Schrei vor Glück: Zalando oder shoppen gehen war gestern
nach Unibicate, Fliptops und dem »kleinen« Zalando aus der Torstraße
jetzt das »große« Zalando, den künftigen Wachstums-Europameister. Rund 150
Mitarbeiter hatte das Start-up inzwischen, die noch mal ganz tief Luft holen
sollten für das, was kommen würde.
»Wir brauchten im Management unbedingt jemanden, der das
Erreichte zusammenhalten, durchstrukturieren und weiter systematisch ausbauen
konnte. Denn David und ich verbrachten inzwischen den Großteil unserer Zeit
damit, Klippen zu umschiffen, die irgendwo auf dem Weg auftauchten«, sagt
Gentz. Das Gründer-Duo suchte – nicht lange – genau dort, wo die Samwers sie
selber entdeckt hatten: bei den Ehemaligen der WHU, ihrer früheren Hochschule
in Vallendar. Rubin Ritter war der erste Kandidat. Er hatte mit Gentz und
Schneider im selben Jahrgang studiert. »Natürlich denkt man in einer solchen
Phase zuerst an jemanden, den man kennt und bei dem man sicher ist: Er kann
das, er passt zum Unternehmen und seiner Kultur und ihm können wir vertrauen«,
sagt Schneider. Bei Ritter hatten sie keinerlei Zweifel, zumal er gerade
Berufserfahrung als Berater für verschiedene Branchen bei McKinsey gesammelt
hatte.
Und der wollte jetzt ohnehin mehr als nur beraten, sondern
etwas aufbauen – genau wie auch Gentz und Schneider es immer vorgehabt hatte.
Am liebsten in Berlin. »Und dann rief Robert an: Zalando erreiche jetzt eine
neue Wachstumsphase und dafür könnten sie mich gebrauchen«, erinnert sich Ritter.
Dennoch sagte er ab. Als Robert Gentz nicht locker ließ, versprach er, sich das
Unternehmen wenigstens anzuschauen. Der erste Besuch im Unternehmen überzeugte
ihn: »Der Spirit und das Klima in diesem Büro in der Zinnowitzer Straße und die
Gespräche mit den Menschen dort haben mich ziemlich schnell begeistert. Alle
waren mit Eifer dabei und man merkte, dass dieses Team etwas erreichen möchte.
Am nächsten Tag war mir klar: Das will ich auch.«
Rubin Ritter kündigte tatsächlich beim Weltkonzern McKinsey. Stattdessen
stieg er bei seinen früheren Kommilitonen als Geschäftsführer ein und kümmerte
sich um die »Maschinerie«: Finanzen und Operations. »Das konnte ich ja und das
machte mir Spaß«. Gleichzeitig war er auch noch für rechtliche Fragen und
zahlreiche andere Aufgaben zuständig. Und zwar schneller, als er erwartet
hatte. Nach zwei oder drei Tagen musste er Verhandlungen mit Textilherstellern
über Lieferungen und Preise führen. »So etwas hatte ich zuvor noch nie getan.
Aber da musst du eben schnell ein Profi werden und lernen, so zu handeln, als
wäre es dein Unternehmen. Du kommst rein und übernimmst gleich Verantwortung.
So ist das bei Zalando.« Aber vorher noch selber den Schreibtisch aufbauen,
bitte …
Damit war Zalandos Top-Trio komplett. Ritter war der Mann für
die Finanzen, Schneider der für die Produkte und Gentz war für den eigentlichen
Onlinebereich zuständig. Seit den Anfangstagen fassen die drei Beschlüsse
gemeinsam, Kampfabstimmungen gibt es angeblich nicht.
Sie arbeiteten zusammen mit einigen Kollegen in einem
gemeinsamen Büro, an den typischen kleinen Computertischen. »Wir haben uns
gedacht: Wenn wir das von unseren Mitarbeitern verlangen, müssen wir das auch
tun«, sagt Ritter.
Auch andere Führungskräfte aus der engen oder weiteren
WHU-Clique kamen in dieser Zeit zu Zalando, etwa der Chief Marketing Officer
(CMO) Christian Meermann oder David Schröder, Geschäftsführer der MyBrands
Zalando eLogistics GmbH, der die gesamte Konzern-Logistik aufbaute. Beide
entstammen demselben WHU-Jahrgang wie Gentz, Ritter und Schneider. Noch heute
gibt es wegen der gemeinsamen Uni-Vergangenheit bei Zalando zahlreiche
Mitarbeiter, die sich länger kennen, als das Unternehmen überhaupt besteht.
»Viele von uns verstehen sich auch privat sehr gut und sind nicht nur Kollegen«,
versichert Schneider. Oftmals sind es die Gründer selber, die gute Leute in die
Führungsetage ihres Unternehmens locken. So war es auch bei Studienfreund
Meermann. Er war seit drei Jahren Berater bei der Boston Consulting Group (BCG)
in München. Robert Gentz rief ihn 2010 an und fragte, ob er nicht als
Marketingchef zu Zalando kommen wolle. Und dann ging es so wie bei Rubin Ritter
und vielen anderen: Der Umworbene schaute sich den Laden nicht einmal zwei Tage
lang an, redete mit den Gründern und Mitarbeitern – und kündigte seinen Job bei
der etablierten, global tätigen Beratungsgesellschaft. »Ich dachte mir: Diese
Idee mit dem Schuh- und
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