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Schreib und stirb (Aargauer Kriminalromane) (German Edition)

Schreib und stirb (Aargauer Kriminalromane) (German Edition)

Titel: Schreib und stirb (Aargauer Kriminalromane) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Reist
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wollten sich wichtig machen durch ihre angebliche Nähe zu Regierungsräten oder anderen Prominenten. Ohne Grund hatte sie ihren Vater allerdings nicht erwähnt; sie hatte mit dieser Reaktion gerechnet und wollte, dass Sabine Scholl ihr vertraute.
    Wie abgesprochen, begann Nick mit dem Gespräch. „Sie wissen ja, dass wir den Tod von Guido Bär untersuchen. Wir denken, dass Sie uns helfen können, den Mörder zu finden, Frau Scholl.“
    Sie setzte sich kerzengerade hin und lächelte ihn an. „Glauben Sie? Das ist ja richtig aufregend. Fragen Sie nur, ich helfe gerne.“
    „Doktor Beniak ist Ihr Tierarzt, nicht wahr.“
    „Nein, nein, das war er nur bis letzte Woche, jetzt habe ich gewechselt. Er war immer so unfreundlich zu mir und hat mich gar nicht wahrgenommen, wissen Sie.“ Sie hätte weiter erzählt, aber Nick wollte auf etwas anderes hinaus als die Kommunikationsfähigkeiten von Pavel Beniak.
    „Sie haben einen Bekannten, der ab und zu mit Stella dort war, sagt die Praxisassistentin. Ein Herr Scheidegger?“
    „Anatole Scheidegger, der Dichter. Ja, er ist ein begabter Künstler, dem mein Mann und ich den Alltag etwas verschönern.“ Sie trank von ihrem Weisswein und schaute Nick neugierig an. „Was hat das mit dem Mord zu tun?“
    „Oh, vielleicht nichts, aber auch Guido Bär war Schriftsteller, und wir versuchen uns ein Bild zu machen von dem Leben, das ein Autor führt, dessen Bücher man nicht gerade als Bestseller bezeichnen kann.“ Es klang überzeugend, fand er.
    „Ach so, Sie wollen über Geld reden!“ Sie warf ihren Kopf zurück und lachte wie ein junges Mädchen. „Ich dachte schon, Sie wollten persönlicher werden, Herr Kommissar.“Sie zwinkerte ihm zu. „Wir helfen Anatole selten mit Geld, sondern mit anderen materiellen und immateriellen Zuwendungen. Ich habe ihm beispielsweise eine Beraterfunktion bei einer Bank vermittelt, und ich organisiere Soirées, an denen er seine Gedichte einem interessierten und zahlungskräftigen Publikum vorstellen darf.“ Sie stand auf. „Kommen Sie, ich zeige Ihnen das Arbeitszimmer, das er bei uns benutzen darf. Seine Texte schreibt er selbstverständlich alle von Hand, aber hier hat er einen Computer, falls er etwas recherchieren muss, oder für seine Post. Er hasst das Internet, und ich musste ihm beibringen, dass man heute auch als Künstler nicht mehr ohne auskommt.“ Sie schaltete den Laptop ein und zeigte stolz auf den Bildschirm. „Sehen Sie, ich habe ihm ein Foto von mir und Stella als Bildschirmschoner eingerichtet.“
    „Sehr hübsch, Frau Scholl, und sehr grosszügig. Sagen Sie, waren Sie und Ihr Gatte am letzten Freitag an der Verleihung des Kunstpreises in Holderbank dabei?“ Nick nahm sie formvollendet am Ellbogen und steuerte sie sanft zurück Richtung Salon, während Angela beim Computer stehen blieb und ein paar Sekunden wartete, bevor sie ans Werk ging. Scheideggers Mail-Account war nicht passwortgeschützt, und sie konnte sich rasch durch die Korrespondenz klicken. Kein Kontakt zu Guido Bär oder zu Pavel Beniak, aber Scheidegger kaufte ziemlich oft übers Netz ein, zu oft für einen, der das Internet angeblich hasste. Bücher, Hemden, Moleskin-Schreibhefte, Seidenkrawatten, für alles fand Angela Bestell- oder Lieferbestätigungen. Sie schrieb sich den Absendernamen einer Lieferung auf, in der das Produkt nicht erwähnt wurde, es hatte nur eine Nummer. Nach drei Minuten war sie wieder zurück bei ihrem Chef und bei Sabine Scholl, die sich immer noch über das Fest am Freitag unterhielten.
    „Ja, natürlich war Anatole da, diese Anlässe sind für ihn sehr wichtig, für das Networking, Sie verstehen. Mein Mann und ich sassen allerdings an einem anderen Tisch, mit dem Direktor des Filmfestivals und dem CEO der Allgemeinen Aargauer Bank, das war äusserst lehrreich und interessant. Anatole habe ich nur von Ferne zugewinkt, er war mit anderen Leuten beschäftigt.“
    „Wo ist Herr Scheidegger jetzt? Kümmert er sich in der Klinik um Stella?“
    „Nein, wo denken Sie hin, in einem so ernsten Fall muss ich persönlich anwesend sein. Wenn das arme Schätzchen aus der Narkose erwacht, muss es doch sein Frauchen sehen. Nein, Anatole ist in St. Moritz, er liest dort im Rahmen des Literaturfestivals.“
    Nick und Angela schätzten sich glücklich, dass in diesem Moment die Tierklinik anrief, Stella sei aus der Narkose aufgewacht und zum Abholen bereit. Sabine Scholl verabschiedete sich überschwänglich und stieg in den Jaguar vor der

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