Schrei vor Glück: Zalando oder shoppen gehen war gestern
oder digitale Spiele schreien deshalb geradezu nach
dem Onlinevertrieb. Sie sind damit so eine Art Pionierpflanze einer neuen
Handelslandschaft.
»Der Trend zum Online-Einkauf und zum digitalen Buch hält an«,
weiß Kreke inzwischen. Und er weiß auch, dass zahlreiche Händler auf die
Digitalisierung viel zu langsam reagiert haben: »Ich schließe uns da nicht aus.
Der gesamte Handel in Deutschland befindet sich in einem tiefgreifenden
Umbruch«, sagte Kreke bei der Bilanz-Pressekonferenz der Douglas Holding am 22.
Januar 2013 in Düsseldorf. Den Ausgestaltungen dieses Umbruchs ist das Kapitel 3 dieses Buches gewidmet.
Karl-Erivan Haub kann Kollegen wie Kreke auf Kongressen
inzwischen gelassen Tipps zum Thema »Handel 4.0« geben. Schließlich umfasst
sein Tochterunternehmen Tengelmann E-Commerce inzwischen mehr als zwei Dutzend
Beteiligungen an jungen Online-Unternehmen, neben Zalando etwa babymarkt, den
Edelfleischanbieter Otto Gourmet, sowie den Kaffeehändler Coffee Circle. Seit
dem Einstieg bei Rocket Internet finden sich auf der Tengelmann-Liste auch
deren Unternehmen, wie fabfurnish.com , Zalandos russische Schwester lamoda.ru , mebelrama.ru ,
das australische Zalando zanui.com.au und vor allem in zalora.com : »Asia’s biggest Online
fashion store« ist in Malaysia, Singapur, Indonesien, Thailand, Philippinen,
Vietnam, Taiwan und Hongkong aktiv, in einer höchst attraktiven
Wachstumsregion. Nach Medienberichten soll es 2012 allerdings 70 Millionen Euro
Verluste eingefahren haben. Dennoch steckte Haub im Mai 2013 zusammen mit
Zalandos Haupteigentümer Kinnevik und dem Investoren Summit Partners weitere
100 Millionen Dollar (rund 77,5 Millionen Euro) in das 2002 gegründete
Unternehmen von Samwers Rocket Internet. Keine schlechte Beteiligungspalette
für einen Unternehmer, der vier Jahre zuvor von Online noch nichts wissen
wollte.
Haub gibt den abgeklärten Langstreckenläufer unter den
Investoren: »Wir haben keinen Zeithorizont und wir haben keine Eile. Wir müssen
keine Fondsinvestoren zu bestimmten Zeitpunkten mit Renditen bedienen. Ob es
vorstellbar ist, dass wir in 20 Jahren immer noch bei Zalando engagiert sind?
Warum denn nicht!« Den Kritikern, die Zalando die Fähigkeit absprechen, jemals
attraktive Gewinne erzielen zu können, rät er zu Gelassenheit: »Fünf bis sechs
Jahre muss man einem Unternehmen wie Zalando schon geben, um in die Gewinnzone
zu kommen. Amazon hat zehn Jahre gebraucht und bis dahin 3,5 Milliarden Dollar
verbrannt.«
Dass man als Investor mit jungen Online-Unternehmen viel Geld
verdienen kann, hat er schon erlebt. Vielleicht rührt auch daher seine
Gelassenheit. Denn das Projekt »Neue Handelswelt« hatte für die Familie gleich
unverhofft mit einem Hauptgewinn begonnen: Kaum war Tengelmann bei Zalando
eingestiegen, engagierte sich der Risikokapital-Arm der Gruppe auch beim
Berliner Shoppingclub brands4friends. Über dieses Unternehmen sprach damals die
Community, auch die Zeitungen berichteten reichlich über brands4friends als das
ganz große nächste Ding am Konsumhimmel. Zalando dagegen war lediglich ein
Randthema. Nur wenige Monate nach Tengelmanns Einstieg allerdings wollte die
Deutschland-Filiale des ebay-Konzerns brands4friends 2009 das Unternehmen
unbedingt haben – und machte den Eigentümern ein Angebot, das sie nicht
ablehnen konnten. Jedenfalls haben sie es nicht abgelehnt. Und das hat sich für
Haub und die anderen Investoren gelohnt, auch wenn keine Zahlen zum
Verkaufspreis veröffentlicht wurden. Heute ist Zalando überall ein Thema – und
die ebay-Abteilung brands4friends ist in den Medien derzeit nur noch eine
Randerscheinung. So schnell dreht sich das im Web 2.0.
Dass inzwischen auch eine der Tengelmann-Beteiligungen ihren
Betrieb einstellen musste, kann Haubs Spaß an jungen Firmen in Europa und den
USA nicht trüben: »Wir lernen wahnsinnig viel aus diesen Beteiligungen. Wenn
wir die nicht hätten, wäre uns die wahre Dynamik, mit der das Online-Geschäft
den Einzelhandel gegenwärtig verändert, wahrscheinlich bis heute nicht ganz
klar«, sagte er schon 2011 im Interview mit der »Welt am Sonntag«. Und bei
seiner Beschreibung der Akteure auf diesem neuen Markt, schimmert irgendwie das
Bild Oliver Samwers durch, obwohl der Name überhaupt nicht fällt: »Viele dieser
jungen Firmengründer versuchen, mit sehr viel Power und Kreativität
herkömmliche Anbieter vom Markt zu fegen. Darauf legen sie es regelrecht an,
das macht ihnen Spaß. Und das ist ja
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