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SchrottT (German Edition)

SchrottT (German Edition)

Titel: SchrottT (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Post
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zu teilen bereit ist.«
    »Um den kann ich mich kümmern«, bot Blondy an. »Sorgt ihr so lange dafür, dass dieser Wahnsinnige hier wieder auf die Beine kommt. Morgen ist schon der nächste Auftritt, oder?«
    »In Hannover, ja«, sagte Lars-Peter.
    »Hoffentlich kommen wir da an, bevor die Geschäfte schließen.« Blondy ging um das Bett herum und schickte sich an, das Zimmer zu verlassen. »Ich muss mir dringend einen Keuschheitsgürtel kaufen.«
      
    »Ich müsste mal zur Toilette«, sagt Colin.
    Verena zeigt mit ihrem Kugelschreiber vage nach unten. »Lassen Sie es einfach laufen. Die Liege ist aus Edelstahl. Fahren Sie bitte fort, sonst muss ich Sofortmaßnahmen einleiten lassen. Eine halbe Umdrehung, wie Sie wissen.«
      
    Die Fahrt von Chemnitz nach Hannover führte glücklicherweise um Thüringen herum, sodass es vorerst keine weiteren Scherereien mit Gottes Stellvertretern auf Erden gab. Das Navi des Tourbusses führte die Band über die Autobahnen 4 und 14. Nördlich von Leipzig beantragte Lars-Peter, der am Steuer saß, eine Pinkelpause für alle.
    »Das ist nicht deren Ernst«, sagte James und zeigte auf das große, blaue Schild, das auf den nächsten Rastplatz verwies.
    »Wasislos?«, knurrte Tier und wachte auf.
    Panisch weiteten sich seine Augen, allerdings taten sie das immer, wenn man ihn aufschreckte. Es hatte nichts mit dem blauen Schild zu tun, das ohnehin längst vorbeigehuscht war.
    »Was da draufstand«, sagte James und gestikulierte, als würde er einen besonders aufgeregten Riff spielen.
    »Andere Länder, andere Sitten«, rief Peter Lars-Peter von vorne. »Das hier ist Sachsen-Anhalt, und wer hinter Herrn Hund steckt, hat inzwischen auch der Letzte kapiert.«
    »Das waren chinesische Schriftzeichen!«, ereiferte sich der Gitarrist und malte mit den Fingern Striche in die Luft.
    »Ist doch egal«, mischte sich Colin ein. »Wir sind nur auf der Durchreise.« Er zog sich die Schuhe an, die er der Bequemlichkeit halber während der Fahrt immer unter dem Sitz verstaute. »Gehen wir raus und suchen einen China-Imbiss mit Mittagstisch.«
    »Sehr witzig«, sagte James. »Es ist ein Skandal, dass bei der Auktion Gebote von Strohmännern zugelassen waren.«
    »Die Regeln für die Versteigerung waren ziemlich kompliziert, glaube ich«, meinte Colin. »Vermutlich, um Schlupflöcher anzubieten. Ohne die hätte es für ein paar Bundesländer überhaupt keine Gebote gegeben.«
    »Genau«, meldete sich Spanisch aus der hinteren Reihe zu Wort, während der Bus in die Ausfahrt bog. »Dass Herr Hund das Geld von den Chinesen hatte und er in Wirklichkeit genauso wenig existiert wie Max Mustermann, war nicht mehr relevant, denn der Überweisungsbetrag stimmte ja.«
    »Und wieso zum Teufel schreiben die jetzt chinesische Zeichen auf die Autobahnschilder?«, fragte James.
    »Aus Sicherheitsgründen«, versetzte Colin. »Der Grund für alles und egal für was. Wir machen einen Song darüber, was meinst du?«
    »Auf Chinesisch, damit man uns besser versteht?«
    »Komm schon, James, wir spielen doch gar nicht hier. Warum eigentlich nicht, Chef?«, wandte sich Colin an den Manager.
    »Meine Agentur vermittelt keine Auftritte in Sachsen-Anhalt«, sagte Lars-Peter. »Seit ein paar Jahren schon nicht mehr. Das gilt, äh, soweit ich weiß, für so ziemlich jede Agentur.«
    »Ja, aber wo liegt das Problem? Und jetzt sag bloß nicht: Sicherheitsgründe.«
    Lars-Peter schälte sich aus seinem Sitz, als der Bus in einer großzügigen Parkbox stand. »Wenn du den wahren Grund wissen willst und nicht irgendwelche offiziellen, also erlogenen … Musik würde die Menschen hier zu sehr von der Arbeit abhalten.«
    Die Band stieg einer nach dem anderen aus der vorderen Tür, nur Spanisch verzichtete freiwillig auf die frische Luft. Colin warf einen Blick auf Blondy, aber die schlief in ihrer Ecke unter einer Decke mit SchrottT-Logo. Keinesfalls wollte Colin es wagen, sie zu wecken.
    Draußen knallte die Sommersonne auf den Asphalt. Hinter einer ordentlich beschnittenen Baumreihe dröhnte der Schwerlastverkehr. »Gehen wir in die Raststätte?«, schrie Colin, um den Verkehr zu übertönen.
    Lars-Peter nickte. Ohne zu zögern, marschierten die Männer durch die wabernde Hitze zum Eingang des Rasthofs. Im Windfang stand ein mutmaßlicher Fernfahrer vor einem Schreibtisch, hinter dem ein junger Mann mit exakt modelliertem Scheitel betont aufrecht saß.
    »Oh«, machte der Fernfahrer und wendete den Neuankömmlingen seinen

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