Schreib und stirb (Aargauer Kriminalromane) (German Edition)
Garage; der Besuch kam zu einem natürlichen Ende.
„Sie wird sich nicht an unsere Fragen erinnern“, sagte Nick, „oder jedenfalls nicht gleich. Hast du etwas gefunden auf dem Laptop?“
„Möglich. Er kauft sehr viel via Internet, aber das meiste ist harmlos. Es gibt keinen Mailverkehr mit Beniak oder Bär, zumindest nicht in den letzten Monaten, aber es ist nichts geordnet, ich habe sicher nicht alles gefunden. Man sollte den Laptop genauer unter die Lupe nehmen, allerdings würden uns die Damen Scholl und Dumont den Kopf abreissen, wenn wir ihn mitgenommen hätten. Warten wir ab, vielleicht ergibt sich etwas, ich habe mir ein paar Notizen gemacht.“
Sie hatten Sabine Scholl zu zweit besucht, weil Angela weiter über das Wohnhaus des Dichters recherchiert hatte und dabei herausfand, dass es weder Telefon- noch Kabelnetzanschlüsse gab; vor den meisten Fenstern waren kleine Satellitenschüsseln montiert. Das bedeutete, dass Scheidegger ins Internet-Café ging oder sonst irgendwo mit einem Computer arbeitete; Sabine Scholl hatte sie direkt zur Lösung der Frage geführt.
Angelas Handy kündigte eine SMS an. Sie las vor. „Kann nicht zurückrufen, bin den ganzen Tag bei einem Kunden beschäftigt. Sagen Sie Nick, ich sei am Abend bei Marina, er könne mir dann alle seine Fragen stellen. Sorry – Maggie Truninger.“
„Lass uns zurückfahren und sehen, was Peter gefunden hat. Unterwegs fahren wir beim Kebab-Stand vorbei und holen uns ein spätes Mittagessen. Einverstanden?“
„Aye aye, Kapitän.“ Sie imitierte den Mann hinter der Kebab-Theke. „Einmal Dürüm mit alles ohne Zwiebel, Herr Kommissar.“
Marketa sass am Tisch und blätterte in einem Ordner, den sie aus Guido Bärs Arbeitszimmer nach unten gebracht hatte. Es waren Unterlagen zu den Schreibseminaren, das letzte hatte im Januar stattgefunden. Pavel lag auf dem Sofa und starrte ins Leere.
„Weisst du eigentlich, wie beliebt Guido bei seinen Schülern war, vor allem bei den weiblichen?“ Sie versuchte ihren Ton leicht zu halten. „Die meisten waren hell begeistert von ihm und seinen didaktischen Fähigkeiten. Hier schreibt eine Teilnehmerin, sie sei traurig, dass der Kurs vorbei sei, sie wäre gerne eine ganze Woche geblieben.“ Sie warf einen Seitenblick auf ihren Bruder und blätterte weiter. „Und hier, hör mal. 'Herr Bär ist anspornend und gleichzeitig kritisch, er nimmt die Teilnehmer ernst und ermutigt sie, besser zu werden; dabei zeigt er auch konkret, wie das geht.' Hat er dir jeweils von diesen Wochenenden erzählt, Pavel?“
„Wenig. Einmal sagte er, es koste ihn viel Energie, die Frauen auf Distanz zu halten, er werde sich nächstes Mal einen Kleber auf die Stirn heften, 'ich bin schwul'. Aber die Bezahlung war nicht schlecht, und er war gerne Lehrer.“ Er setzte sich auf und fuhr mit den Händen durch sein Haar. „Woher hast du das Zeug überhaupt? Wühlst du in seinen Sachen?“
„Keine Bange, Pavel. Ich versuche nur herauszufinden, ob die Polizei vielleicht etwas übersehen hat. Baumgarten scheint keine Fortschritte zu machen, ausser dir haben sie keine gute Spur. Irgendwie muss es doch vorwärts gehen mit diesen Ermittlungen, sonst stehst du noch lange unter Verdacht.“
„Mir scheissegal. Guido ist tot, und wenn sein Mörder gefunden wird, macht ihn das auch nicht wieder lebendig.“ Schwerfällig erhob er sich vom Sofa. „Ich muss an die frische Luft.“
„Soll ich mitkommen? Wir könnten am Fluss spazieren gehen.“
Er öffnete die Tür zum Garten und sagte mit dem Rücken zu Marketa: „Ich bin froh, dass du da bist, Schwesterchen, aber wenn du die Glucke spielst, werfe ich dich raus.“ Die Scheiben zitterten, als die Tür ins Schloss fiel.
Marketa seufzte und griff zum Telefon. „Herr Baumgarten, ich habe etwas gefunden. Ich bin nicht sicher, ob es relevant ist, aber Guido Bär hatte eine aktive und vielleicht auch aggressive weibliche Fangemeinde. Pavel sagt, er habe sich während seiner Seminare schützen müssen. – Feedbackformulare von den Schreibseminaren, ja genau. Er hat sie fein säuberlich geordnet, und sie sind wirklich fast alle sehr positiv. – Ja, selbstverständlich, ich verstehe. Morgen früh? Gut, bis dann.“
„Alle haben ihn gesehen, und keiner weiss wann. Als Zeugen sind die Kulturbeflissenen eindeutig nicht zu gebrauchen.“ Peter Pfister lehnte sich zurück und verschränkte die Arme. „Ich habe mit mindestens zwanzig Gästen telefoniert, und niemand erinnert sich
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