Schrei vor Glück: Zalando oder shoppen gehen war gestern
interpretieren Skeptiker als Unentschlossenheit oder Mangel an
Ressourcen. Dass die Jungunternehmer zu viele Projekte gleichzeitig starten,
obwohl sie gar nicht dafür ausgestattet sind, wird ihnen immer wieder
vorgehalten.
Und tatsächlich beschäftigt die Organisation im Jahr 2013 vor
allem erst einmal die Bewältigung des organischen Wachstums der Stammmarke
Zalando. Insbesondere die Logistik schien zeitweise überfordert. Von
überdurchschnittlichen Wartezeiten der Kunden auf ihre Produkte war immer
wieder zu hören – ohne dass Zalando ihnen vorher per Mail mitgeteilt hatte,
dass die zunächst in Aussicht gestellten ein bis drei Tage Lieferzeit wohl
überzogen würden. Eine solche Information gilt im Onlinehandel mittlerweile
durchaus als Standard, hält sie doch den Kundenfrust in Grenzen. Grund des
Übels waren offenbar Probleme beim neuen Logistikzentrum in Erfurt. Es hakte an
verschiedenen Stellen, insbesondere bei der selbst entwickelten
Transporttechnik, war intern zu hören. Die jungen Himmelsstürmer waren wohl
etwas zu optimistisch bei ihren Prognosen darüber, wie schnell ein solcher aus
dem Boden gestampfter Riesenbetrieb zum perfekten Lauf gebracht werden kann.
Offiziell will Zalando derlei Probleme nicht bestätigen; auch nicht, dass die
Geschäftsführung eine Task Force von fast einem Dutzend Experten zur Lösung der
Probleme nach Erfurt geschickt haben soll.
Bieten die 1 500 bekannten Marken, die Zalando im Programm hat,
nicht genügend Auswahl? Muss sich zLabels unbedingt auch noch eigene ausdenken?
Auf jeden Fall, glaubt David Schneider: »Ende 2010 haben wir gemerkt, dass die
Nachfrage der Kunden in manchen Kategorien das Angebot überstieg. Deshalb haben
wir bei diesen Produkten begonnen, selbst ein Label für Schuhe und dann noch
andere Marken zu entwickeln. Das funktioniert sehr gut. Einige dieser Labels
würden inzwischen auch unabhängig von Zalando erfolgreich sein. Wir entwickeln
also weiter Eigenmarken, wo sich das anbietet. Wichtig ist aber, dass darauf
zur Zeit nicht unser Fokus liegt. Vielleicht können wir mit unseren Eigenmarken
irgendwann einen zweistelligen Anteil am Umsatz erwirtschaften. Das wäre ein
toller Erfolg, mehr ist aber nicht unser Ziel.« Alles andere würde wohl auch
Ärger mit den Markenherstellern geben, die sonst im Dienstleister einen neuen
Konkurrenten sehen könnten.
»Ähnlich verhält es sich mit dem Partnerprogramm: Wo wir nicht
so breit aufgestellt sind, geben wir anderen Anbietern die Möglichkeit, Zalando
eng begrenzt als Marktplatz zu nutzen. Daraus machen wir aber keine Strategie
eines neuen Absatzprogramms.« (Gespräch 15.01.13, WamS)
Ein Beispiel dafür ist der Beauty- und Fragrance-Marktplatz.
Der eigene Shop von Zalando in diesem speziellen Markt lief nicht wirklich gut.
Denn anders als bei Schuhen, Mode oder Wohnaccessoires liefern die meisten
Parfüm-Hersteller nur dann, wenn der Händler auch stationäre Läden hat. So
wollen die Marken die Kontrolle behalten, die ihnen in den Weiten des Web
möglicherweise aus der Hand zu gleiten drohte. Um dieses Problem zu lösen, fuhr
Zalando im Frühjahr 2013 sein eigenes Beauty-Engagement komplett zurück und tat
sich mit einem Partner zusammen. Der hat auch Offline-Parfümerien, wird also
von der Industrie beliefert. Zalando bietet jetzt, nach dem Vorbild von Amazon
oder ebay, einen Marktplatz für Schönheitsprodukte auf seiner Seite an. Die
Umsätze und Provisionen gehen über Zalando, das damit in den Augen der Kunden
sein Sortiment noch ausweitete. Mit der Lieferung der Ware allerdings hat
Zalando nichts zu tun, diese aufwändige Arbeit übernimmt der Partner. Der
Beauty-Marktplatz ist ein weiteres Beispiel dafür, dass sie bei Zalando – und
dieses Verhalten findet sich überall im Samwer-Reich – nicht starr an
Standardlösungen festhalten nach dem Motto: Das machen wir immer so! Wenn der
Standard nicht funktioniert, suchen sie relativ schnell nach anderen Lösungen.
Wichtig ist die Lösung, der Weg dahin ist zweitrangig. Hauptsache, es klappt
und skaliert! Würde Zalando anders handeln, hätte das Unternehmen, wie oben
geschildert, wohl niemals die Zollbarrieren der Schweiz überwunden.
Grundsätzlich versucht Zalando allerdings schon, europaweit so
standardisiert wie möglich zu arbeiten. Das senkt Kosten und Komplexitäten.
»Die Marke Zalando fühlt sich überall etwa gleich an«, sagt Robert Gentz.
(15.01.13, WamS). Ab 2014 könnte es zusätzliche Zalando-Länder geben, wobei
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