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Schreib und stirb (Aargauer Kriminalromane) (German Edition)

Schreib und stirb (Aargauer Kriminalromane) (German Edition)

Titel: Schreib und stirb (Aargauer Kriminalromane) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Reist
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eins über den Schädel ziehen.“ Sie lachte. „Nicht dass ihm das etwas nützen würde, aber mir wäre es ziemlich unangenehm.“
    Peter musste gegen seinen Willen lächeln, die Vorstellung amüsierte ihn. Trotzdem, sie befanden sich in einer Mordermittlung und wollten möglichst ohne Hindernisse weiter arbeiten; zum jetzigen Zeitpunkt waren diese Anrufe die einzige Spur, wenn man von Paul Beniak absah. Und es schien, als ob die Staatsanwältin nicht mitspielen würde.
    „Wir machen Folgendes, Herr Pfister. Wenn Sie einen Namen haben, bin ich bereit, das Handy darauf überprüfen zu lassen, und zwar sehr schnell. Aber solange es sich nur um einen Strohhalm handelt, kann ich nicht ja sagen dazu. Einverstanden?“
    „Nicht wirklich, aber es bleibt mir wohl nichts anderes übrig“, sagte Peter mit Missfallen. „Ich weiss nur noch nicht, woher wir diesen Namen zaubern sollen.“
    „Beharrliches Ermitteln, Herr Pfister, die Königsdisziplin der Polizeiarbeit – bis bald!“ Sie war schon wieder bei der Türe und kreuzte sich mit Angela, die gerade vom Bäcker kam. „Gut, dass Sie ein kleines Frühstück bringen, ich habe Ihren Kollegen gerade etwas frustriert. Aber mit einem frischen Brötchen erholt er sich sicher schnell. Tschüss!“
    „Sie gefällt mir, eine Frau mit so viel Energie habe ich schon lange nicht mehr kennengelernt.“ Angela legte das Gebäck auf einen Teller und machte sich einen doppelten Espresso.
    „Aber sie soll die Energie für uns einsetzen, nicht gegen uns, verdammt. Sie lässt uns hängen, bis wir ihr einen Namen nennen können.“ Er murmelte etwas von ehrgeizigen Weibern und ihren Machtspielchen; als Angela keinen Ton dazu sagte, schaute er auf. „Wie siehst du denn aus? Zuwenig geschlafen, dass du so bleich bist?“
    Sie schüttelte den Kopf und er sah, dass sie Tränen in den Augen hatte. Er sah auch, dass sie stärker geschminkt war als sonst, und irgendwie hatte sie das Augen-Makeup wohl unregelmässig aufgetragen, jedenfalls sah die linke Hälfte ihres Gesichts anders aus als die rechte. Liebeskummer, vermutete Peter, zum Glück ist das in meinem Alter vorbei.
    Angela setzte sich auf den Stuhl, den die Staatsanwältin soeben verlassen hatte. „Peter, ich muss dir etwas sagen, und ich will nicht, dass der Chef davon erfährt. – Ehrenwort? – Ich habe gestern Nacht Steff Schwager gewaltsam aus meiner Wohnung geworfen, und dabei habe ich diesen Schlag ins Gesicht abbekommen.“ Sie zeigte auf ihr linkes Auge und erklärte dem Ahnungslosen, dass sie und Schwager seit ein paar Wochen ein Paar waren. Es sei eine schwierige Beziehung gewesen und sie habe sich gestern entschlossen, sie zu beenden. Sie gab ihrem Kollegen eine zensurierte Version des vergangenen Abends; liess durchblicken, dass Schwager sie bedrängte und ihr nicht zuhörte; einfach nicht akzeptieren wollte, dass sie die Beziehung beendete. „Am Schluss war er so wütend, dass ich ihn wie einen Verbrecher zu Boden zwingen musste, dabei geriet sein Ellbogen zu nahe an mein Auge.“ Sie lächelte ein bisschen, aber Peter sah, dass ihr nicht nach Scherzen zu Mute war. „Ich habe ihm seine Schulter wieder eingerenkt, und dann ist er gegangen.“
    Peters Beschützerinstinkt war geweckt. „Hat er versucht, dich zu vergewaltigen, der Saukerl?“
    „Nein – na ja, ein bisschen vielleicht, aber nicht wirklich. Er ist körperlich nicht fit, und ich habe im Judo gelernt, mich zu wehren. Ich hatte keine Angst, spürte nur unbändige Wut darüber, dass er mir nicht zuhörte.“ Tränen liefen ihr übers Gesicht und machten die sorgfältige Schminkarbeit zunichte. „Und über mich selbst, dass ich mich so täuschen kann in einem Menschen.“
    „Willst du eine Anzeige machen?“ Peter wusste nicht wirklich, was er in dieser Situation sagen sollte, deshalb stellte er eine typische Polizeifrage.
    Sie schüttelte den Kopf. „Es ist ja nichts passiert, und ich will keinesfalls, dass er sich über die Öffentlichkeit rächt. Ich habe die Hoffnung, dass er sich früher oder später entschuldigt.“ Sie nahm ein Taschentuch und trocknete ihre Tränen. „Aber wahrscheinlich täusche ich mich schon wieder.“ Sie stand auf und holte ihre Handtasche. „Jetzt gehe ich die Fassade reparieren. Danke, dass du mir zugehört hast, und bitte kein Wort zu niemandem.“
    Zurück blieb ein bedrückter Peter Pfister, der sich als Versager vorkam. Zuhören allein reichte nicht, dass wusste er, aber was konnte er tun? Sie zum Psychologen

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