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SchrottT (German Edition)

SchrottT (German Edition)

Titel: SchrottT (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Post
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Heidelberg.«
    Colin hielt die Hand auf, aber der Mantelträger machte keine Anstalten, ihm den Ausweis zurückzugeben. Er betrachtete ihn von allen Seiten – sogar die Kanten –, als hoffe er, irgendetwas zu finden, das er gegen den Besitzer verwenden könne.
    Unterdessen hatte es sein größerer Kollege geschafft, Blondys Ausweis mit der Kamera seines Smartphones zu fotografieren. »Aha«, machte er. »April Bella Charlotte Dornwald. Geboren am 16.4.2009 in Wiesbaden.« Der Mann verglich sorgfältig das Foto auf dem Ausweis mit der Person vor ihm. Schließlich schien er drauf zu kommen, was nicht stimmte. Er blies sein Kaugummi auf, dann grinste er zufrieden. »Sie sind nicht diese Person«, stellte er fest.
    Blondy schloss für einen Moment die Augen. »Haben Sie schon mal von Wasserstoffperoxid gehört?«
    »Ist das der Name Ihrer Band?«
    Blondy setzte ein Lächeln auf, das geduldig aussah, ohne Aggression zu transportieren. »Damit macht man dunkle Haare hell. Dunkle Haare habe ich auf dem Ausweisfoto, dann verwendete ich Wasserstoffperoxid, und jetzt bin ich blond. Und trotzdem dieselbe Person.«
    »Ah ja, verstehe«, sagte der Mann und gab ihr den Ausweis zurück. Auch Colins Kontrolleur hatte es endlich aufgegeben und reichte ihm das Kärtchen. Er sah seufzend zu Tier hinauf, der mit seinem Handy spielte. Sein Kollege nahm derweil den Ausweis des Gitarristen in Augenschein.
    »James-Markus Günclü«, las der Mann vor. »Auf dem Foto haben Sie Haare. Haben Sie auch irgendwelche Substanzen verwendet, um Ihre Identifizierung zu erschweren?«
    »Einen Rasierer«, sagte James.
    Der Personenprüfer sah dem Gitarristen tief in die Augen. Dann gab er den Ausweis zurück. »Sie haben sicher Interesse an ein paar Gramm Marihuana.« Er zauberte aus seiner Manteltasche eine rechteckige Plastiktüte hervor, die kleine Papierpäckchen enthielt. »Frischer Import aus ehemaligen sowjetischen Republiken. Beste Qualität. Kein Vergleich mit diesem kolumbianischen Zeug.«
    »Wie bitte?«, machte James und sah Hilfe suchend zu Colin und Blondy.
    »Ist Drogenhandel nicht illegal?«, fragte Colin vorsichtig.
    »Natürlich«, sagte der Mantelträger und schob seinen Hut einen Zentimeter höher. »Deshalb verschenken wir den Stoff.« Er fummelte eines der Papierpäckchen aus der Tüte.
    »Ja dann«, grinste James. »Nette Gegend, dieses Sachsen. Könnte mir gefallen.« Er nahm den Stoff entgegen und roch vorsichtig daran.
    »James …«, sagte Colin leise, »bist du sicher …«
    »Sie können ihn mir auch runterwerfen«, rief der andere Mantelträger plötzlich ziemlich laut und offenkundig genervt.
    Tier sah immer noch auf Marx’ Sockel und stellte sich stur.
    »Und das ist völlig legal?«, fragte James.
    »Keine Sorge«, sagte der andere Mann und verstaute die Tüte in der Manteltasche. Aus der anderen zauberte er eine Dose hervor, die mit kyrillischen Zeichen beschriftet war und einen breiten Schlitz in der Oberseite hatte. »Eine größzügige Spende an einen Wohltätigkeitsverein, und wir vergessen sofort die Unstimmigkeiten Ihres Ausweises.«
    »Verstehe«, sagte James und zog seinen Brustbeutel aus dem Hemd. Er zählte einige Scheine ab und faltete sie zu einem kleinen Paket, das in die Spendendose des Mantelträgers passte.
    »Vielen Dank für Ihre gute Tat«, quittierte der. »Einen schönen Aufenthalt noch im neuen Sachsen.«
    »Hören Sie«, sagte der kleinere Ausweisprüfer, »diesen Siegfried Karpac, den sollten Sie mal zu einem Arzt bringen.« Er zeigte auf Tier, der gerade versuchte, wieder von Karl Marx herabzusteigen, ohne mit dem Kopf voran auf das Pflaster zu knallen. Der Sicherheitsmann hatte seinen Ausweis auf den Sockel des Denkmals gelegt, und als Tier ihn wieder in Besitz nahm, erinnerte die Szene an Gollum mit seinem Schatz.
    Die Sicherheitsleute machten sich davon und hatten auf der anderen Straßenseite Spanisch und Lars-Peter als nächste Opfer erkoren.
    Während James den nächsten sinnlosen Streit mit Tier vom Zaun brach, grinste Colin Blondy an. »April Bella … und wie ging das noch mal weiter?«
    »Charlotte Dornwald. Meine Eltern fanden es witzig, dass meine drei Vornamen mit A, B und C anfangen und der Nachname mit D. Sie glaubten, dass ich auf diese Weise leichter das Alphabet lerne.«
    »Außerdem heißt du wie der Monat, in dem du geboren bist.«
    »Meine Eltern sind ziemlich neunmalkluge Leute.«
    »Klingt anstrengend«, meinte Colin und versuchte einen mitfühlenden

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