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SchrottT (German Edition)

SchrottT (German Edition)

Titel: SchrottT (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Post
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sich James und Tier vielleicht nur wenige Meter entfernt hinter schalldichten Türen? Und Blondy? An der würden sie sich die Zähne ausbeißen, so viel ist sicher.
    »Vielleicht winselt er richtiger, wenn ich ihm meine Doktorarbeit zu lesen gebe.«
    Der andere brummt: »Ich überlege ernsthaft, welchem von euch zwei Experten ich zuerst das Gehirn durch den Gehörgang rausprügeln soll.«
    »Hast echt den falschen Job, wenn du das ernst meinst«, meint sein Kollege. »Ich will dir mal was erklären. Wir sind kein primitiver Schlägertrupp. Wir sind kein hirnloser Mob. Wir sind hoch motivierte Mitarbeiter eines komplexen Projekts, das mit realistischen Aufwandsschätzungen und sorgfältiger Priorisierung eingefädelt wurde, weil die neue Leitung endlich mit verkrusteten Gepflogenheiten – an erster Stelle genannt seien Pfusch und Faulheit als Grund für Krankenscheine – aufräumt. Die Meetings im Vorfeld haben fast länger gedauert als die eigentlichen Befragungen. Aber es hat sich gelohnt. Wir arbeiten ergebnisorientiert und effizient, da ist unnötige Brutalität reine Zeitverschwendung. Und schließlich …« Er räuspert sich. »… schließlich sind wir immer noch Kapitalisten. Kapitalisten, die am Ende des Projekts ihre zielorientierte Prämie zu 100 Prozent einstreichen möchten. Oder?«
    Eine Pause entsteht.
    »100 Prozent, wie viel ist das?«, fragt der andere Uniformierte.
    »Viiiiel Geld«, seufzt der Gebildete.
    »Oh, ja dann … weißte, ich hab nämlich gestern 3D-Werbung vom neuen Golf gesehen. Der war sooo …«
    »Dreidimensional?«
    »Du hast keine Ahnung von Autos, oder?«
    Colin hebt erneut den Kopf: »Apropos Drogen«, sagt er. »Ich glaube, ich habe das Mittel im Abendessen nicht vertragen. Mir wird gerade schlecht.«
    Die Uniformierten zögern. Vielleicht erinnern sie sich gerade wieder daran, dass sie einen Informationsträger in Händen halten, der sich auf dem Weg zur nächsten Sitzung befindet. Jedenfalls setzen sie endlich ihren Weg fort und schleifen Colin in den Raum, den er schon kennt. Erneut erwartet ihn die Blechliege, allerdings hat man deren Standfüße entfernt, sodass sie auf dem Fliesenboden liegt. Einen Esstisch gibt es nicht mehr, dafür aber einen neuen Befragungsreferenten – und zwar weiblichen Geschlechts. Typ Karrierefrau, mit hohen Schuhen, schwarzer, blickdichter Strumpfhose und mausgrauem Businesskostüm. Einziger farblicher Akzent ist ein buntes Halstuch. Sie trägt einen Pferdeschwanz und eine randlose Brille, hinter der dunkle Augen emotionslos glitzern.
    »Wie ich sehe«, zerschneidet ihre Stimme den Muff im Verhörraum, »wurden die Formulare bisher nicht ordnungsgemäß ausgefüllt.«
    »Ich kann nichts dafür«, versichert Colin eilig.
    »Bei den Angaben zur Person fehlen sexuelle Ausrichtung und religiöses Bekenntnis.«
    »Die rühren zu tief an meine Privatsphäre«, erklärt Colin, der sich bewusst ist, dass ihn anscheinend der Hafer sticht, als sei ihm der Ernst der Situation nicht bewusst. »Wenn ich unverschämt klinge, liegt das an den Nachwirkungen der Droge, die man mir heute Abend ins Essen gemischt hat.«
    Die Frau seufzt und nimmt die Brille ab. »Also gut«, sagt sie, dann erhebt sie sich und stellt sich neben Colin, der senkrecht zu ihr hinaufschaut. Er überlegt, ob man die Liege absichtlich auf den Boden verlegt hat, damit er sich unterlegener fühlt. »Es war offensichtlich ein Fehler, mit dieser Aufgabe einen Praktikanten zu betrauen.«
    Colin würde empört aufspringen und die Fäuste in die Seiten stemmen, wenn er könnte. »Dieser Kerl war ein Praktikant? Und was sind Sie? Sekretärin?«
    »Ich bin Ihr persönlicher Befragungs-Consultant. Sie dürfen mich Verena nennen.«
    »Verena«, sagt Colin tonlos. Langsam wird ihm kalt, und sein Unterkiefer möchte gerne klappern.
    »Sie haben Glück«, erklärt Verena. »Ich verfüge über deutlich weitreichendere Kompetenzen als ein Praktikant. Das wird die Prozedur deutlich beschleunigen.«
    »Gut«, sagt Colin, »ich habe nämlich noch andere Dinge vor als das hier.«
    »Genau darauf wollte ich gerade zu sprechen kommen.« Verena verschränkt die Arme vor der Brust. »Zunächst aber werden meine Mitarbeiter die Hodenklammern anbringen.«
    Colin bricht der Schweiß aus, als die Uniformierten anfangen, sich an seiner Unterwäsche zu schaffen zu machen. »Geht es nicht ohne? Ich … ich bin doch kooperativ …«
    »Und das soll doch auch so bleiben, nicht wahr?«, lächelt Verena. Sie wirft einen

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