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Schrei vor Glück: Zalando oder shoppen gehen war gestern

Schrei vor Glück: Zalando oder shoppen gehen war gestern

Titel: Schrei vor Glück: Zalando oder shoppen gehen war gestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hagen Seidel
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Und ausgerechnet dieses Zalando verbietet in seinem einzigen eigenen Laden das
Fotografieren!
    Jobs bei Zalando: Augusto Minatta
    Der Mann, der die Maschine abstimmt – und das in
kurzen Hosen
    38, Chefplaner
    Vielleicht kennt nicht jeder in der Zalando-Zentrale
seinen Namen. Aber wenn von »dem mit den kurzen Hosen« die Rede ist, weiß wohl
jeder, dass es um Augusto Minatta geht. Der Mann vom Comer See, der einen
italienischen und einen deutschen Pass besitzt, pflegt selbst im Berliner
Winter in kurzen Hosen zur Arbeit zu erscheinen. »Das ist einfach bequem.
Außerdem habe ich fünf Jahre lang jeden Tag Anzug tragen müssen.« Und bei
Zalando darf sich jeder am Schreibtisch so anziehen, wie er will. Auch wenn er
der Planungschef ist, offiziell »Head of Strategy, Planning and Forecasting«.
    Augusto Minatta ist unter den vielen bunten Vögeln bei
Zalando wohl einer der buntesten. Von 2005 bis 2011 war er beim
Beratungskonzern McKinsey – genau wie einst Rubin Ritter. Dort analysierte und
beriet er Versicherungskonzerne, große wie kleine, Lebensversicherer wie
Sachversicherer.
    Bei einem der Sozialprojekte von McKinsey schickte ihn
sein Arbeitgeber zu einer Kooperationsaktion mit den Vereinten Nationen, bei
der es um die Berechnung der Folgen der Erderwärmung ging. Er kalkulierte die
Schäden, die für verschiedene Karibikländer entstehen dürften, wenn der
Meerwasserspiegel so stark ansteigt wie prognostiziert. »Wir haben versucht,
sehr viel konkreter an die Sache heranzugehen, als das üblich war. Wir haben
uns konkrete Fälle herausgepickt und nach dem Kosten Nutzen-Effekt geschaut:
Was bringt es, wenn man an dieser Stelle eine Barriere ins Meer baut? Wie
bekommt man für den geringsten Einsatz die beste Schutzwirkung? Und dann musste
man irgendwie noch Unwägbarkeiten wie Hurricanes mit einbauen, das war total
spannend.«
    Nach dem Hochwasserprojekt kam die Frage: Was jetzt? Er
bewarb sich bei großen Versicherungskonzernen – und kam mit Robert Gentz ins
Gespräch. »2011 war die Sonnenburger Straße noch eine Baustelle. Ich ging mit
Robert durch die kaum beleuchteten Gänge und war sofort von der Atmosphäre
fasziniert. Bei Zalando gab es so viele gute Zahlen und Daten wie in einer
Investmentbank. Die noch besser für die Steuerung des Unternehmens einzusetzen,
hörte sich ziemlich spannend an.« Minatti unterschrieb, sagte dem Anzug und den
getäfelten Konferenzsälen in den Zentralpalästen der Versicherungskonzerne ade,
schlüpfte in die kurzen Hosen, gab sich mit viel zu kleinen und viel zu wenigen
Konferenzräumen zufrieden und rechnete jetzt nicht mehr mit steigenden
Meerwasserspiegeln, sondern anschwellenden Zahlen von Bestellungen für Schuhe,
Hosen oder Sportsdresses.
    »Ich hatte noch nie Klamotten Online bestellt, bevor ich
zu Zalando kam. Mode interessierte mich auch nicht besonders.« Der 38-Jährige –
ja, solch alte Menschen gibt es bei Zalando! – trägt heute zu seinen karierten
kurzen Hosen ein graues T-Shirt mit dem aufgedruckten grünen Krümelmonster aus
der Sesamstraße. Und trotz des jahrelangen Desinteresses an Zalandos
Kernsortiment hatte er sich unwissentlich in seinem alten Job schon ziemlich
gut auf den neuen vorbereitet: Denn erstaunlicherweise haben die
Klimakatastrophe und der Online-Modehandel mehr miteinander zu tun, als man
zunächst glauben mag. Jetzt ist es seine Aufgabe, zu berechnen, was in dem einen
Teil des Unternehmens passieren muss, wenn es im anderen eine Veränderung der
Parameter gibt. Und das hat etwas von der Wechselwirkung zwischen
Meeresspiegelanstieg und Küstenschutz-Notwendigkeiten.
    Wenn etwa die Einkäufer – um ein sehr ausgedachtes Beispiel
zu nehmen – kurzfristig aufgrund der Nachfrage im Markt beschließen, deutlich
weniger T-Shirts als geplant und bedeutend mehr Sommerkleider bei den Fabriken
zu bestellen, hat das Auswirkungen auf die gesamte Verkaufsmaschinerie. Und
dann kommt Auguto Minatta ins Spiel: »Natürlich muss ich im Unternehmen so gut
vernetzt sein, dass ich davon frühzeitig erfahre. Und dann kalkuliere ich, was
diese Veränderung für die anderen bei Zalando bedeutet: Wie muss das Marketing
darauf reagieren? Wie die Produktion, die die Internetseiten baut und die
Produkte präsentieren muss? Welche Folgen hat das für die Logistik, die es
jetzt plötzlich mit einem anderen Produktmix zu tun bekommt? Ändert sich am
Finanzbedarf etwas?« Minatta sorgt als dafür, dass die Verkaufs- und
Vertriebsmaschine flexibel

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