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Schrei vor Glück: Zalando oder shoppen gehen war gestern

Schrei vor Glück: Zalando oder shoppen gehen war gestern

Titel: Schrei vor Glück: Zalando oder shoppen gehen war gestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hagen Seidel
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wichtig in dieser Branche.
Denn wenn die Mitarbeiter sich nicht wohlfühlen, sind sie ganz schnell wieder
weg. In Berlin gibt es schließlich Hunderte spannender Start-ups, die ständig
gute Leute suchen.
    Im Februar 2011 kam Schaarschmidt (30) zu Zalando, nach
ihrem Politikstudium in Dresden und ein paar Jahren Berufserfahrung in der
Public Relations (PR). »Ich wollte immer interne Kommunikation machen«. Bei
Zalando konnte sie das jetzt tun und noch eine ganze Menge mehr. Mit einer
Einschränkung: Sie musste die Abteilung erst noch aufbauen. Wie für so viele
Mitarbeiter, die ins damals allenfalls halbfertige Unternehmen kamen, galt es
für sie, Pionierarbeit zu leisten. Ein wenig PR gab es schon, aber jene
Mitarbeiter beschäftigten sich vor allem damit, den Shop von Zalando bekannt zu
machen – nicht aber das Unternehmen.
    Genau diese Aufgabe wurde jedoch immer wichtiger. Denn
Zalando brauchte nicht nur Kunden, sondern auch Mitarbeiter, um deren stetig
steigende Zahl an Bestellungen zügig abarbeiten zu können.
    Das Unternehmen musste also auch als attraktiver
Arbeitgeber bekannt werden. Mit ihrer Abteilung kümmert sie sich um den
Mitarbeiter-Newsletter »Die Zalando News« und das Intranet – und eben auch das
»Employer Branding«: Zalando wird jetzt als coole Job-Marke inszeniert, an
Hochschulen und bei Recruiting-Events überall auf der Welt, damit die jungen,
hungrigen Marketing- und vor allem IT-Nachwuchskräfte nach Berlin kommen. Denn
von diesen heiß begehrten Experten hat auch Zalando noch zu wenige.
    Damit die Mitarbeiter bleiben, wenn sie denn schon mal da
sind, haben Schaarschmidt und Kollegen diverse Aktivitäten aufgelegt – vor
allem für jene, die nicht Deutsch sprechen. Neulinge bekommen einen Mentor, der
ihnen das Unternehmen und seine Kultur näherbringt. Und wenn nötig, begleitet
jemand den Amerikaner, Spanier oder Finnen auch zu Behördengängen aufs
Bezirksamt – denn nicht in jeder Amtsstube der deutschen Hauptstadt ist man der
englischen Sprache mächtig. Zalando arbeitet somit an einer firmeneigenen
Willkommenskultur. Die sich herumsprechen möge, damit immer neue Mitarbeiter
aus aller Welt kommen.
    Wie sieht sie denn nun aus, die Zalando-Kultur, in der es
fast nur das »Du« und praktisch gar kein »Sie« gibt? »Wir sind locker, offen
und direkt, wir sind hilfsbereit, neugierig und immer in Bewegung. Egotrips sind
verpönt.« Es klinge zwar etwas altmodisch, aber der alte Spruch »Feste feiern
und feste arbeiten« passe durchaus auch auf Zalando. Etwa beim Sommerfest oder
der Weihnachtsfeier – 2012 mit einer halbstündigen Modeschau von Mitarbeitern.
Als ihre Abteilung allerdings einmal zu Ostern auf die Idee kam,
Schokoladeneier zu verstecken, von denen einige auch noch Gewinne versprachen,
brachte das fast einen Teil der Zalando-Maschine ins Stocken. »Die Kollegen vom
Kundenservice waren so begeistert, dass sie sofort Ostereier suchen gingen.
Leider waren dann kurzzeitig zu wenig Leute an den Telefonen und Rechnern,
allerdings nur sehr kurzzeitig.« Problemlos lief es dagegen bei der Berliner
Firmen-Staffel: 80 Zalando-Teams – mit jeweils fünf Startern – waren 2013 dabei,
jeder Teilnehmer rannte fünf Kilometer für seine Firma.
    Tempo ist auch sonst im Unternehmen angesagt: »Wir
beginnen Sitzungen nicht mit irgendwelchen Witzchen, um warm zu werden, sondern
wir kommen sofort zum Thema.« So präsentieren sich die meisten Zalando-Leute
quer durch alle Hierarchiestufen tatsächlich auch ihren Gesprächspartnern: Nach
außen – nicht nur bei der Kleidung – für ein Großunternehmen ungewöhnlich
locker, im Gespräch aber sofort beim Thema und sehr pragmatisch an der Aufgabe
dran.
    Das merken auch Anfänger sofort: »Wir haben hier so viel
Arbeit, dass Neulinge gleich am ersten Tag eine Aufgabe bekommen. Eine Woche
lang das Umfeld kennenlernen – das funktioniert bei uns nicht.«
    Und wie äußert sich die Offenheit? »Jeder kann jeden Mitarbeiter
ansprechen, wenn er oder sie eine Frage hat, auch die Geschäftsführer haben
immer offene Türen.«
    Und dann gibt es noch die »Speakers Corner«: Ein
Mitarbeiter aus der Leitungsebene referiert nach Aktualität oder Bedarf der
Mitarbeiter über ein Thema. Anschließend kann jeder alles fragen – und vor
allem sieht jeder Teilnehmer der Speakers Corner mal das Gesicht dessen, der im
immer größer werdenden Unternehmen für das Thema die Verantwortung trägt.
Logistik, Technologie oder »strategische Markenausrichtung«

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