Schritte im Schatten (German Edition)
sagten, es gäbe keinen Markt dafür. Wenig später war er einen Haufen Geld wert.
Zu den Prüfungen eines Schriftstellerlebens gehören komplizierte Steuererklärungen. In einem Jahr hatte ich kein Geld, um meine Einkommensteuer zu zahlen. Im Vorjahr hatte ich gut verdient. Der Mann vom Finanzamt kam, war voller Mitgefühl, aber es nützte nichts: Ich musste zahlen. Wie? Ich erinnere mich nicht. Wahrscheinlich bat ich um Bücher zum Rezensieren. Ich glaube nicht, dass es damals irgendwelche Zuschüsse für Frauen in meiner Lage gab – ein Kind und keine Unterstützung durch den Vater. Und wenn es sie gegeben hätte, hätte ich mich geweigert, sie anzunehmen – dazu war ich zu stolz.
Wenn Sie denken: Aber sie hatte doch einen Geliebten, weshalb hat der nicht geholfen? Ich habe nie Geld von Jack angenommen. Das war eine Sache des Prinzips. Außerdem hatte er Frau und Kinder, für die er sorgen musste. Und dennoch, wenn dies Armut war, so kann ich mich nicht erinnern, dass mir irgendetwas gefehlt hätte, dass ich mich nach etwas verzehrte, das ich mir nicht leisten konnte.
Und wir aßen gut. Sowohl Joan als auch ich bereiteten wunderbare Mahlzeiten zu und luden uns gegenseitig dazu ein. Ich machte guten Gebrauch von Eintöpfen, dem Standardgericht in schweren Zeiten, denen immer neue Zutaten beigefügt und die im Lauf der Zeit immer besser wurden.
Aber manchmal muss ich völlig verzweifelt gewesen sein, denn ich bewarb mich um eine Stellung als Sekretärin in Mayfair. Sieben Pfund pro Woche. Ich sagte zu dem Arbeitgeber, dass davon kein Mensch leben könne, und er sagte entschuldigend: »Tut mir leid, aber wir gehen davon aus, dass Sie bei den Eltern wohnen.«
Ich schickte Erzählungen an den
New Yorker
und verkaufte zwei von ihnen, die beide nicht zu meinen besten gehörten. Einmal hatten sie gerade eine Erzählung von Nadine Gordimer angenommen, die sie wieder auf mich aufmerksam machte. (Damals kannten wir uns noch nicht.) Daraufhin schickte ich ihnen eine Reihe von Kurzgeschichten, die sie gerade abgelehnt hatten, und sie nahmen eine davon.
Ungefähr um diese Zeit starb Stalin, und ich schrieb eine kleine Erzählung mit dem Titel
Der Tag, an dem Stalin starb
. King Street – so erfuhr ich – war nicht amüsiert.
Tania Blixen arbeitete in Dänemark für den Rundfunk, und sie nahm ein paar Erzählungen an.
Ich habe nicht viele Buchbesprechungen geschrieben. Es ist harte Arbeit für sehr wenig Geld, das heißt, wenn man die Bücher tatsächlich liest und über sie nachdenkt, was Rezensenten keineswegs immer tun.
Zu einem anderen Fehlstart kam es, als ich mich bereit erklärte, als Sekretärin für Donald Ogden Stewart zu arbeiten. Er war einer der Autoren, die die Vereinigten Staaten wegen Joseph McCarthy verlassen hatten. Er war damals als Dramatiker und Drehbuchautor sehr bekannt.
The Philadelphia Story
stammte von ihm. Er war mit Ella Winters verheiratet; sie war eine der namhaften linken Journalistinnen gewesen, die gesehen hatten, wie die Zukunft in der Sowjetunion funktionierte. [8] Sie hatten eine Wohnung in der Finchley Road und waren beide immer noch sehr prosowjetisch. Von allen meinen Versuchen, mir ein regelmäßiges Einkommen zu verschaffen, war dies mit Abstand der dümmste. Er zahlte mir sieben Pfund pro Woche, das Minimum. Die Busfahrt von der Church Street zur Finchley Road dauerte fast eine Stunde. Don arbeitete sehr langsam. Er wanderte herum oder schaute aus dem Fenster, während ich darauf wartete, die Früchte dieses langen Nachdenkens niederzuschreiben. »Aber man braucht eine Dreiviertelstunde, um zum Flughafen La Guardia zu kommen.« War dies die Art, wie erfolgreiche Theaterstücke geschrieben wurden? Ich wurde verrückt vor Langeweile. In der Zwischenzeit steckte Ella immer wieder den Kopf zur Tür herein und sagte schließlich, wenn ich nichts zu tun hätte, könne ich für sie einkaufen gehen. Es kommt oft vor, dass Mann und Frau gleichermaßen versuchen, eine Angestellte mit Beschlag zu belegen. Ich hielt es ungefähr drei Wochen aus, dann trennten wir uns in beiderseitigem gutem Einvernehmen. Ich beschloss, den Versuch zu unternehmen, für eine der Seifenopern im Radio,
Mrs. Dale’s Diary
, zu schreiben, und reichte eine Episode ein, aber sie sagten, sie sei zu extrem. Sie handelte von einem kriminell gewordenen Kind, nur wenig später das Thema von so vielen ganz gewöhnlichen Hörspielen und Serien. Danach gelangte ich zu dem Schluss, dass all diese Versuche, Geld
Weitere Kostenlose Bücher