Schröders Verdacht - Der Italien-Thriller (German Edition)
diesen Flug wagen!" Der Bergrettungsmann schüttelte mit dem Kopf.
Schröder war also entkommen! Wie hatte dieser Kerl einen bewaffneten Hubschrauber austricksen können? Für Giovanna war das unfassbar.
"Sie wissen etwas! Reden Sie!", forderte der Gendarmerie-Offizier.
"Ich will zurück nach Italien. Sie dürfen mich nicht festhalten! Dazu haben Sie kein Recht", schrie sie.
Der Offizier wartete geduldig die Übersetzung ab, erhob sich dann und stützte die Hände in Primatenhaltung auf den Tisch. "Hören Sie, Signorina, hier geht es um Mord. Vielleicht geht es hier sogar um dreifachen Mord! Wer den Skifahrer erschossen hat, werden wir vielleicht bald wissen. Wir haben bei den Trümmern des Helikopters eine Maschinenpistole gefunden. Die Ballistiker werden zwar Probleme haben, weil das Ding den Absturz auch nicht wohlbehalten überlebt hat, aber sie werden uns hoffentlich bald Bescheid geben können. Doch dann bleibt immer noch die Frage nach dem Wieso! Wieso ist der Hubschrauber abgeschmiert?"
Giovanna versuchte es noch einmal: "Soweit ich das erkenne, ist der Mann auf den Skiern auf italienischem Staatsgebiet erschossen worden. Ich denke, Sie überschreiten ihre Kompetenzen, wenn sie mich festhalten wollen", sagte sie scharf.
"Deshalb interessieren wir uns auch nicht für den Mord an diesem Mann, obwohl er Österreicher ist. Was wir wollen, ist den Zusammenhang zwischen den beiden Fällen aufklären. Und dazu müssen wir diesen einen finden, der den Gleitschirm geflogen hat!", sagte der Offizier und wurde zum Schluss immer lauter.
"Es tut mir leid, ich kann Ihnen nicht weiterhelfen. Ich möchte jetzt gehen!" Dann stand sie einfach auf, und niemand hielt sie zurück. Als sie das Büro verließ, sahen die Gendarmen ihr stoisch hinterher.
Sie überlegte, was jetzt zu tun war. Schröder war entkommen. Aber wohin? War er schon in Deutschland? Was hatte der Skifahrer dort zu suchen? Und in welcher Beziehung hatte er zu Schröder gestanden.
Er konnte nur ein Freund gewesen sein, denn anscheinend waren sie gemeinsam aufgestiegen, der eine war abgefahren, der andere – nämlich Schröder – geflogen.
Den Schirm musste Schröder von seinem Freund, diesem Bauer, bekommen haben. Giaco hatte die beiden aufgestöbert. Aber wieso hatte Giaco nur den Skifahrer erschossen? Eine Frage, die Giovanna beschäftigte, aber eigentlich unwichtig war. Das einzig Wichtige war Schröders Verbleib. Sie musste ihn finden. Saltini würde durchdrehen, wenn sie ihn nicht erwischen würde.
Ihr fiel ein, dass der Gendarm erwähnt hatte, Bauer sei verheiratet gewesen. Seine Adresse hatte sie sich aus der Akte eingeprägt. Vielleicht wusste die trauernde Witwe etwas über Schröders Verbleib.
Sie stieg in ihren Leihwagen und fuhr auf die Autobahn Richtung Villach, die sie mit Höchstgeschwindigkeit unter sich vorbeirauschen ließ. Kurz vor Arnoldstein nahm sie die Abfahrt, die sie Richtung Hermagor bringen würde, eine kleinen Bezirkshauptstadt, die mehr den Charakter eines aufpolierten Dorfs hatte.
Nach einer weiteren halben Stunde war sie am Ziel: ein kleiner Ort auf der Schattenseite des Oberen Gailtals. Die Häuser der Ansiedlung waren durchnummeriert, Straßennamen gab es keine. Das Domizil, das sie suchte, hatte sie schnell gefunden. Sie parkte ihren Wagen hundert Meter weiter weg und ging auf das Haus zu. Nach längerer Zeit öffnete ihr eine Frau mit rot unterlaufenen Augen und unendlich trauerndem Blick. "Ja bitte?"
Giovanna tat sich schwer mit Deutsch. "Entschuldigen Sie, mein Name ist Gabriela Save. Mein Deutsch ist nicht sehr gut." Giovanna lächelte vorsichtig und heuchlerisch verlegen und sprach leise weiter: "Ich habe von ihrem Unglück gehört."
Eva Bauer war verwirrt und noch betäubt von ihrer Trauer. "Ja, was wollen Sie denn?"
"Mein Mann war der Pilot des Helikopters, der abgestürzt ist. Er wurde entführt. Und jetzt ist er tot, so wie Ihr Mann."
Eva Bauer sah die junge Italienerin an. Sie empfand so etwas wie Solidarität zu der hübschen Gestalt, die ein sehr trauriges Gesicht hatte. Sie fasste diese Frau beim Arm und führte sie in ihre Wohnung. Diese Frau musste ähnlich fühlen wie sie.
Eva Bauer wischte sich durch ihr verheultes Gesicht und bot der Italienerin einen Sitzplatz an. "Ich kann in Ihrer Sprache reden. Es strengt mich heute zwar sehr an. Aber ich will es versuchen. Wissen Sie, ich habe einmal in Pescara gearbeitet. Dort war ich ein Jahr Serviererin. Viele junge Menschen aus unserer Gegend gehen
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