Schrei vor Glück: Zalando oder shoppen gehen war gestern
wirklich Freude haben wird. »Ich bezweifele, dass sie richtig
viele richtig tolle Marken bekommen werden, obwohl sie exzellente Einkäufer
eingestellt haben. Einige Marken dieser Region gibt es Online halt nur bei
mytheresa oder net-a-porter. Anderen Anbietern geben sie ihre Kollektion gar
nicht. Dass Emeza daran etwas ändern wird, scheint mir nicht sehr
wahrscheinlich«, meint Escada-Chef Sälzer.
Falls Emeza – oder wie Kiomi als eigenständige Marke – nicht
funktionieren sollte, darf man dem Versuch ein schnelles Ende vorhersagen.
Jahrelange Rettungsprogramme gehören nicht zum Stil des Hauses. Ebenso rasant
und zahlreich, wie man im Samwer-Reich Firmen und Marken gründet, stampft man
sie notfalls auch wieder ein, wenn sie nicht schnell oder weit genug
»skalieren«. So hatten die Chefs von Rocket Internet 2012 keinerlei Scheu, sehr
kurzfristig die Stecker bei den Beteiligungen in der Türkei zu ziehen. Dazu
gehörte die Zalando-Schwester »Zidaya«, der Sportartikelhändler »Sporena« und
der Heimtextilienanbieter »Evimister«. Der Markt habe sich wegen der viele
Schnäppchenjäger als zu margenschwach erwiesen, hieß es. Samwer überließ den
Mitgliedern des türkischen Managements die Entscheidung, ob sie die Seiten
abschalten oder irgendwie anders nutzen wollten, dann aber ohne Geld und
Unterstützung von Rocket Internet.
Jobs bei Zalando: Benjamin Krümel
Der Mann, der den ganzen Tag lang Schuhe kauft
33, Einkaufsleiter Schuhe, Herren
Der Mann, der für Zalando jedes Jahr für hohe zweistellige
Millionenbeträge Schuhe einkauft, ist 33 Jahre alt. Benjamin Krümel, der
Einkaufschef für die Sparte Herrenschuhe, ist einer von denen, die keine
Zweifel daran haben, dass das Wachstum im Schuhhandel in den kommenden Jahren
im Internet liegen wird. Das manifestierte er sogar in seiner eigenen
beruflichen Vita: Er wechselte von der über 130 Jahre alten, vor allem auf
Läden spezialisierten Schuhhandelskette Görtz in Hamburg zum erst vier Jahre
zuvor gegründeten Online-Herausforderer Zalando in Berlin. Nach zwölf Jahren
bei Görtz hatte er sich abwerben lassen. Wieder einmal hatte der Gründer
höchstpersönlich zugeschlagen: »David Schneider hatte mich angesprochen, ich
habe aber erst einmal abgesagt. Ein Jahr später meldete er sich noch einmal.«
Und dann sagte er zu.
Als Zalando 2008 auf den Online-Markt kam, war Görtz schon
da. Und es lief gar nicht so schlecht im neuen Vertriebskanal für das
Traditionshaus. Doch schnell überholte Zalando und setzte sich ab. Auch
stationär, wo das Unternehmen rund 90 Prozent seines Umsatzes erzielt, machte
Görtz Fehler und rutschte in eine schwierige Phase. Nicht nur wegen Zalando.
Über dieses Thema allerdings möchte der Mann im offenen weißen Hemd, der
Blümchenhose und den braunen Schnürschuhen ohne sichtbare Socken nicht im
Detail reden. Sondern lieber über das, was bei seinem neuen Arbeitgeber so
besonders ist.
»Bei Zalando hat man in sehr jungen Jahren die Chance auf
sehr viel Verantwortung und Gestaltungsspielraum. Es ist hier einfach so viel
zu entscheiden, dass man nicht immer noch irgendeinen Vorgesetzten fragen muss
oder kann. Das beschleunigt vieles, anders wäre dieses Wachstumstempo auch wohl
kaum möglich.« Für das Tempo, mit dem es vorangeht, nennt er Beispiele: Als er
vor einem Jahr zu Zalando kam, hatte seine Einkaufsabteilung für Herrenschuhe
30 Mitarbeiter. Jetzt sind es 60. Die meisten haben ähnliche Berufs-Biografien
wie er: Nach Erfahrung im klassischen Schuhhandel wollten sie beim Abenteuer
Online-Schuhhandel dabei sein. Die Einkäufer sitzen in Berlin, für alle 14
Länder – wenn sie nicht gerade unterwegs sind.
In der Anfangszeit hatten die Zalando-Einkäufer noch über
die Messen oder durch die Showrooms der Hersteller tingeln müssen, um als Kunde
ernst genommen zu werden: Klassisches Klinkenputzen. Mit dem Wachstum und der
zunehmenden Bekanntheit wurden die Zalando-Leute auf der Hierarchie-Leiter
ihrer Zulieferer hochgereicht: Bald waren die Vertriebsleiter für
Ostdeutschland zuständig. »Heute treffe ich viele Chefs der großen Marken
zweimal im Jahr persönlich. Und ab und zu mit Persönlichkeiten wie dem Gründer
von Geox oder von anderen tollen Marken zu verhandeln, das ist schon eine
Erfahrung.« Welcher Jungmanager träumt nicht von einer solchen Entwicklung?
Zalando werde als Absatzkanal für die Hersteller immer
bedeutender, zumeist gehört der Onlinehändler schon zu den größten fünf Kunden
der
Weitere Kostenlose Bücher