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SchrottT (German Edition)

SchrottT (German Edition)

Titel: SchrottT (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Post
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bereitwillig ein rotes Etwas.
    »Was …«, machte Colin.
    »Klappe zu, Nase auf!«, befahl Blondy. Sie streichelte das rote Etwas und hielt es Colin vors Gesicht. »Kommt dir das hier bekannt vor?«
    Zuerst wollte Colin nicht einatmen, dann tat er es doch. Ein herber Moschusgeruch streichelte ihn, sandte ein Prickeln durch seinen Körper. Richtung: unten, Mitte. Colin prallte zurück.
    »Sag nichts«, sagte Blondy. Sie wedelte mit der Hand den Geruch fort, dann gab sie das Smoothphone zurück.
    Sauland steckte das Gerät ein. »Ha ja, wenn man das nicht gewohnt ist … Sie gehören offenbar nicht zu unseren Kunden. Aber was nicht ist, kann ja noch werden, nicht wahr?«
    »Ich finde das ja sooo aufregend«, sagte Blondy zu Sauland und klimperte mit den Augenlidern. »Würden Sie mir ein Tellerchen mit Vorspeisen zusammenstellen, Sie süßer Zauberer?«
    »Ha ja, mit dem größten Vergnügen!«
    Colin sah fassungslos zu, wie Sauland auf das Schauspiel seine Freundin hereinfiel, eine Verbeugung andeutete und vor lauter Begeisterung, Blondy bedienen zu dürfen, rückwärts zum Buffet wankte.
    »Und?«, sagte Blondy, jetzt wieder ernst und sie selbst.
    »April«, sagte Colin in einem nutzlosen Versuch, ebenfalls ernst zu bleiben, »was willst du mir eigentlich sagen? Dass ich mir gestern eine Dosis zu viel von dem Zeug reingezogen habe, bevor ich über dich hergefallen bin?«
    Blondy zog Colin am Ärmel außer Hörweite der anderen. »Hast du eine bessere Erklärung?«
    »Ich habe so ein Handy noch nie in der Hand gehabt!« Colin biss auf eine Peperoni. »Gut, ein- oder zweimal, als die Dinger neu waren und Kollegen damit prahlten. Auf der Schultoilette waren die Dinger der absolute Hit, aber ich fand nie was dabei.«
    »Denk mal weiter«, sagte Blondy. »Was ist, wenn jemand dir eine ähnliche Substanz verabreicht hat – nur viel wirkungsvoller?«
    »Ich wüsste nicht …« Colin versuchte nachzudenken, aber die scharfe Peperoni hielt ihn davon ab. Ihm kamen die Tränen.
    »Hattest du Kontakt mit irgendwas, das stark gerochen hat? Ausgenommen Tier, meine ich?«
    Colin fiel es sofort ein. Aber im gleichen Moment tauchte Spanisch auf und rumpelte: »An Ihrer Stelle würde ich diesem Flittchen kein Wort glauben!«
    »Wie bitte?« Colin sah sich irritiert um, weil Spanisch so laut gesprochen hatte, als wolle er mit jemandem am anderen Ende des Raums sprechen. Folgerichtig hatte er die ungeteilte Aufmerksamkeit aller Anwesenden, denn die Fahrstuhlmusik aus Saulands Beamer war leicht zu übertönen.
    »Es weiß doch jeder, dass die Band vor dem Aus steht«, rief Spanisch. Nun starrte wirklich jeder zu dem Journalisten herüber.
    »Die Band steht nicht …« Colin schluckte. Er sah die Blicke von Tier und James. Blicke, die nicht auf ihn gerichtet waren. Sondern zu Boden.
    Spanisch hob sein Smartphone. »Die großen Crap-Blogs mutmaßen schon, dass die nächsten Gigs abgesagt werden.« Er las vor, was auf dem Display stand. »Free, Bond und Tier – früher eine Einheit, die dem Crap die Seele flickten, heute drei Einzelgänger, die nur der kommerzielle Erfolg zusammenhält.«
    Die Fahrstuhlmusik verstummte. Automatisch sah Colin zu Saulands Beamer. Der Besitzer stand daneben, hantierte an dem Gerät, und brachte es prompt dazu, genau die Webseite in überdimensionaler Vergrößerung an die Leinwand zu werfen, von der Spanisch gerade zitiert hatte. Vermutlich hatte er einfach die Sprachsuche angeschaltet und Spanischs Stimme aufgenommen.
    »Oh-nein-oh-nein …«, heulte Lars-Peter und versuchte, sich hinter seinem Teller zu verstecken.
    »Schuld ist eindeutig das blonde Luxus-Groupie des Sängers«, zitierte Spanisch weiter, was alle an der Leinwand nachlesen konnten, »das mit sexuellen Eskapaden vom Hass auf das System ablenkt, ohne den Crap Metal wie Volksmusik klingt, die von wilden Orang-Utans frei interpretiert wird.«
    »Ich sag ja, sie ist unser Untergang«, murmelte James Bond in die Stille hinein.
    »Ja, der Auftritt in Chemnitz war wirklich mies«, gab Colin zu. »Allerdings …«
    »Dieser Text ist aber von heute Abend«, versetzte Spanisch. Er hob abwehrend die Hände. »Mich geht das eigentlich nichts an. Ich beobachte nur. Aber es macht meinen Bericht interessanter.«
    Colin spürte, wie Wut in ihm aufstieg. »Sie!«, rief er und richtete den Zeigefinger auf Spanisch. »Sie verbreiten hier Unfrieden …«
    »Was kann ich dafür, wenn sie mir unbedingt ständig einen blasen will?«, sagte Spanisch leichthin und

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