Schrei vor Glück: Zalando oder shoppen gehen war gestern
Unternehmen
in fünf Jahren über die Tablets ähnlich viel Umsatz zu machen wie bisher über
klassische PCs.
Allerdings muss der Händler für das Smartphone als Anbieter
etwa von Textilien oder Schuhen wirklich relevant sein, sonst kommen nicht
genügend Interessenten auf die mobile Seite. Und die Darstellung auf dem
Display muss noch verbessert werden. Bisher ist die Conversion Rate – also der
Anteil jener Besucher, die tatsächlich etwas kaufen – auf dem Smartphone auch
noch deutlich niedriger als über andere Geräte.
Aber der Traffic, also das Nutzeraufkommen, steigt stärker als
die Zahl der Geräte. Was wohl bedeuten dürfte, dass die Käufer erst nach und
nach entdecken, was mit den kleinen Geräten alles geht. Das spricht dafür, dass
der mobile Einkauf höhere Wachstumsraten vor sich haben dürfte als der
Onlinehandel insgesamt. »Viele Händler haben das unterschätzt«, glaubt
Michelberger. Bei Esprit kommt bereits ein Viertel der Besucher der Homepage
über mobile Geräte. 2014 sollen die mobilen Kunden auch mindestens ein Viertel
der Online-Umsätze bringen.
Auch beim Schuhhändler Deichmann shoppt die Kundschaft gern im
Gehen: Eineinhalb Jahre nach dem Start des Angebotes entstehen schon rund zehn
Prozent der Onlineorders über mobile Nutzer. Die Bestellungen über Tablet PCs
sind hierin noch nicht einmal enthalten. Sie rechnet das Essener Unternehmen,
anders als viele Wettbewerber, nicht dem M-Commerce, sondern dem ganz normalen
Onlinegeschäft zu. Die Wachstumschancen seien riesig, weil die Lernkurven bei
anbietenden Firmen und kaufenden Kunden nach oben schießen und weil schnelle
Netze noch bessere Präsentationsmöglichkeiten böten. Zudem werde die Zahl der
eingesetzten Geräte deutlich steigen und damit die der möglichen Mobil-Kunden.
Anfang 2013 heißt es in der Präsentation »M-Commerce« des
Bundesverbandes Digitale Wirtschaft (BVDW), dass jeder dritte Deutsche sein
Smartphone in diesem Jahr 2013 auch zum mobilen Einkaufen nutze, bei den unter
30-Jährigen ist es sogar schon jeder zweite. Zwei Drittel der
Smartphone-Besitzer in Deutschland verließen nach einer Studie von Google
Mobile Insights ohne das Gerät ihre Wohnung schon nicht mehr. Diese Studie
stammt von 2011, doch längst dürfte die Quote derjenigen, die ohne iPhone
buchstäblich nirgends mehr hingehen, noch höher geworden sein.
An jedem Ort und zu jeder Tages-und Nachtzeit wird das
Smartphone zur Information über Produkte und Preise genutzt und immer öfter
dann auch gleich zum Bestellen. Der Händler hat damit ständig den unsichtbaren
Draht zu seinem Stammkunden und kann ihn immer, wenn es in seiner
Vertriebskonzepte passt, mit Werbung, Sonderrabatten oder sonstigen
Kaufanreizstimulanzien bedenken.
Ladenbesitzer können die Smartphoneritis allerdings nutzen,
indem sie in ihren Ausstellungen QR-Codes an den Produkten anbringen. Einmal
gescannt, verraten sie dem Nutzer des Gerätes Details über den Artikel,
vielleicht noch verbunden mit einem Rabattangebot. Das könnte einem auch auf
iPhone flattern, wenn man nur am Laden vorbeigeht, damit man eben nicht vorbei,
sondern hineingeht.
Neben den kleinen Smartphones degradieren die größeren
Tablet-Computer den klassischen Personal Computer schon fast zum alten Eisen.
Tablets wie das iPad von Apple machen zudem dem Fernseher Konkurrenz. Denn nach
der erwähnten Google-Studie von 2011 surfen 41 Prozent der Tablet-Besitzer
während des Fernsehens mit dem Smartphone durchs Netz, angetrieben von
Anregungen aus dem TV-Programm. Und sie kaufen. Alastair Bruce von Google
Deutschland ruft gar das Zeitalter der fünf Bildschirme aus: Fernsehen, PC,
Laptop, Smartphone – und dann auch noch Googles neue Multifunktionsbrille
Google Watch, mit der man im Gehen kommunizieren und im Internet surfen und
einkaufen kann. Immer mehr Nutzer gebrauchten viele Bildschirme nebeneinander.
Und sie kauften dann auch mehr, sagte Bruce auf dem Kongress Online Handel 2013
in Bonn im Januar 2013. Wie viele Konsumenten diese Fünf-Bildschirm-Kultur für
einen Fortschritt und wie viele sie für eine unerträgliche Reizüberflutung
halten, wissen wahrscheinlich allenfalls die fleißigen Datensammler vom größten
Suchmaschinenkonzern der Welt.
Eine Untersuchung des Versandhandelsverbandes bvh zusammen mit
den Marktforschern von Boniversum Consumer Information bestätigt den Boom des
M-Commerce mit Zahlen. Danach hatte Ende 2012 jeder zweite Deutsche ein
Hightech-Handy, das zum Shoppen taugt. Ein
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