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SchrottT (German Edition)

SchrottT (German Edition)

Titel: SchrottT (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Post
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verlieren. »Hast du es so gut versteckt, dass du es nicht wiederfindest?«
    »Guten Tag, Routinekontrolle«, kam eine Stimme von der Tür.
    Colin drehte seinen Oberkörper nach hinten. Herein spazierten zwei Uniformierte, die mit erstaunlich vielen Kordeln und Orden geschmückt waren. Selbst die Schulterstücke waren so bunt, das man spontan an ein Karnevalskostüm dachte, bloß war weder der 11.11. noch Fastnachtsdienstag. Der Aufzug war offenbar ernst gemeint.
    »Hohe Tiere«, murmelte James und verschränkte die Arme vor der Brust. »Wir haben keine Drogen«, erklärte er fest.
    »Ho, ho«, machte der schrankförmigere der beiden Weihnachtsbäume, »warum gleich so unlustig?« Er nahm die Schirmmütze ab und brachte so eine auf Hochglanz polierte Schädeldecke mit sonnenförmigem Tattoo zum Vorschein. »War doch nur ein Scherz. Mein Name ist König, Polizeidirektor. Das hier ist Polizeioberrat Dr. Fännel. Wir sind große Fans von Ihnen.«
    »Schicke Uniform«, rutschte es Colin raus.
    »Eine überfällige Änderung«, entgegnete König.
    »Wir haben Sitzplatzkarten«, sagte Dr. Fännel mit dünner Stimme und wedelte mit dem Handy.
    »So was gibt’s hier?«, fragte Colin.
    »Extra für uns«, sagte der Polizeidirektor und lächelte fein. »Vitamin B, Sie wissen schon.«
    »Verstehe«, sagte Colin. Die Wichtigtuer kamen höchst ungelegen, aber sein kleiner Finger sagte ihm, dass er sie nicht vor den Kopf stoßen sollte. »Es freut uns, eh, dass Sie uns die Ehre Ihres Besuches zuteilwerden lassen. Ich stelle Ihnen gerne die Band vor, muss allerdings um Verständnis dafür bitten, dass wir gerade nicht allzu gesprächig sind, weil wir uns auf das bevorstehende Konzert vorbereiten; dazu ist natürlich höchste Konzentration erforderlich.«
    Während die Uniformierten den Bandwurmsatz mental in für sie verständliche Teile zerlegten, fiel Colins Blick auf einen geöffneten Tourkoffer, in dem Autogrammkarten steckten. Er fischte einen dünnen Stapel heraus und überreichte ihn dem Polizeidirektor, der daraufhin grinste wie ein Schwein, das sich die bevorstehende Schlachtung mit einer Flasche Absinth schön getrunken hat. »Darf ich Ihnen das hier überreichen? Für Sie, für Ihre Familie und Ihre Lieblingskollegen.«
    »Prächtig!«, sagte König und reichte eine Karte seinem Begleiter. Den Rest schob er sich in die Westentasche.
    »Darf ich Ihnen James Bond vorstellen?« Colin zeigte auf James, der sich seine Gitarre vor den dürren Körper hielt, als fürchtete er einen spontanen Bauchschuss. »Er hat keine Lizenz zum Töten«, sagte Colin, »auch wenn es Ihnen später vielleicht so vorkommt, wenn er seine gefürchteten A6-Riffs mit allen angeschalteten Fußeffekten spielt.«
    »Angenehm«, sagte König und hielt James Bond die Hand hin.
    »Nicht zu fest drücken, ich brauch sie noch«, murmelte der Gitarrist und schlug ein.
    »Ho, ho, ho«, vibrierte der Polizeidirektor, »ich habe mal jemanden getroffen, dem man die Fingernägel ausgerissen hat. Sie spielen garantiert besser!«
    »Ich … weiß nicht recht«, sagte James. »Sie können mir ja hinterher erzählen, ob sie ihn besser fanden oder mich.«
    »Ho, ho, genau genommen hat der Kerl gar nicht Gitarre gespielt. Und dieser schräge Vogel hier …« Er zeigte auf Tiers Rücken.
    »Das hier«, präsentierte Colin, »ist unser Tier, der Krachmacher der Nation, derzeit vertieft in eine introvertierte Meditation, die ihm das richtige Timing für seine gefürchteten Tempowechsel orakeln wird. Versuchen Sie nicht, ihm die Hand zu geben, er könnte sie behalten. Er braucht für sein Spiel eigentlich mehr als zwei, wissen Sie?«
    »Ho, ho, prächtig!«, donnerte König. »Ich glaube, das wird ein unvergessliches Erlebnis.«
    »Das ist unser Job«, bekräftigte Colin.
    »Hauptsache, Sie machen vor der Sperrstunde Schluss.«
    »Sperrstunde?« Colin zog die Augenbrauen hoch.
    König zwinkerte ihm übertrieben zu. »Mein Ältester ist auch im Publikum, und der hat um 22 Uhr Sperrstunde, wenn Sie verstehen, was ich meine.«
    »Vollkommen, Herr König. Wir werden uns Mühe geben. Falls wir die Uhr aus dem Auge verlieren, können Sie ja winken und uns daran erinnern. Ich bin sicher, wir werden Sie nicht übersehen.« Colin biss sich auf die Lippen. Diese Anspielung auf die behängten Uniformen hätte er sich sparen sollen.
    Aber König ging nicht darauf ein. Stattdessen klopfte er Colin auf den Rücken, dann trollte er sich mitsamt seinem Kollegen.
    »Also gut«, sagte

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