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SchrottT (German Edition)

SchrottT (German Edition)

Titel: SchrottT (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Post
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…«
    »Was?«, fragte Colin. »Abmahnung?«
    »Keineswegs. Man nennt es Versetzung.«
    »Sie meinen, wie in der Schule?«, warf Blondy ein und erntete dafür einen bleichen Blick von Lars-Peter, der schon die ganze Zeit erfolglos versuchte, die Band mit Handzeichen zum Einlenken zu bewegen.
    Der Überwacher überging das alles. »Sie wissen doch wohl, dass die Sächsische Bruderschaft über ausgezeichnete Verbindungen nach Russland verfügt?«
    »Damit«, mischte sich der größere mal wieder ein, »sind auch die ausgezeichneten Bahnverbindungen nach Sibirien gemeint. Wussten Sie, dass es einen täglichen Direktzug von Dresden nach Omsk gibt, für den man am Schalter keine Fahrkarten bekommt?«
    »Du, ich glaube, neuerdings fährt er nach Krasnojarsk«, sagte sein Kollege.
    »Pro forma«, nickte der andere. »Wo waren wir?«
    »Auf dem Weg zu anderen Opfern?«, schlug Blondy vor.
    Der kleinere Überwacher hob den Zeigefinger. »Stimmt nicht, wir waren bei der dringenden Warnung, die allgemeine Sicherheit nicht zu gefährden.«
    »Und Ihre eigene«, ergänzte sein Kollege. »Das liegt ja in Ihrem eigenen Interesse.«
    »Freut mich, dass Sie um meine Sicherheit besorgt sind. Das ist heutzutage nicht überall selbstverständlich«, sagte Colin trocken.
    »Jetzt müssen wir aber wirklich gehen«, drängelte sich Lars-Peter dazwischen.
    Die Überwacher tippten sich beinahe synchron mit den Fingern an die Hutkrempen. »Machen Sie’s gut«, sagte der kleinere. »Und falls Sie doch mal telefonieren müssen«, ergänzte er, »geben Sie einfach einem Kollegen Bescheid.«
    Er malte mit dem Zeigefinger einen Kreis in die Luft. »Es sind ja überall genug von uns in der Nähe.«
    »Danke, das wissen wir wirklich zu schätzen«, sagte Lars-Peter und nickte betont freundlich.
    Colin sah den Überwachern hinterher, als sie langsam abzogen, um einen Bus voller chinesischer Touristen zu betreuen, der gerade vorfuhr. Sicherheitshalber sprach Colin die Lyrics nicht aus, die sich gerade in seinem Kopf formten:
Es war einmal eine kleine Überwachungskamera,
die hatte ihren Ausweis nicht dabei,
und jetzt überwacht sie die Gräser in der Tundra.
     
    »Fahren wir direkt zur Location?«, fragte Blondy. »Oder können wir einen Abstecher zu dem Einkaufszentrum da drüben machen? Ich brauche neue Schuhe.«
    »Wie bitte?«, hauchte Lars-Peter.
    »Du verarschst uns«, sagte Colin.
    Blondy zuckte mit den Schultern. »Ich habe ein Image zu pflegen. Und einen Einkaufszettel im Kopf. Du brauchst zum Beispiel neue Rasierklingen. Ein anderes Deo. Und eine Schachtel Kondome.«
    »Ja doch«, verzog Colin das Gesicht.
      
    Als Blondy im Einkaufszentrum ein paar Schuhe anprobierte, saß Colin auf einer günstig installierten Wartebank für verwaiste Ehemänner. Neben ihm lungerte ein Brillenträger herum, der schwanger aussah und ständig rülpste. Der Rest der Truppe war mit anderen Einkäufen beschäftigt; von Tier fehlte jede Spur. Der Drummer würde aber sicher wieder auftauchen, denn er hatte seine Süße im Tourbus zurückgelassen.
    Wenn Colin davon absah, dass ab und zu Männer in Trenchcoats durch die Gänge patrouillierten, unterschied sich dieses Einkaufszentrum nicht von anderen. Manche Passanten grüßten die Überwacher freundlich. Colin fragte sich, ob es sich um Kollegen in Zivil handelte oder ob die Überwacher dermaßen Respekt einflößten, dass man sie lieber grüßte, als den Nachtzug nach Sibirien zu nehmen. Dann kam ihm eine Idee. Er tippte seinem Nebenmann auf die Schulter. »Entschuldigen Sie?«
    »Was?«
    »Leben Sie hier in der Stadt?«
    Der Brillenträger sah nach links und rechts, aber es gab keinen Zweifel: Colin hatte ihn angesprochen, niemanden sonst. »Kann sein«, gab der Mann zurück.
    »Ich bin nicht von hier«, sagte Colin und stellte sich dumm. Blondys Masche. Mal sehen, wie gut sie funktionierte. »Hier laufen ganz schön viele Leute mit langen Mänteln rum, oder? Und das im Sommer. Irgendeine neue Mode, was?«
    Der Blick des Brillenträgers zuckte nach links, dann nach rechts. Dann rülpste er. »’tschuldigung. Haben Sie was gesagt?«
    Colin schnalzte mit der Zunge. »Wer sind die Leute mit den Mänteln?«
    »Bruderschaft Sachsen«, gab der Mann einsilbig zurück. Als er merkte, dass ihn niemand aufgrund dieses Satzes umgehend festnahm, wurde er mutiger: »Sicherheitskräfte. Weiß doch jeder.«
    »Bruderschaft?«, fragte Colin gespielt naiv. »Komischer Name.«
    »Hören Sie«, sagte der Schwangere und

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