SchrottT (German Edition)
Gesichtsausdruck.
»Geht so. Damals kannte ich euch noch nicht.«
»So schlimm sind wir?«
»Ihr streitet euch die ganze Zeit.« Blondy warf einen Blick auf James und Tier, die anscheinend eine Meinungsverschiedenheit über die Setlist des heutigen Abends austrugen.
»Wir müssen uns zusammenreißen«, sagte Colin. »Wir sind auf Tour. Das war noch nie leicht. Weder für Nirvana noch für Heino. Es ist eine Belastung für uns alle.«
»Irgendwas geht immer schief«, orakelte Blondy.
Eine ganze Weile später hatte die Pommesbude Frühstück produziert, und die Sicherheitskräfte hatten von Manager Lars-Peter und Journalist Spanisch abgelassen. Stattdessen befanden sich die Herren mit den Mänteln nun in einem Clinch mit dem Besitzer der Pommesbude.
Die Band verzehrte die Kartoffelstäbchen, als hätte ein Sternekoch sie zubereitet. James bekam eine Art epileptischen Anfall, weil ihm Ketchup in den Bart tropfte. Blondy wischte das Unglück geduldig fort und musste immer wieder die Frage »Ist auch wirklich alles weg?« beantworten.
Lars-Peters Handy klingelte. »Ja? Oh, Hallöchen. Ja, wir sind in der Stadt. Wir … was?«
Der Manager erstarrte, weil wie hervorgezaubert die beiden Trenchcoatträger neben ihm standen.
Der Große hielt sein Ohr direkt an Lars-Peters Handy. »Lassen Sie sich nicht stören«, sagt der andere.
»Aber …«, fing Lars-Peter an, mehr nicht.
»Sie können doch nicht einfach …«, half Colin und sah ratlos Blondy an. Spanisch grinste und zückte die Kamera.
»Das würde ich bleiben lassen«, sagte der kleinere Sicherheitsmann gefährlich. »Wir müssten Sie konfiszieren.«
»Meine Kamera überträgt alle Fotos sofort ins Netz«, sagte Spanisch aufgeräumt.
»Ich rede nicht von Ihrer Kamera, sondern von Ihnen . Berichterstattung über die Ausübung unserer Tätigkeit erfordert eine besondere Genehmigung.«
»Verstehe.«
»Eine Genehmigung, die bislang meines Wissens noch niemand erhalten hat.«
»Ich hab’s ja verstanden«, murrte Spanisch und packte die Kamera weg.
»Würden Sie bitte die Freisprechanlage verwenden?«, sagte der andere Mann zu Lars-Peter. »Das würde mir die Arbeit wirklich erleichtern.«
»Von was für einer Arbeit reden Sie eigentlich?«, fragte Colin.
Lars-Peter sah nur verständnislos vom einen zum anderen.
»Überwachung, Herr Weinland. Sind Sie nicht selbst in der Branche? Aus Ihren persönlichen Daten geht dergleichen hervor.«
»Woher …« Colin schnaubte. »Ja. Sie haben recht. Ich verstehe.«
Der Überwacher zeigte auf Lars-Peters Handy. »Dieses Gerät wurde offenbar nicht in Sachsen erworben, daher verfügt es nicht über die obligatorischen Trojaner.«
»Woher wissen Sie das?«, entfuhr es Colin.
»Der Aufkleber fehlt. Sehen Sie?« Der Mann zog sein eigenes Handy hervor, auf dem ein roter Sticker prangte, der ein stilisiertes Ohr zeigte, das von kyrillischen Worten umgeben war.
»Aber zum Glück waren wir ja in der Nähe, um die manuelle Abhörung vorzunehmen«, sagte der kleinere Mantelträger. »Sie wissen ja: Das alles dient nur Ihrer Sicherheit.«
»Nun telefonieren Sie schon«, sagte der andere Mann. »Sehe ich aus, als hätte ich den ganzen Tag Zeit, hier herumzustehen?«
»Keinesfalls«, schüttelte der Manager den Kopf.
Blondy nahm Colins Hand. »Wie gut, dass alle, mit denen ich jetzt gerne telefonieren würde, in Sprechreichweite sind.«
»Die Leute müssen hiervon erfahren.« Angesäuert verzog Colin das Gesicht. »Fotografieren darf man diesen Unsinn ja nicht«, murmelte er, »aber mir fällt gerade ein Vers für einen neuen Song ein.«
Aufpasser zwei grinste. »Ich bin sicher, die Kollegen beim Konzert heute Abend werden sich das interessiert anhören.«
»Du, Janus?«, sagte Lars-Peter in sein Handy. »Ich rufe dich später wieder an. Äh … besser in ein paar Tagen, wenn ich nicht mehr in Sachsen bin. … Ja, ich dich auch.«
Der größere Mantelmann verzog das Gesicht. »Schade, darüber lohnt es sich nicht, einen Bericht zu verfassen.«
»Sie«, sagte der andere und zeigte auf Colin, »werden sich eine Menge Probleme einhandeln.«
»Berufsrisiko«, gab Colin zurück, musste sich aber eingestehen, dass die graublauen Augen seines Gegenübers gerade ein unfreundliches Loch in sein Selbstbewusstsein frästen.
»Mein Beruf ist auch nicht ohne Gefahren«, sagte der Überwacher. »Ich muss bloß eine wichtige Information unterschlagen, einen Straftäter schützen, ein Formular falsch ausfüllen, und schon
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