Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
SchrottT (German Edition)

SchrottT (German Edition)

Titel: SchrottT (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Post
Vom Netzwerk:
einen geblasen und müsste nun zum nächsten Scheiterhaufen transportiert werden.
    Ärgerlich schüttelte Colin den Kopf. Er war ja nicht mehr in Thüringen.
    Die ältere Frau sah arg mitgenommen aus. Einer der Mantelträger schien sie an den dunkelgrauen Haaren zu tragen, drei weitere kümmerten sich um Arme und Beine. Im Gesicht trug die Frau einen blutigen Kratzer, und das linke Auge war geschwollen.
    Der Zufall wollte, dass die Prozession sich genau vor Colin einen Weg durch die Menge bahnte.
    »Was hat die Frau getan«, murmelte Blondy, »hatte sie eine schmutzige Bombe dabei?«
    Colin hielt das für eine hervorragende Frage. »Hey!«, rief er dem Anführer der Mantelträger zu, der versuchte, seinen Kollegen den Weg zu bahnen.
    »Das ist eine Geheimoperation«, versetzte der Angesprochene, »gehen Sie weiter.«
    »Geheim?« Colin schüttelte den Kopf. »Das nennen Sie geheim? Was hat die Frau denn getan? Sieht ja furchtbar aus.«
    Als der Anführer der Sicherheitsleute stehen blieb und Colin mit einem eisigen Blick fixierte, bildete sich wie auf ein lautloses Kommando ein Kreis um die beiden. »Unzucht!«, spuckte der Mann aus.
    Die festgenommene Frau wimmerte irgendwas.
    Colin zeigte auf den Laden, aus dem die Mantelträger die Frau geschleppt hatten. »In der Drogerie?«
    »Vielleicht war es auch Hochverrat«, sagte der Mann und hob das Kinn. »Man weiß ja nie bei diesen politischen Aktivisten. Davon abgesehen geht Sie das alles überhaupt nichts an. Wir können Sie aber gerne auch mitnehmen, wenn die Sicherheitslage das erfordert.«
    »Oh-nein-oh-nein …«, hörte Colin hinter sich.
    »Hören Sie«, begann Colin, »ich weiß natürlich, dass mich das nichts angeht, aber …« Sein Blick fiel auf die Frau, von der der Geruch von Urin zu ihm herüberdrang. »… irgendwie scheint es mich doch etwas anzugehen.«
    »Verstehe«, unterbrach der Mantelträger. »Wenn das so ist, nehme ich Sie sicherheitshalber zu einer Befragung mit. Ich bin sicher, wenn Sie kooperieren …«
    »Kooperieren?« Colins Adrenalinschub wirbelte seine Vernunft in alle Winde. »Mit Schergen wie Ihnen?«
    Das Gesicht des Mannes entspannte sich zu einem Lächeln. »Ah, Sie widersetzen sich der Verhaftung. Das kommt mir aber ungelegen.« Seine Rechte schoss vor. Colin duckte sich instinktiv, bekam den Schlag aber doch ans Ohr. Streckte einen Arm zur Abwehr aus, wollte etwas sagen. Sah, wie der Kerl ausholte. Drehte sich lieber schnell weg.
    Etwas schoss an ihm vorbei. Er spürte den Wind. Ein Krachen, ein Keuchen. Colin wagte es aufzusehen.
    Blondys Stiefel steckte gewissermaßen im Bauch des Mantelträgers, der lautlos zusammenklappte. Sie zog das Bein zurück. »Los!«, zischte sie und zog an Colins Jacke. Eine zweite Einladung war nicht erforderlich. Bevor die anderen Sicherheitsleute sich überlegen konnten, ob sie ihr momentanes Opfer loslassen konnten, ohne dass es weglief, rannten Blondy, Colin und Lars-Peter los. Bahnten sich rücksichtslos einen Weg durch die Schaulustigen. Hinaus aus dem Einkaufszentrum.
    Hinein in die abgestandene, warme Luft des Sommerabends. Es waren glücklicherweise nur einige Schritte bis zur Stadthalle.
    »Normal gehen«, murmelte Blondy, und Colin hörte auf sie. Glücklicherweise achtete keiner der Schnüffler, die draußen herumlungerten, auf sie. Jedenfalls nicht mehr als sonst.
    »Die sind schlecht vernetzt«, sagte Colin leise.
    »Zum Glück«, meinte Blondy. »Bei Fraport-Leuten hätten wir jetzt Pech. Die haben alle einen Knopf im Ohr.«
    »Da vorne ist es«, sagte Lars-Peter. Er klang wie nach der glücklichen, aber langwierigen Entbindung eines besonders breiten Babys.
    Am Hintereingang der Stadthalle warteten gleich zwei Mantelträger, aber sie nickten nur mitleidig, als Lars-Peter ihnen sein Badge hinhielt.
    Unangefochten erreichten sie den Gang zur Garderobe.
    »Sag nichts«, fuhr Colin Lars-Peter an, als der zu einem Monolog ansetzte.
    »Aber«, brachte der Manager nur heraus, dann hielt er tatsächlich den Mund.
    Colin betrat als Erster die Garderobe. Er holte tief Luft, denn er sah sofort, dass etwas nicht stimmte.
    Tier saß mit dem Gesicht zur Wand auf dem Boden und hatte die Arme vor der Brust verschränkt. James Bond stand mit bleichem Gesicht daneben und redete auf den Drummer ein.
    »Was ist los?«, erkundigte sich Colin.
    Der Gitarrist drehte sich um. »Ich fress Kaviar«, grunzte er. »Er hat den Verstand verloren.«
    »Allerdings! Kaviar können wir uns nicht leisten!«, weinte

Weitere Kostenlose Bücher