Schrei vor Glück: Zalando oder shoppen gehen war gestern
aufmachen, die eine gigantische
Wertsteigerung von Haubs Einsatz bei Zalando zum Ergebnis hat: Tengelmann
startete also Ende 2009 mit einem Zalando-Anteil von rund zehn Prozent. Rechnen
wir mal vorsichtig, dass Haub dafür den niedrigsten denkbaren zweistelligen
Millionenbetrag bezahlt hat, nämlich zehn Millionen Euro. Setzen wir nun
dagegen, dass Kinnevik 2012 für die Aufstockung um zehn Prozent der Anteile 287
Millionen Euro bezahlte, dann hat sich der Wert von Haubs Zalando-Anteil
innerhalb dieser drei Jahre um das 28fache erhöht. Wohlgemerkt bei
konservativer Kalkulation! Wahrscheinlich liegt der Geldvermehrungsfaktor noch
höher. Jedenfalls ist es eine Wertsteigerung, die kaum ein Private
Equity-Investor – gemeinhin auch »Heuschrecke« genannt – erreicht.
Was mag das in Euro heißen? Zwischenzeitlich hatte Haub
mehrmals kleinere Anteile seines Zalando-Besitzes abgegeben, Mitte 2013 lag
sein Anteil dann noch bei rund sieben Prozent. Angenommen, Tengelmann hat im
Herbst 2012 etwa zwei Prozent seiner Anteile an Kinnevik verkauft, dürfte der
Investor über 50 Millionen Euro für ein Paket bekommen haben, für das er drei
Jahre zuvor rund zwei Millionen Euro oder etwas mehr ausgegeben hatte. Und in
dieser Rechnung ist der Erlös aus dem zweiten Teil der Kinnevik-Aufstockung von
Mitte 2013 noch gar nicht enthalten. Angesichts einer solchen Wertsteigerung
dürfte es den Investoren aus den ersten Finanzierungsrunden vollkommen egal
sein, dass Zalando bisher keinen Cent Gewinn abgeworfen hat.
Das gilt ganz besonders auch für die Samwers, die von ihrem
hohen Anteil zu steigenden Preisen inzwischen so viel verkauft haben, dass für
sie das Projekt Zalando – wie immer es auch damit weitergehen mag – eigentlich
gar kein finanzieller Misserfolg werden kann.
Wieviel Geld Tengelmann-Chef Haub anschließend im Mai 2013 bei
Zalandos Asien-Schwester Zalora investiert hat, ist nicht klar. Im Umfeld des
Unternehmens heißt es, dass die Tengelmänner die Zalando-Verkaufsgewinne
weitgehend in dessen südostasiatische Schwester gesteckt hätten.
Dass Tengelmann, wie vielfach verbreitet, auch direkt an
Samwers Rocket Internet beteiligt ist, bestreitet das Unternehmen. Vielleicht
wünscht sich Haub, dass er auch dort eingestiegen wäre. So hat es Kinnevik
gemacht. Die schwedische Investmentbank setzt noch sehr viel stärker als Haub
auf den Internethandel und das Gespür der Samwer-Brüder für Geschäfte: Die 1936
gegründete Bank aus Stockholm fährt eine Mehrfachstrategie mit allen Chancen
und Risiken. Sie ist inzwischen mit knapp 30 Prozent der Anteile größter
Zalando-Eigentümer und gleichzeitig noch mit etwa neun Prozent an Rocket
Internet beteiligt. (PM ohne Datum, mutmaßlich 18.10.12) Und an Zalora. Falls
Rocket Internet irgendwann seinen Investoren eine Dividende zahlen sollte, geht
der auf Kinnevik entfallende Anteil direkt in weitere Zalando-Anteile.
Deutlicher als mit so viel Kapitaleinsatz kann Kinnevik-Chefin Mia Brunell
Livfors nicht dokumentieren, dass sie sicher ist, dass die ganz großen Zeiten
des E-Commerce erst noch kommen werden und dass sie die auf jeden Fall
mitnehmen will. Auch als dauerhafter Zalando-Anteilseigner. In einer Pressemitteilung
bezeichnet sich die schwedische Investmentbank als »starken
Langzeit-Eigentümer« des Onlinehändlers aus Prenzlauer Berg.
Länger dabei ist jedoch der Risikokapital-Arm der
Verlagsdynastie Holtzbrinck. Er war schon wenige Wochen nach dem
Unternehmensstart bei Zalando eingestiegen, als Investor Nummer zwei – nach
Rocket Internet. Holtzbrinck Ventures finanziert zahlreiche junge
Onliner-Unternehmen. Später kam DST Global dazu, das Unternehmen der russischen
Investorenlegende Juri Milner. DST war einer der großen Anteilseigner von
Facebook. Er hat den spektakulären Börsengang des sozialen Netzwerkes 2012
maßgeblich gepusht, der den Investoren bisher allerdings nur spektakuläre
Kursverluste gebracht hatte. Wie Kinnevik hat DST seine Zalando-Beteiligung
zwischenzeitlich aufgestockt. Seit August 2012 sind auch Quadrant Capital
Advisors dabei und die Asset Management-Sparte der amerikanischen Großbank J P.
Morgan. Mitte 2013 stand im Raum, die Zalando-Anteile von Rocket Internet auf
dessen Eigentümer aufzuteilen. Damit wäre Kinnevik deutlich der größte
Anteilseigner an Zalando, die Samwers wären erstmals direkt beteiligt.
Nach Schätzungen aus der Start-up-Szene dürfte sich die Zahl
der Finanzierungsrunden von Zalando der 20 genähert oder
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