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Schrei vor Glück: Zalando oder shoppen gehen war gestern

Schrei vor Glück: Zalando oder shoppen gehen war gestern

Titel: Schrei vor Glück: Zalando oder shoppen gehen war gestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hagen Seidel
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im Schumpeterschen Sinne auch völlig in
Ordnung.«
    Der Druck, das Tempo und das Selbstbewusstsein, das die
Zalando-Initiatoren an den Tag legen, gefällt Haub, Vorwürfe von Größenwahnsinn
berühren ihn wenig: »Wir wissen ja, dass ein Rollout sehr schnell gehen muss,
damit man da ist, bevor die Konkurrenz sich in einem Markt breitmachen kann.
Wir haben innerhalb von zehn Jahren 1 000 KiK-Geschäfte eröffnet und innerhalb
von acht Jahren 1 000 Tedi-Filialen. Immer, um selber den Markt zu besetzen«, so
Haub. »Man muss blitzschnell sein. Egal, was es kostet.«
    Auf dem Deutschen Handelskongress in Berlin im November 2012
vermittelte Haub seinen Kollegen jedenfalls nicht die Illusion, dass es einfach
sei, schnell im Onlinegeschäft erfolgreich zu sein: »Für uns stationäre Händler
ist das alles Neuland, das haben wir nicht gelernt«, sagte er vor Hunderten
größtenteils stationären Händlern mit viel Berufserfahrung. Die Onliner, über
die während der beiden Tagungstage so viel geredet wurde, suchte man hier vergebens.
Sie hatten unmittelbar zuvor in der Hauptstadt ihren eigenen Kongress
abgehalten und suchten anschließend nicht gerade die Nähe zum Branchentreffen
der »Alten«.
    Und wenn die »Jungen« schon die Kongresse der Alteingesessenen
meiden, dann zieht es sie erst recht nicht in Massen an die Schreibtische der
Tengelmänner, Peek&Cloppenburgs oder Kaufhöfe dieser Welt. »Digital Natives
gehen nicht zu uns. Die wollen alle nach Berlin. Das ist in dieser Disziplin
die Hauptstadt Europas«, sagte Haub. Zu Pure Playern wie Zalando gingen diese
Digital Natives stattdessen. »Bei Zalando haben sie ein Durchschnittsalter von
28 Jahren. Sie machen sich ihre Regeln selber. ›So haben wir das immer gemacht‹
zählt bei denen nicht.«
    Klassische Händler zu dynamischen Multichannel-Anbietern zu
machen sei ziemlich schwierig. Er habe sich in das Thema Onlinehandel
regelrecht »hinein quälen müssen. Das war am Anfang nicht leicht.« Schlimmer
noch: Er habe im eigenen Unternehmen die »enormen Widerstände im Top- und
Mittelmanagement« erlebt, als er die Tür zum E-Commerce geöffnet habe. »Das ist
eine Mischung aus Ahnungslosigkeit und Angst. Jungspunde von 28 Jahren sagen
einem plötzlich, wo es langgeht. Damit muss man erst mal umgehen«, sagte Haub
über den Clash der Kulturen und erntete dafür das Gelächter des Publikums.
Viele auf den Stühlen zweifelten wohl noch immer, ob der Mann da oben auf dem
Podium nicht doch nur einer Mode hinterherläuft, von der in ein paar Jahren
niemand mehr sprechen wird. Die Zahl derer, die dieser Meinung noch anhängen,
sinkt allerdings in dem Maße, wie die Onliner den Traditionalisten Umsätze
abjagen und sie vor Existenzprobleme stellen.
    Selbst wenn es in manchen Sparten für Spätstarter noch immer
nicht zu spät sein sollte: Dass man für den Sprung in die neue Handelswelt viel
Geld und Geduld braucht, das schwant inzwischen auch den Skeptikern. Bei
manchen dürfte genau das der Grund dafür sein, dass sie eben diesen Sprung
nicht wagen. »Keiner dieser Webshops ist ein oder zwei Jahre nach seiner
Gründung erfolgreich und verdient schon Geld. Wie im stationären Handel auch«,
sagt Haub aus eigener Erfahrung, »aber wenn ein solches Unternehmen die Chance
hat, in fünf Jahren Gewinn zu machen, dann gibt es auch Finanzierungsgeld
dafür.«
    Der Tengelmann-Chef rät den anderen stationären Händlern mit
Blick auf plus.de die Ochsentour. Er empfiehlt ihnen, »sich einen Pure Player anzutun. Ich habe
das getan und habe, wie Sie es werden, Lehrgeld zahlen müssen«. Sein Tipp:
»Separieren Sie das Start-up von ihrer bestehenden Organisation. Denn die wird
alles versuchen, um das Ding klein zu halten.« Was einen Eindruck vom Gezerre
gibt, das die Herausforderung Online in alteingesessenen Unternehmen auslösen
kann.
    Genau diese strikte Trennung von Laden- und Onlinesparte hält
auch Reiner Heckel, Gründer und viele Jahre Chef des inzwischen zu MediaSaturn
gehörenden Onlinehändlers redcoon, für unumgänglich. (Gespräch 11.07.2012) Die
Kulturen beider Bereiche seien völlig unterschiedlich: »Wir arbeiten hier an
gebrauchten Tischen aus Frankfurter Bankerbuden. Die sind schön, aber trotzdem
günstig. Mit Statussymbolen, mit Chef-Parkplatz Nummer eins oder
Vorstandskantine kommen Sie im E-Commerce nicht weit. Da müssen Sie
unprätentiös, schnell, schlank aufgestellt sein und mit flachen Hierarchien
arbeiten. Das erwarten auch die Mitarbeiter, die in ein

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