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Schrei vor Glück: Zalando oder shoppen gehen war gestern

Schrei vor Glück: Zalando oder shoppen gehen war gestern

Titel: Schrei vor Glück: Zalando oder shoppen gehen war gestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hagen Seidel
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all das weiß, könnte man Rückschlüsse auf Ihren
Gesundheitszustand ziehen. Diese Rückschlüsse können zutreffend sein oder
vollkommen abwegig. Aber diese Informationen wären mit hoher Wahrscheinlichkeit
für den Anbieter einer Berufsunfähigkeitsversicherung, die Sie vielleicht gerne
abschließen wollen, von großem Interesse. Der könnte Ihnen deswegen vielleicht
eine Vertrag verweigern oder einen höheren Beitrag verlangen.«
    Wie oft solche Übertretungen vorkommen? »Dass gesammelt wird,
auch wenn dies nicht erlaubt ist, stellen wir immer wieder fest. Die
Kapazitäten und Befugnisse der Datenschutzaufsichtsbehörden sind aber
beschränkt, so dass die Durchsetzung der Bestimmungen auf faktische Grenzen
stößt. Das gilt insbesondere für Dienste, die ihren Sitz außerhalb der EU
haben«, so Schaar.
    Sein Kollege für das Land Berlin sieht zusätzliche Gefahren
durch den rapide wachsenden M-Commerce. »Smartphones sind inzwischen richtige
Computer. Sie sind aber auch genau so anfällig, etwa gegen Hacker. Vielleicht
sogar noch anfälliger, weil es noch nicht so viele Anti-Viren-Programme gibt.
Das machen sich aber vor allem die jungen Nutzer nicht ausreichend klar«,
findet Dix. In seinem Jahresbericht 2012 schreibt er unter anderem, dass über
Apps immer wieder die kompletten individuellen Telefonbücher der Nutzer mit den
persönlichen Daten von Freunden, Bekannten oder Kollegen illegal
heruntergeladen werden.
    Grundsätzlich gibt sich Dix aber optimistisch, was das
Datenschutz-Bewusstsein auch der jüngeren User betrifft. »Die Nutzer finden
Datenschutz wichtig. Denn immer mehr fühlen sich von Onlinehändlern oder auch
Facebook bedrängt, die immer mehr Daten sammeln und sie etwa für Werbung
einsetzen«, glaubt der Berliner Datenschutzbeauftragte. Und kluge Unternehmer
gingen auf dieses Unbehagen der Kunden ein. »Ich sehe, dass immer mehr junge
Nutzer einfach mal in Ruhe gelassen werden und sich nicht dauernd irgendwelche
Produkte empfehlen lassen möchten. Das wird auch bei den ganz jungen Leuten so
sein, die in zwei oder drei Jahren Unternehmen im Netz gründen werden. Sie
bauen die Idee der Datensparsamkeit dann hoffentlich gleich in ihre
Geschäftsmodelle ein, was von vielen Nutzern honoriert werden dürfte«, glaubt
Dix.
    Die öffentliche Datenschutz-Diskussion geht Rubin Ritter
allerdings manchmal zu weit. »Wo beginnt die Entmündigung der Nutzer?«, fragt
er. »Jeder kann die Cookies ganz einfach im Browser abschalten, falls er will.
Das halte ich für eine gute Wahlmöglichkeit. Es liegt in der Hand der Kunden.
Wir können dessen Voreinstellung nicht umgehen und wollen das auch gar nicht.«
Wer jedoch die Tracking-Cookies abschalte, »bringt sich auch um wertvolle
Dienstleistungen. Wir können mithilfe der Informationen der Tracking Cookies
dem Kunden ein viel individuelleres Angebot mit Empfehlungen nach ihrem
Geschmack machen«, behauptet Ritter.
    Marken selbst gemacht
    Trotz der Diskussion bearbeitet Zalando seine Daten-Mine
immer intensiver. Mit diesen Informationen versuchen die Macher nicht nur,
Produkte von Puma, Lloyds, Tommy Hilfiger und vielen anderen Industriemarken an
die Frau oder den Mann zu bringen, sondern auch dazu, eigene Marken zu
schaffen. Das übernimmt zumeist die Berliner Tochter zLabels.
    Inzwischen hat es Zalando so auf eine zweistellige Zahl dieser
Eigenmarken gebracht. Für möglichst viele Ansprüche soll etwas dabei sein: etwa
»Mint&Berry«, die Modemarke für die »selbstbewusste junge Frau«, die
modische Schuhmarke »Zign«, die klassischere Variante »Pier One« oder
»even&odd«, die »coole junge Marke mit urbaner Attitude«, wie zLabels seine
Kreationen auf der Homepage selber beschreibt.
    Erst regieren auch hier die Zahlen- und Analyseleute, um den
Markt und die Nachfrage zu erforschen. Anschließend dürfen die
Produktentwickler und hauseigenen Designer ran, die die Zahlen über die
Absatzprognosen dann mit ihrem Gespür für Trends zu Eigenmarken-Kollektionen
machen sollen, die die Kunden in Massen klicken. Die Aufträge zur Produktion
geben die Zalando-Leute direkt an die Fabriken in China, Bangladesch, der
Türkei und anderen großen Textilstandorten – zum Teil in denselben Fabriken, in
denen auch die teureren Modelle mit den edlen Logos vom Band laufen.
    Derlei Eigenmarken gibt es inzwischen praktisch in allen
Sparten des Handels, auch bei Lebensmitteln, vor allem aber bei Textilien und
Schuhen. Die eigenen Gestaltungsmöglichkeiten umsetzen zu

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