Schreib und stirb (Aargauer Kriminalromane) (German Edition)
gelohnt haben. Ich brauche allerdings noch eine Bestätigung von den Internetspezialisten, deshalb könnten die anderen anfangen.“
Peter Pfister berichtete in langer Rede von seinem Besuch bei der Event-Agentur und den Nachforschungen bei Gästen; alle waren sich einig, dass das Resultat dürftig war und Scheidegger weder belastete noch entlastete.
Angela erklärte, was sie bei Familie Scholl vorgefunden hatte, wobei Cécile Dumont eine Augenbraue hob, aber nichts sagte. Die Einkäufe, die Scheidegger tätigte, waren nicht wirklich interessant, ausser dem einen Produkt von einem englischen Pharmaversand.
Es klopfte an die Tür. Andi, der Computerfreak und Ex-Hacker, streckte seinen Krauskopf ins Büro und sagte: „Ich bin Angelas Notiz nachgegangen und habe herausgefunden, was die Bestellnummer bedeutet. Benzos, Markenname Rohypnol, und zwar die alte Version, die hier nicht mehr zugelassen ist. Bezahlt mit einer Kreditkarte. Mehr weiss ich noch nicht, vor allem die Menge und die Kreditkarte muss ich noch checken.“ Er war wieder verschwunden, noch bevor Angela in die Hände klatschte.
Urs Meierhans erklärte, dass das Medikament früher farb- und geschmacklos gewesen war, aber heute wegen der häufigen Missbräuche als Partydroge in anderer Form verkauft wurde. „Die alte Zubereitung wird allerdings nach wie vor illegal gehandelt, und Scheidegger hat davon gewusst.“
Nick stand auf und ging zu den Tafeln. Er zeichnete eine Wolke, die das Strichmännchen 'A.S.' und das Medikament einschloss. „Scheidegger besass also das Mittel. Wir wissen nicht, wofür er es brauchte, aber es besteht kein Zweifel daran, dass es in seinem Besitz war. Er war am Freitag an diesem Anlass und hatte eine bestimmte Aufgabe, aber sicher wissen wir nur, dass er bei der Besprechung um halb sechs anwesend war und nach zehn Uhr wieder gesehen wurde. Er könnte sich theoretisch in der Zeit dazwischen abgesetzt und Guido Bär getötet haben. Wie wäre er von Holderbank nach Villnachern gekommen, wenn er kein Auto besitzt?“
„Zum Beispiel mit dem Fahrrad, es ist eine wunderschöne Strecke der Aare entlang“, meldete sich Cécile Dumont, „nicht dass die Landschaft für einen Mörder relevant wäre. Aber man schafft es locker in zwanzig Minuten.“ Sie lächelte in die Runde. „Sogar ich mit meinen kurzen Beinen.“
Sie wurde Nick immer sympathischer, sogar über sich selbst konnte sie lachen. Ob er in dieser Hinsicht noch etwas lernen konnte?
„Urs, haben wir Fahrradspuren bei der Tierarztpraxis?“
„Klar, es steht auch ein Velounterstand vor dem Haus. Die Assistentin kommt mit dem Rad zur Arbeit, Guido Bär hatte eins, sicher sind auch Kunden so zur Praxis gefahren. Es ist praktisch unmöglich zu sagen, wie alt die Spuren sind und zu welchen Fahrrädern sie gehören.“
„Abgesehen davon hatte Scheidegger sicher nicht sein eigenes Rad dabei, er fuhr kaum damit von seiner Wohnung in Aarau nach Holderbank, in dunklem Anzug und Krawatte.“ Peter schaute in seinen Notizen nach. „Rushford sagte etwas davon, dass er sein Personal in einem kleinen Bus nach Holderbank transportierte, aber ob Scheidegger dabei war, weiss ich nicht.“
„Überprüfen, Peter.“ Nick fasste wieder zusammen. „Er könnte also ein Fahrrad ausgeliehen oder gestohlen haben, um nach Villnachern zu gelangen. Wenn der Mord allerdings so gut geplant war wie wir denken, ging er damit ein ziemlich grosses Risiko ein. Er konnte nicht wissen, ob er ein Velo finden würde.“
Angela meldete sich mit einem anderen Gedanken. „Vielleicht hat er sich auch ein Auto ausgeliehen. Sabine Scholl hätte ihm jederzeit ihren Jaguar anvertraut für eine dringende Fahrt.“
„Darf ich eine Frage stellen?“ sagte Cécile Dumont. „Haben Sie Fortschritte gemacht in Sachen Motiv? Ich glaube nämlich nicht, dass Mittel und Möglichkeit allein für eine Verhaftung ausreichen. Wenn hingegen ein Motiv vorhanden wäre, könnte ich mich bereit erklären, Anatole Scheidegger auf der Basis dieser Indizien vorführen zu lassen.“
Gody schaute die Staatsanwältin an wie ein Junge, der seine Hausaufgaben nicht gemacht hat. „Wir haben keine Ahnung, Frau Dumont.“
„Schade, sehr schade. Gut, dann hoffe ich, dass Sie das Motiv bald finden. Sie können mich jederzeit anrufen, das wissen Sie. Bis bald.“
Als sie gegangen war, herrschte betretenes Schweigen, bis Nick aufstand und begann, auf und ab zu gehen. „Wir müssen nachdenken, unsere grauen Zellen anstrengen – es
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