Schreib und stirb (Aargauer Kriminalromane) (German Edition)
trockene Kekse und Salzstangen aus der Cafeteria geholt, aber er war der Einzige, der davon ass, alle anderen waren zu müde, zu erschöpft, zu enttäuscht.
„Oder wenn er ein Geständnis ablegt“, sagte Peter. „Wir könnten etwas mehr Druck aufsetzen, ihn wieder wecken und wieder dieselben Fragen stellen.“
„Nein, das werden wir nicht tun.“ Gody wechselte einen Blick mit der Staatsanwältin. „Ich habe genug gesehen und gehört. Er ist nicht unser Mann.“ Er stand auf. „Jemand soll ihn nach Hause fahren. Wir treffen uns morgen um zehn Uhr und besprechen das weitere Vorgehen. Gute Nacht.“
Carola wachte nicht auf, als die SMS auf ihrem Handy ankam. „Bringen Sie zwei Brötchen mehr. Er ist wieder da. Smile, M.“
„Beltrametti, bist du noch wach? Sie haben Beniak laufen lassen. Pfister ist frustriert, aber der Kripochef hat ein Machtwort gesprochen. Ich komme morgen etwas später, in Ordnung? Ja, danke gleichfalls.“
7 Donnerstag
Um Punkt neun Uhr am nächsten Morgen begrüsste der smarte junge PR-Verantwortliche der Allgemeinen Aargauer Bank Angela Kaufmann, die einen vertrauenerweckenden dunkelblauen Hosenanzug trug. „Inderbitzin, guten Tag Frau Kaufmann. Wir gehen in mein Büro, dort habe ich schon alles vorbereitet. Ich habe leider nicht sehr viel Zeit, aber das sagte ich schon am Telefon.“ Mit langen Schritten eilte er die Gänge entlang und redete ohne Unterbruch. „Die kulturellen Anlässe sind ein wichtiger Teil unserer Öffentlichkeitsarbeit, wir verankern uns damit in der lokalen Kunstszene. Man muss sich heutzutage etwas einfallen lassen als Bank; die täglichen negativen Schlagzeilen schaden dem Image ungemein. Wir wollen Vertrauen schaffen und zeigen, dass wir nicht den ganzen Profit in unsere Taschen fliessen lassen, was wir natürlich sowieso nicht tun. So, da sind wir.“
Er nahm einen Stapel Papier aus dem Drucker und setzte sich seiner Besucherin gegenüber. „Hier habe ich die Unterlagen, die Sie brauchen. Die Liste der Einladungen, die Absagen, die endgültige Anwesenheitsliste.“ Er legte Bündel für Bündel vor sie hin. „Es waren rund dreihundert Personen dabei.“
„Das ist sehr freundlich von Ihnen, Herr Inderbitzin. Wir werden wie gesagt so diskret wie möglich mit den Namen umgehen, aber eine Mordermittlung bedingt manchmal ein gewisses Eindringen in die Privatsphäre, das verstehen Sie sicher.“ Sie blätterte und überflog die Seiten ganz kurz. „Wer war für das operative Event-Management zuständig?“
„Dafür haben wir externe Ressourcen, das gehört nicht zu unserem Kerngeschäft. Wir beauftragten die Mark Rushford Agentur, sie bietet eine exzellente Leistung zu einem angemessenen Preis. Herr Rushford kümmert sich jeweils persönlich um unsere Anlässe, wir sind sehr zufrieden.“ Er holte eine Visitenkarte aus einer Schublade. „Hier haben Sie alle Informationen. Vielleicht braucht die Polizei seine Dienste auch mal, oder Sie veranstalten privat ein Fest. Ich kann die Firma sehr empfehlen, das ganze Team arbeitet sehr professionell, und wie gesagt, der Preis stimmt.“
„Vielen Dank. Wer entscheidet über die Gästeliste? Wie stellen Sie sie zusammen?“ Angela passte sich dem Tempo ihres Gesprächspartners an.
„Das hängt vom Anlass ab. Bei der Verleihung des Kunstpreises achten wir darauf, dass wir einen guten Mix haben aus wohlhabenden Kunden, Aargauer Kulturschaffenden und öffentlichen Persönlichkeiten, vor allem aus der Politik. Wir verlassen uns bei der Auswahl auf die Mitglieder unserer Direktion, haben aber auch externe Berater, die sich in der lokalen Kunstszene auskennen und uns sagen, wen wir keinesfalls vergessen dürfen.“ Er seufzte. „Das ist nicht immer einfach, irgendwem tritt man immer auf die Zehen.“ Er schaute auf die Uhr. „Ich habe noch drei Minuten, Frau Kaufmann. Haben Sie weitere Fragen?“
„Nur eine, dann lasse ich Sie in Ruhe. Kennen Sie Anatole Scheidegger?“
Jetzt lachte Inderbitzin. „Aber klar kenne ich ihn, Frau Kaufmann, sehr gut sogar. Er ist einer der Berater, die ich vorhin erwähnt habe. Er half uns bei der Zusammenstellung dieser Gästeliste, und er war auch Teil des Empfangskomitees am Freitag. Mark Rushford kann Ihnen dazu sicher mehr sagen, er hat die Arbeitspläne für die Mitarbeitenden gemacht und mit ihnen geprobt.“
„Bezahlen Sie Herrn Scheidegger für diese Dienstleistung?“
„Ja natürlich, er erhält ein Pauschalhonorar für seinen Einsatz. Nein, die nächste Frage
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