SchrottT (German Edition)
obwohl James und Tier die ganze Zeit irgendwas von »Free« murmelten.
Colin hatte die Bühne fluchtartig verlassen, während die Fans noch »Zugabe« forderten und James und Tier die Freiheitshymne spielten, gesungen von den Fans statt von Colin, der zu diesem Zeitpunkt bereits im Tourbus damit beschäftigt war, Blondy die Hose vom Körper zu reißen. Er nahm sie von hinten im Stehen. Sein Gehirn beobachtete aus einem sicheren Versteck hinter hormontriefenden Wattewänden, wie nach fünfeinhalb Stößen eine Explosion seinen Körper in Stücke riss, nach der er auf zwei Bussitzen notdürftig zusammengerollt das Bewusstsein verlor.
Irgendjemand hatte Colin in ein Hotelzimmer verfrachtet, und als Blondy ihn fürsorglich auszog, fiel er erneut über sie her. Diesmal war es Colins Herz, das vor Adrenalin explodieren wollte, und Stimmen drangen kaum durch die Wattewände, hinter die sich sein Ich gerettet hatte.
Viel später, als Colin nur noch zitterte und zuckte, seinen Schwanz kaum noch spürte, aber trotzdem noch Blondys Po krampfhaft umklammerte und rammelte, bat sie ihn nachdrücklich aufzuhören.
Erst eine Ohrfeige brachte Colin dazu, das zu tun. Seine Lider zuckten, er keuchte, seine Lunge wollte nicht mehr, Schüttelfrost ließ seinen Gliedern keine Ruhe.
Im Traum vögelte Colin weiter. Jeder Fan, egal ob männlich oder weiblich, wurde der Reihe nach auf die Bühne gebeten und mit drei Stößen befruchtet. Colin warf sich im Halbtraum hin und her, klammerte sich an die Decke, biss je ein Stück aus dem Kopfkissen und aus seiner Lippe.
Als Colin aufwachte, hatte sich sein Ich endlich hinter den Wattewänden hervorgewagt. Es hielt ein gewaltiges Schild mit der Aufschrift »Schäm dich!« in beiden Händen und hämmerte es mit aller Kraft immer wieder von innen gegen seine Schädeldecke.
Als Blondys Gesicht in Colins Blickfeld auftauchte, drehte er sich weg. Er wagte es nicht einmal, sich zu entschuldigen. Selbst das kam ihm unangemessen vor; die einzige ehrenvolle Lösung schien Seppuku zu sein, bloß war gerade leider kein Wakizashi zur Hand.
Auf der anderen Seite des Bettes sah Colin Lars-Peter stehen. Dicke Ränder hingen wie tonnenschwere Erinnerungen an die vergangene Nacht unter seinen Augen.
»Fatal«, sagte Lars-Peter, »völlig und ganz und gar fatal.«
Colin verzichtete auf eine Entgegnung, er hätte sowieso nur ein Keuchen zustande gebracht. Eine unerwartete Berührung ließ ihn zusammenzucken.
»Bist völlig ausgerastet, Mann!« James trat in Colins Gesichtsfeld. »Trink einen Kaffee.« Er hielt ihm eine dampfende Tasse hin, die nach Tod und Vernichtung stank. Genau das brauchte Colin jetzt. Mühevoll setzte er sich auf. Kniff die Augen zusammen, weil sein Kopfinhalt massiv gegen die Aufwärtsbewegung protestierte.
Colin verbrannte sich die Lippen, als er versuchte, einen Schluck zu nehmen. Er betrachtete es als erste Rate einer Schuld, die er für den Rest seines Lebens abbezahlen würde.
»Die ersten Kritiken im Netz sind zwiespältig«, plapperte Lars-Peter. »Die Performance wurde treffend als orgasmisch tituliert, allerdings äußern mehrere User Unverständnis darüber, dass du beim letzten Lied gefehlt hast.«
»Das war nicht normal«, murmelte Blondy hinter Colins Rücken.
Lars-Peter hatte sie nicht gehört oder ignoriert. »Die Meinungen gehen erstaunlich weit auseinander: Manche User betrachten es als politisches Signal, die Fans das Lied allein singen zu lassen. Andere, nun … lassen sich dazu hinreißen zu vermuten, dass du das Lied boykottiert hast, weil es eigentlich gar nicht deiner politischen Überzeugung entspricht.«
Colin gelang ein unwilliges Stöhnen, dann versuchte er sich noch einmal an der Kaffeetasse.
»Der Wahrheit am nächsten sind vermutlich jene Kommentatoren, die vermuten, dass die Sicherheitsbehörde die Auflage erteilt hat, das Lied nicht zu singen. Diese Leute halten dich für … äh … hochintelligent, denn es wäre gleichzeitig eine Erfüllung der Auflage, aber die wäre gehörig nach hinten losgegangen, wo doch die ganze Halle lauter über Freiheit gesungen hat als je eine andere zuvor. Ein Blogger bezeichnet dich als Märtyrer.«
»Kannst du ihn nicht einen Moment in Ruhe lassen?«, fragte Blondy.
Lars-Peter ignorierte sie weiterhin. »Ich schlage vor, durch geschickt lancierte Postings die letzte Ansicht zu stützen.« Er lächelte verschwörerisch, um sofort wieder todtraurig auszusehen. »Ich weiß nur nicht, ob Herr Spanisch diese Ansicht
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