekommt, ist das Rückgrad
und das wesentliche Erfolgskriterium im Onlinehandel: Ware, Homepage, Preis,
Zahlungsabwicklung, Image – alles wichtig für die Zalandos dieser Welt. Aber
wenn die bestellten braunen Sneakers nicht pünktlich beim Kunden ankommen oder der
Ablauf hinter den Mauern der Hallen uneffizient teuer ist, wird es nichts mit
dem Erfolg. »Man könnte das Ganze günstiger hinbekommen, wenn man es langsamer
machen würde. Das brächte uns zwar schneller in die Gewinnzone, ginge aber auf
Kosten der späteren Wachstumschancen«, sagt Schröder, »und deshalb geben wir
weiter Gas.«
Zwei Logistikstandorte betreibt Zalando seit Mitte 2013 selbst,
weitere sind geplant oder bereits im Bau: Seit Sommer 2011 läuft Brieselang bei
Berlin, ein früheres Karstadt-Lager auf 25 000 Quadratmetern Grundfläche mit
rund 1 000 Mitarbeitern. Der ein Jahr später eröffnete Standort Erfurt ist mit
75 000 Quadratmetern samt 45 000 Quadratmetern Erweiterungsfläche nach
Unternehmensangaben das größte Logistikzentrum eines E-Commerce-Unternehmens in
Europa – und damit auch der gigantischste Schuh- und Kleiderschrank des
Kontinents. Die bunten Kartons stapeln sich in unendlich vielen, unendlich
langen Regalgängen. Erst dann, wenn jemand einen solchen Gang betritt, schaltet
der Bewegungsmelder automatisch das Licht in dieser Zone ein, was Energie
spart, für einen Gast aber jedes Mal wieder einen beeindruckenden Aha-Effekt
bringt: Der Spot geht an und taucht die Stars des Unternehmens – Schuhe,
Mäntel, Taschen – in gleißend helles Licht. Ganz großes Kino! Ein tragbarer
Mini-Computer leitet die Mitarbeiter möglichst effizient durch die Gänge, um in
kurzer Zeit die passenden Kartons und Tüten herauszupicken, aus denen eine
Lieferung werden soll. Inzwischen arbeiten in Erfurt rund 2000 Mitarbeiter.
Gebaut wird seit Ende 2012 zudem am Standort Mönchengladbach,
der ähnlich groß werden soll wie Erfurt. Von hier werden dann Kunden in
Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz sowie in Holland, Frankreich und
Belgien beliefert. Und der nächste Umschlagplatz ist schon in Planung, er soll
in Süddeutschland
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