Schröders Verdacht - Der Italien-Thriller (German Edition)
habe ich wirklich durch Zufall die ideale Lösung gefunden." Mainzer sagte das mit einem gewissen gärtnerischen Stolz.
"Ist Ihnen an dem Sand was aufgefallen?"
"Was meinen Sie?"
"Ich meine, haben Sie den Sand mal näher betrachtet?"
"Sand ist Sand, oder? Nein habe ich nicht. Ich bin Gott sei Dank so weit, dass ich selbst nicht mehr anzupacken brauche. Warum wollen Sie das alles wissen?"
"Wer gräbt denn den Lauch ein?"
"Einer meiner Lagerarbeiter." Mainzer deutete auf den Mann, der Sänger eben noch angesprochen hatte. "Der mit der zerschossenen Nase."
"Zerschossene Nase?"
"Ja, er ist mein ältester Mitarbeiter. Man hat ihm im Zweiten Weltkrieg an der Westfront die Nase weggeballert. Damals war er erst 15 Jahre alt. Die haben einfach was drangenäht. Deshalb klingt er immer so verschnupft."
"Kann er denn überhaupt riechen?"
"Nein, er hat ja dauernd … äh … die Nase zu."
"Sagen Sie, wie geht es ihm denn ansonsten, also gesundheitlich?"
"Er ist eigentlich eine Rossnatur. Naja, in letzter Zeit klagt er über Kopfschmerzen und Unwohlsein. Das Alter, wissen Sie. Aber er war bisher noch nie krank. Ich gönne ihm gerne ein paar Tage im Bett."
"Was meinen Sie mit im Bett?", fragte Sänger.
"Er ist hin und wieder ein paar Tage zu Hause geblieben in den letzten Wochen."
"Bitte lassen Sie den Herren mal herkommen."
"Wozu das alles? Der Mann arbeitet für mich. Ich ..."
"Hören Sie zu, Herr Mainzer. Es ist etwas passiert, wodurch Sie ernsthaft in Schwierigkeiten kommen können. Glauben Sie mir, ich stehe auf Ihrer Seite", versprach Sänger.
"Haben Sie überhaupt eine Legitimation, hierher zu kommen und Fragen zu stellen?"
"Wenn ernsthafter Grund zur Besorgnis besteht, brauchen Sie da eine Legitimation, um Schlimmeres vermeiden zu wollen? Hier geht es um die Erkrankung Ihrer Mitarbeiter, um die Kinder und um Ihr Geschäft!"
Der Händler zögerte, schließlich gab er nach. "Wenn Sie meinen. Ich werde mir anhören, was Sie zu sagen haben." Mainzer drückte einen Schalter und sprach in ein Mikrofon, das wie ein Schwanenhals aus dem Kasten des Sprechgerätes hervorstand. In der Halle krächzte seine Stimme und rief einen Namen aus. Eine Minute später öffnete sich die Glastür. Der Mann ohne Nase stand mitten im Raum.
"Ewald, der Doktor Sänger hat ne Frage an Dich."
"Wie fühlen Sie sich?", fragte Sänger ihn direkt.
"Wie ich mich fühle? Was geht das Sie ..."
"Beruhige Dich, Ewald. Er ist Arzt. Beantworte einfach seine Fragen!", sagte Mainzer.
Die eben noch finstere Mine des Alten hellte sich auf. Er setzte sich, nachdem Mainzer ihn dazu aufgefordert hatte.
"Also, bitte sagen Sie mir, wie es Ihnen geht."
"Ich bin in Ordnung."
"Ich hörte, Ihnen war oft schlecht in letzter Zeit?", fragte Sänger.
"Naja, das war nicht so schlimm. Das ist schon wieder Schnee von gestern." Der Alte machte eine abwertende Handbewegung.
"Niemand macht Ihnen einen Vorwurf daraus, dass Sie krank waren. Aber wie geht es Ihnen jetzt? Bitte seien Sie ehrlich, wenn Sie den kleinen Freunden des Sohnes Ihres Chefs helfen wollen. Kennen Sie die beiden?"
Der Alte sah erst den Arzt und dann seinen Chef an. "Meinen Sie die kleine Tamara und den wilden Rudolf?"
"Ja, genau die meine ich."
"Natürlich kenne ich die beiden Racker. Die haben oft genug hier drinnen die Bude auf den Kopf gestellt. Aber ich mag sie trotzdem sehr gerne. Sie haben mir sogar oft geholfen", sagte er freundlich.
"Geholfen?" Sänger streckte seinen Kopf vor.
"Naja, sie haben mehr spielend mitgemacht, wissen Sie?"
"Ja, ich verstehe schon." Sänger nickte. "Und jetzt schildern Sie bitte Ihr Wohlbefinden. Erzählen sie einfach drauf los!"
Nach kurzem Zögern sagte der Alte: "Ich habe dauernd Kopfschmerzen, und ehrlich gesagt ist mir auch noch häufig schlecht."
"Darf ich ihre Haut sehen?"
"Warum?"
"Ist Ihnen etwas aufgefallen, haben sich bei Ihnen Veränderungen gezeigt."
"Hm, … ja ...", der alte Mann stockte. Sein Brummen hatte aufgrund seines beharrlich verstopften Nasenkanals Ähnlichkeit mit dem Rauschen eines weit entfernten Nebelhorns.
"… auf meiner Brust sind Flecken, rote Flecken."
"Juckt das?"
"Ja, ziemlich, ich habe etwas Puder gegen Juckreiz drauf gegeben. Den habe ich noch aus der Zeit, wo meine Tochter die Masern hatte."
"Darf ich das mal sehen?"
"Den Puder?"
"Nein, nicht den Puder, ich meine Ihre Haut."
"Ich soll mich hier ausziehen?"
"Ewald, stell dich bitte nicht so an", sagte Mainzer. "Es wird dir niemand was
Weitere Kostenlose Bücher